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Jana Mayer PoV.:
"...wie gerne würde ich dich bestrafen. Oh, in Vaters Namen! Ich könnte deine ganze kleine Welt in Schutt und Asche legen. Ich könnte die sieben Plagen los lassen, oder eine neue Sintflut heraufbeschwören lassen, nur um fich dafür zu bestrafen, was du mir angetan hast. Du hastmir alles genommen Jack!" schreie ich ihm entgegen. Tränen der Wut rinnen mir über die Wangen und ich hole tief Luft. "Aber ich bin besser als das! Besser als du. Ich bin ein Engel, eine gesante Gottes, wenn auch gefallen. Durch dich! Aber ich bin besser als das. Und besser als du! Ich werde der Menschheit ihre Chance nicht verwähren, weil du mir erst mein Herz und dann meine Seele, mein Leben gestohlen hast!" Bei dem Letzten Satz bricht meine Stimme. "Du entscheidest also zu gunsten der Menschheit und verlässt mich, um zurück ins Himmelreich zu gehen?" fragt er mit leichter Verunsicherung in der Stimme. Er sieht mich nicht einmal an, sondern bleibt einfach mit gesenktem Kopf vor mir stehen. "Nein." Entgegne ich und wende mich von ihm ab. "Ich werde Vater sagen, dass er jeden Menschen für sich prüfen muss. Sein Leben, seine Entscheidungen. Nicht jeder hat den Garten Eden verdient Jack. Und ich werde nicht zurück kehren. Die Pforten von Eden werden mir auf ewig verschlossen sein. Deinetwegen. Aber ich kann auch nicht bei dir bleiben. Denn dich anzusehen und zu wissen, dass meine Liebe zu dir noch immer in mir brennt, ist mehr Folter, als meine verrottenden Flügel." Entgegne ich und wende mich zum gehen ab. Und kurz vor dem Bühnenende ruft Jack mir noch nach. "Du liebst mich noch? Wieso willst du dann gehen? Bleib. Bitte." Ich schüttle den Kopf. "Ich kann nicht. Dich zu lieben bringt mich um. Dich zu lieben tut mir weh. Ich liebe dich so sehr, dass ich dich dafür hasse. Und das, was du aus mir gemacht hast" entgegne ich mit matter, trauriger und leiser Stimme, bevor ich, ohne mich nocheinmal umzudrehen von der Bühne abgehe. Eddie steht noch einen Moment lang im Spotlight bevor auch dieses Licht erlischt. Dann beginnt der letzte Kulissenumbau und ich stehe inmitten der Wolken, ein letztes Mal, nur diesmal in dem schwarzen Kleid mit den kaputten Flügeln und dem inzwischen eingetrockneten Kunstblut.
Die Stimme aus dem Off spricht wieder. "Madelein, mein gefallenes Kind. Sag mir, hast du deinen letzten Auftrag erfüllt?" Ich verneige mich vor der Stimme und senke den Kopf. "Ja Vater. Die Menschen sind Egoistisch und Gewalt- und Hasserfüllt. Sie achten einander nicht. Und sie schaden einander und haben sogar Freude daran." Ein Augenblick des Schweigens folgt, bevor Dylan, Gottes Off-Stimme antwortet. "Fu sagst also, ich soll ihnen den Zutritt zum Leben in Eden verwehren?" Ich schüttle den Kopf. "Nein Vater ich sage, sie haben sich Eden nicht verdient. Aber es sind nicht alle so. Eden sollte jenen offen stehen, die ihre Lebzeit mit gutmütigkeit, Großzügigkeit und Nächstenliebe verbracht haben. Eden sollte jenen offenstehen, die aus ihren Fehlern gelernt haben, die es besser machen wollten. Sieh in ihre Seelen und wenn du in einer nichts schlechtes siehst, dann schenke ihr Eden. Und wenn du in ihr Fehler siehst, dann verspreche ihr Eden, aufdass sie es besser machen wird. Verdamme nur jene, die ein Herz erfüllt von selbstsucht haben. Nur diese haben es verdient, dass sie auf ewig aus Eden verbannt bleiben. " Nach einen weiteren Moment der Stille ertönt ein zustimmend brummen, und kaum ist es zu hören, verweigert ich mich noch einmal tiefer und wende mich ab zum gehen. "Madelein, meine Tochter. Mein gefallenes Kind. Sag mir: du hast Liebe erfahren. All das gute und all das schlechte an ihr. Sag mir, mein Kind, was bedeutet liebe für dich?" Ich wende mich dem Puplikum zu, spreche es direkt an. "Als ich meinen gefallenen Brüdern und Schwestern auf der Erde zusah, wie sie einander liebten, sich hielten und ehrten, dachte ich für mich immer, dass die Liebe wohl das wertvollste am Menschsein ist. Doch ich habe mich geirrt Vater. Es ist ihre größte Schwäche. Es macht sie schwach und dumm und richtet sie zugrunde. Ich denke, wenn sie keine Liebe empfinden würden, dann wären sie schon seit Jahrtausenden wieder in Eden willkommen gewesen." Die Gott-Stimme beendet die Abschlussszene, indem sie mir lebe wohl sagt und mich abgehen lässt. Die Lichter im zuschauersaal gehen langsam an und die ganze Crew kommt auf die Bühne, nimmt sich bei den Händen und verbeugt sich.
Tosenden Applaus donnert durch den Saal und schwillt noch an, als Lil die Bühne betritt und sich ebenfalls verbeugt, bevor sie das Funkmicrofon, dass sie in der Hand hält einschaltet und sich einmal räuspert. Langsam lässt der Applaus nach und als die Zuschauer schließlich verstummen, beginnt Lillian mit ihrer kleinen Abschluss-Danksagungsrede während ich mit den anderen Mitwirkenden hinter ihr stehe und geduldig darauf warte, gehen zu dürfen. Ich lasse meinen Blick gedankenverloren über die Zuschauerbänke gleiten während ich Lils Redeschwall mit einem halben Ohr zuhöre. Gerade bedankt sie sich für die tatkräftige Mitwirkung der Bühnenbildner und Kulissenbauer als er mir un der ersten Reihe sitzend ins Auge springt. Neben ihm sitzt Mrs. Smith und kitzelt auf einen Blick während sein halbes Gesicht von der Schweren Kamera verdeckt ist, mit der er unaufhörlich Fotos knipst. Gegen meinen Willen fängt mein Herz an zu Rasen und ich trete unruhig von einem Bein auf das andere. Er macht mich nur durch seine pure Anwesenheit unendlich nervös und dabei liegt seine Beachtung nicht einmal auf mir, sondern auf Lillian und auch, wenn sich ein kleiner Teil von mir wünscht, dass er mich anschauen soll, bin ich doch froh, dass ich wohl gerade gänzlich unwichtig für ihn bin. Lillians Stimme reißt mich aus meinen Gedanken zurück in die Wirklichkeit und für dass, was nun folgt, hätte ich ihr am liebsten vor aller Augen mit voller Kraft gegen das Schienbein getreten, doch ich beherrsche mich stattdessen, setze ein gezwungenermaßen Lächeln auf und trete einige Schritte vor, an Lils Seite. "Besonderem Dank gilt aber meiner guten Freundin Jana, denn ohne ihren Einsatz wäre der heutige Abend nicht möglich gewesen. Innerhalb von kürzester Zeit studierte sie die Rolle der Madelein ein und rettete so den heutigen Abend,also bitte ich Sie alle um einen kräftigen Applaus für eine tolle Freundin und Lebensretterin!" Ich würde am liebsten im erdulden verlinken vor Scham, als Lil mich in eine Umarmung zieht, während das Puplikum ihrer Anweisung folgt und Beifall gibt. Glücklicherweise lässt sie endlich von mir ab und ich kann mich wieder zu den anderen zurückziehen, während noch Danksagungen für die übrigen Mirwirkenden folgen. Insgesamt stehen wir noch knapp zehn Minuten auf der Bühne, bevor dieser unendlich lange Abend endlich ein Ende findet.

Teacher loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt