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Mit meinem Becher Tee in der Hand warte ich vor der Türe des Saales. Ich will erst hinein, wenn ich unbedingt muss, damit ich so wenig zeit wie irgend Möglich mit ihm verbringen muss, auch, wenn das im Grunde das Gegenteil von dem ist, was ich möchte, doch offensichtlich scheint er nicht einmal ansatzweise so zu fühlen, wie ich, auch, wenn ich nicht wirklich weiß, was es ist, was ich da fühle. Als der Vortrag dann aber anfängt begebe ich mich gezwungenermaßen auf den noch letzten freien Platz im Raum. Wieder einmal nehme ich mir fest vor, meine Aufmerksamkeit auf alles andere als auf ihn zu richten und entgegen aller Vermutungen schaffe ich es tatsächlich mich ausschließlich auf den Redner vor mir, Professor Nimitz von der Washington State Universität, zu konzentrieren.

Sebastian Jones PoV.:

Sie kam erst kurz vor Kursbeginn wieder in den Raum, sodass nur mehr ein Stuhl am anderen Ende des Raumes frei war. Während des gesamten Vortrags ruht mein Blick auf ihr, egal, wie sehr ich es auch lassen wollte. Ich habe keine Ahnung, wie ich bei diesem Wochenende irgendetwas lernen soll, wenn das einzige, dass ich zu beachten vermag, das wunderschöne, blonde Geschöpf ist, mit dem ich anreiste. Nur allzu gern denke ich an den Flug zurück, wie sie an meine Schulter gelehnt einschlief und wie die junge Frau neben uns für ein Paar hielt. Ich wünsche mir nur all zu sehr, es wäre wahr, doch stattdessen ist das einzige, dass ich mein eigen nennen kann, die Erinnerung an sie, an unsere Küsse, daran wie ich sie nach ihrem Alptraum in meinen Armen hielt und ihr beim Schlafen zusah. Doch ich muss endlich damit aufhören, an sie zu denken, muss aufhören immer wieder zu ihr zurück zukommen, das ist nicht gut für uns.

Als der Vortrag endet, erheben sich einige der Anwesenden und verlassen direkt den Saal, während andere noch kurz sitzen bleiben und erst kurze Zeit später gehen. Einige wenige, darunter auch sie, gehen vor zu Professor Nimitz und unterhalten sich mit ihm oder klären noch offene Fragen. Nimitz gibt jedem einzelnen eine knappe antwort und gibt sich nicht ab mit lästigem geplänkel, außer... bei ihr! Sie stellt so viele fragen zur Materie, erkundigt sich danach, wie er auf dieses Konzept gekommen ist und beglückwünscht ihn höflich zu seinem Erfolg, während er die ganze Zeit nur Flirtet und das macht mich offen gestanden stinksauer!

Jana Mayer PoV.:

Ich unterhalte mich gut mit Professor Nimitz. Er ist überaus freundlich und beantwortet meine Fragen zu seinem Vortrag und seinem Konzept nur zu gern. Als ich ihn danach frage, wie er überhaupt auf die Idee eines solchen Lernkonzeptes gekommen sei, lächelt er mich charmant an und antwortet mir sogleich: "Sagen Sie doch Leo zu mir. Ich würde mich freuen Ihnen davon zu berichten, bei einem Essen vielleicht?" Ich will gerade zusagen, als sich ein Arm von hinten um meine Taille legt und mich jemand an sich zieht. Er hält mich mit beiden Armen umschlungen fest und haucht mir einen Kuss auf die Schulter. "Kommst du, wir müssen weiter?" er drückt mir noch schnell einen Kuss auf die Wange, ehe er mich wieder los lässt, sodass nur mehr meine Hand in seiner liegt und mich mit sich zieht. Komplett verwirrt und überfordert stottere Professor Nimitz eine Entschuldigung zu und verlasse gemeinsam mit ihm den Saal. Als ich mich endlich wieder gefasst habe bleibe ich in mitten des Flurs stehen und entreiße ihm meine Hand. "Was um alles in der Welt sollte das" doch anstatt zu antworten sieht er mich nur fragend an. "Sollte was?" stellt er sich blöd, was mich rasen lässt vor wut. "Na das!" rufe ich wütend aus und zeige auf die Tür des Saals, indem wir uns eben noch befunden hatten. Er lächelt, was mich nur noch wütender macht. "Glauben Sie mir, Miss Mayer, ich habe Ihnen einen Gefallen getan, Leo Nimitz ist kein guter Umgang, zumal er durch die vielen 'Begegnungen' mit diversen jungen Frauen mehr als nur eine äußerst unangenehme Erkrankungen hat, die Sie sicher nicht teilen möchten" Ich sehe ihn entsetzt an. Bitte was! Wie kommt er darauf, ich würde mit Nimitz schlafen, ich wollte nur mehr über sein Lernkonzept erfahren. "Auch wenn es Sie nichts angeht, ich würde nie mit einem wildfremden Mann schlafen!" Außer mit dir! schreit meine innere Stimme, weshalb ich augenblicklich rot werde. So ein Unsinn! "Mit Nimitz ist es egal, ob Sie wollen oder nicht, es wäre darauf hinausgelaufen" ist das letzte, was er sagt, bevor er sich von mir abwendet und geht. Was um alles in der Welt soll das jetzt bedeuten?

Den gesamten restlichen Vormittag sehe ich ihn kaum noch, doch das Gefühl von seinen starken Armen, die sich um mich legen und seinen Küssen auf meiner Haut hat sich eingebrannt. Ich kann noch immer nicht fassen, was da passiert ist und auch, wenn es mir furchtbar peinlich war, mit ihm dieses Gespräch zu führen, würde ich es lieben gern noch tausend mal tun, nur um ihn wieder so nah bei mir zu wissen.

Sebastian Jones PoV.:

Ich gehe ihr seit dieser Sache heute Morgen aus dem weg, auch, wenn ich in all den Kursen auftauche. Ich bin immer der letzte der dazu stößt und sitze in der letzten Reihe, während sie aufmerksam ganz vorne Sitzt. Ich weiß, dass ich das nicht hätte tun dürfen, doch ich konnte nicht anders. Was wäre gewesen, wenn Leo sie angefasst hätte? Ich kenne ihn schon von früher und schon damals hat er alles, was nicht bei drei auf dem Baum war, gevögelt. Hätte ich zugelassen, dass er es auch mit ihr tut, hätte ich mich mehr gehasst als alles andere. Außerdem konnte ich sie in meinen Armen halten, konnte ihren betörenden Duft einatmen und ihre makellose Haut unter meinen Lippen spüren. Und wieder wird mir schmerzlich bewusst; ich habe mich Hals über Kopf in meine Studentin verknallt! Ich fühle mich in ihrer nähe wie als wäre ich wieder ein Teenager, der sich nicht unter Kontrolle hat, auch wenn ich inzwischen 25 Jahre alt bin.

Teacher loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt