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POV MIN-HEE

Wieder stand ich unter der Dusche, mein Kopf brummte seit Tagen nur noch, ich konnte mich an die letzten Tage entweder nur schwach oder gar nicht erinnern, Es war fast, als wäre ich nicht da gewesen.

Mir prasselte das eiskalte Wasser auf den Kopf, dabei versuchte ich einen klaren Gedanken zu fassen, zumindest einen einzigen klaren Gedanken, doch entweder hatte ich zu viele Gedanken, zu viele Fragen oder keine einzigen.

,,Min-hee Liebling, bitte verschwende kein Wasser!", rief meine Eomma im vorbei laufen, doch hörte ich sie nur dumpf. Ich versuchte irgendwie zu verstehen. Mir konnte niemand sagen, was mit mir los war, nicht mal ich selbst konnte es.

,,Ja, ja Eomma..", murmelte ich nur und schaltete das Wasser aus. Mein Körper war eisig kalt und fühlte sich durch das Wasser wie betäubt an, einmal in meinem Leben keine Schmerzen.

Ich stieg aus der Dusche und machte mir mein Handtuch um, so langsam begann sich meine Haut wieder auf zu tauen und diese Schmerzen setzten wieder ein. Ich lief zum Spiegel und hob meinen Mantel auf, diesen schüttelte ich aus, wodurch die Ringe und die Kette hinaus fielen.

Ich ließ mich schnell auf die Knie fallen und hob den Schmuck auf, bevor er unter den schmink Tisch rollte. Ich nahm es vorsichtig in die Hand und drückte es gegen meine Brust, ich wusste nicht, warum ich mich so verbunden zu diesem Schmuck fühlte.

Ich steckte mir vorsichtig die Ringe wieder an und machte mir die Kette mit zitternden Händen um, bevor ich gegen den schmink Tisch lehnte und mich meiner tiefen Trauer hingab. Tränen rannten mir wie ein Wasserfall über die Wange und ich fühlte mich, als würde ich keine Luft bekommen.

Ich konnte mir nicht erklären wo diese schreckliche Trauer herkam, doch spürte ich sie stärker, als jede andere Emotion. Mein ganzer Körper zitterte und schmerzte bei jedem Atemzug, den ich tätigte.

Warum fühlte ich mich so schrecklich? So verdammt schrecklich.

Wer war ich? Was hatte dieser Unfall mit mir gemacht..wer..wer wollte ich überhaupt sein? Und wer sollte ich sein? Könnte ich noch einmal dieses unschuldige Mädchen sein, was ich vor dem ganzen Chaos war?

War ich wirklich noch Jung Min-hee?

Ich wischte mir immer wieder meine Tränen weg, bis meine Wangen länger als für wenige Sekunden trocken blieben.

Ich raffte mich auf und zog mich am schmink Tisch wieder hoch, als ich in den Spiegel sah, erblickte ich nur ein Elend meiner selbst, dass war nicht mehr ich gewesen.

Nur noch eine kaputte Hülle meiner selbst. Ich war jetzt wohl ziemlich Erbärmlich mit an zu sehen.

Ich atmete durch und griff zum Föhn und machte meine Haare mit noch zittrigen Händen, stetig murmelte ich mir zu, dass ich an irgendetwas anderes denken sollte, doch war mein Kopf total leer, außer diese Trauer, die ich mir nicht erklären konnte.

Ich legte den Föhn vorsichtig beiseite und kämmte meine Haare nochmal durch, ich begann sie zu flechten, ich trug sonst nie Flechtfrisuren, doch irgendwie hatte ich einen starken Drang dazu gehabt.

Ich blickte dann kurz zufrieden in den Spiegel und wischte die letzten Tränen weg, meinen Körper brauchte ich nicht mehr abtrocknen, dass war er bereits von selbst in der Zeit.

Ich machte mir mein Handtuch nur um, um meiner Eomma nicht unbedingt nackt über den Weg zu laufen. Ich schlich mich leise in das Zimmer meines Bruders, der so spät bereits am schlafen war.

Ich klaute mir aus seinem Schrank ein langes weises Shirt und verließ damit leise sein Zimmer wieder. Auf direktem Wege ging ich in mein Zimmer und schloss ab. Eigentlich hatte ich nichts zu befürchten, meine Eomma würde nicht nach mir sehen, sie war beschäftigt mit ihrer Arbeit gewesen.

Ich legte das Handtuch beiseite und zog mir ein Slip an, dann das Shirt über. Ich setzte mich auf mein Bett und griff zu einem Fantasy Buch und schlug dieses auf.

Ich fing an darin zu lesen, in Hoffnung es würde mich vielleicht aufmuntern. Doch irgendwie wollte es einfach nicht funktionieren. Ich ließ mich zurück fallen und legte das Buch auf mein Gesicht und schloss die Augen, während ich meine Hände über meinem Bauch verschränkte.

,,Warum bin ich nur so?", fragte ich, mich selbst.

Ich nahm nach einer kurzen Weile das Buch weg und legte es beiseite, bevor ich mich zurück zog in meine Decke und geknickt einschlief.

The magic of an unknown worldWhere stories live. Discover now