1 || Überarbeitet

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Der Bass der Musik hämmerte in meinem Magen herum und mein Herzschlag schlug gefühlt so schnell, wie der Takt der Musik.

Meine High-Heels hatte ich bereits gegen bequemere Turnschuhe eingetauscht, denn mein Zeitgefühl war komplett verraucht in Rausch des Adrenalins. Das einzige, was ich zu spüren bekommen hatte, waren meine schmerzenden Zehen.

Von meinen sieben Getränken hatte ich wirklich nur zwei selber bezahlt. Der Rest ging auf die Kosten einiger attraktiven jungen Männer, die darauf bestanden, mich einzuladen.

Meine beste Freundin hatte ich an diesem Abend kaum gesehen, obwohl wir zusammen her gekommen sind, aber der Club war so voll, dass jede Suche vergebens war. Somit schlug ich mich auf der Tanzfläche allein herum.

"Hanna?!" eine bekannte, zierliche Stimme rief mich und verwirrt drehte ich mich in alle Richtungen, bis ich am Handgelenk gepackt wurde und Pia mich zur Bar zog.

"Wo warst du denn die ganze Zeit?" kicherte sie und ich lachte. "Wo warst du?"

"Ich gehe jetzt kurz auf die Toilette, du wartest hier!" rief sie lachend und ich nickte. Als sie in der Menge verschwunden war, schlenderte ich zur Bar bestellte ich mir den nächsten Drink. Der erste, der diesen Abend auf meine eigene Tasche ging.
Im Rausch des Alkohols starrte ich auf die tanzenden Lichter, als ein Stoß mich aus dem Schauspiel herausriss.

Empört wollte ich mich beschweren, als ich bemerkte, dass der Mann geschubst wurde. Er war gut drei Jahre älter als ich und befand sich mitten in einer Schlägerei. Taumelnd hob er seine Faust zum Rückschlag.

Der Mann, der ihn geschubst hatte, war so betrunken, dass er ohne eine Stütze nicht mehr stehen konnte. Aus seiner Nase lief ein kleiner Faden Blut und mit rotem Kopf hielt er sich seine linke Rippenseite. Er musste so alt sein wie ich.

"Es reicht! Ihr habt erstmal Hausverbot!" brüllte der Security Mann, packte ihn am Kragen und zog ihn vor die Tür. Der andere Mann folgte ebenfalls, ehe das normale Bild auf der Tanzfläche wieder einkehrte.

Eigentlich war ich in solchen Sachen wirklich feige, aber so betrunken wie der Mann war, der ihn geschubst hatte, könnte jetzt alles mögliche passieren. Ich sah mich kurz um, aber Pia war noch auf der Toilette, also bahnte ich mir einen Weg durch die Menge nach draußen, wo ich nicht lange suchen musste.

"Denk nächstes Mal drüber nach, mit wem du dich anlegst." spuckte er und ließ den Betrunkenen alleine.

Er saß schnaufend an der Hauswand gelehnt und hielt sich schmerzverzogen seine linke Rippenseite. Nebenbei versuchte er vergebens seine Blutung zu stoppen.

"Gehts Ihnen gut?" fragte ich leise, bekam aber keine Antwort. Vorsichtig näherte ich mich ihm, bis er mich bemerkte und an mir hochsah. "Hm?"

"Ob es Ihnen gut geht." wiederholte ich und kniete mich neben ihn. "Passcht schon." nuschelte er und schnaufte.

"Ich rufe Ihnen einen Krankenwagen." murmelte ich und zückte mein Handy. Der Notzentrale erklärte ich meinen Standort und den Sachverhalt und schnappte nach dem Auflegen ein Taschentuch, mit dem ich vorsichtig seine Nase abtupfte. Und da soll mal einer sagen, Handtaschen sind unnütz.

"Der Krankenwagen kommt gleich." berichtete ich laut und verständlich und sah seine blaue Nase an. Da hat er einen guten Schlag abbekommen.

"Hanna?" Pias Stimme hallte durch die Dunkelheit. "Ich bin hier!"

Neben mir erschien der Schatten meiner Freundin. Verständnislos sah sie mich an, ehe sie sich neben mich kniete.

"Ach Gottchen! Hast du den Krankenwagen gerufen?" rief sie und ich nickte.

"Bloß Nasenbluten und was an den Rippen." erklärte ich und sie holte ein neues Tempo raus. Keine fünf Minuten später stand der Krankenwagen auf dem Parkplatz.

"Carlo?" ein junger Mann rempelte mich an. "Oh sorry." er sah mich kurz an. "Kein Problem." meinte ich lächelnd und sah zu, wie die Trage mit dem blutendem Jungen in den Krankenwagen gefuhren wurde.

"Hast du ihn rausgebracht?" fragte er plötzlich und einen Moment musste ich begreifen, dass er mit mir redet.

"Nein, ich habe ihm hier draußen nur geholfen, als ich gesehen habe, dass er rausgeworfen wurde." ich rang mir ein Lächeln ab.

"Ach so. Danke dir." er schenkte mir ein freundliches Grinsen und lief dann zu dem Mann, der nun einen Namen hatte.

Zehn Minuten darauf rollte der Krankenwagen mit den beiden vom Hof und der Trubel verebbte.

"Typisch Männer." kicherte Pia und ich grinste. "Wofür gibt es uns Frauen? - Lass uns abhauen." ich hakte mich bei ihr ein und gemeinsam liefen wir zur S-Bahn Station.

Mein bestellter Drink stand jetzt sicher einsam an der Bar.


Ich will nur dich.Onde histórias criam vida. Descubra agora