42. Baby bitte komm und lass uns chillen.

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„Carlo beeil dich, der Typ von Joiz ist gleich hier." Ich verdrehte genervt die Augen und fischte meine mittlerweile abgenutzte Maske aus dem Rucksack und zog sie über meine Cap. Freddy reichte mir mein Gummiband und innerhalb wenigen Sekunden war ich Interview bereit.
„Fertig?" Freddy sah mich fragend an und ich nickte.

„Hey Carlo!" Mike, der Mitarbeiter von Joiz kam lächelnd auf mich zu. Im Gegensatz zu den anderen Reportern war er total korrekt und ich konnte mich bei einem Interview endlich mal entspannen.
„Alles klar bei dir?" ich grinste unter der Maske.
„Naklar, immer. Bist du bereit?" ich nickte und nahm ihm gegenüber Platz. Ein Zeichen und die Kamera lief.
„Schön dich wieder zu sehen, Carlo. Touch the lake Festival 2013, hast du dich schon umgesehen?" ich spielte mit dem Mikrofon und regulierte meinen etwas schnellen Puls.
„Klar, ich bin mit den Jungs vorhin schon über'n Platz, ist' cool hier, wirklich."
„Es ist wirklich verdammt heiß hier, macht dir sowas beim Auftritt aus oder ist dir das egal?"
„Es kommt wirklich drauf an, mit der Maske ist's immer schwierig und immer verdammt heiß. Am liebsten würde ich sie runterreißen, aber des geht leider nicht." Ich lächelte und sah flüchtig zu Steffen und Freddy, die beruhigend nickten.
„Ist dir nur wegen der Maske so heiß, oder auch wegen einigen Frauen im Publikum?" er zwinkerte scherzend und ich lachte. Innerlich wusste ich genau, auf welches Thema die Fragen jetzt hinauslaufen würden.
„Natürlich auch wegen den teilweile knapp bekleideten Damen hier." Ich sah mich grinsend um.
„Du bist ja noch jung." Er grinste.
„Ich werde aber schon erwachsen, dass merke ich schon."
„Wann kommt dann die Pandafamilie, wenn du so erwachsen wirst?" fragte er geradeaus und ich war eine Sekunde sprachlos. Mike wusste, dass ich eine Freundin habe. Oder hatte. Hanna war bereits einmal mit zum Joiz Interview und bereits da hatten wir über eine Freundin gesprochen.
„Oooohoo. So weit sind wir noch lange nicht." Ich schluckte stumm. In meinem Kopf geisterten die Bilder von Hanna mit Skyla auf dem Arm herum und mein Herz pochte automatisch höher.
„Seid ihr noch nicht?" er sah mich an.
„Neee." Steffen sah kurz zu Markus, der nur mit den Schultern zuckte.
„Gibs eine Pandabärin überhaupt?" und da war sie. Die zehn Punkte Frage, die immer gestellt wurde. Schien anscheinend nie langweilig zu werden, mich sowas zu fragen.
„Jakl- immer doch, oder?" mein Herz pumpte wie ein Presslufthammer.
„Immer doch?" hakte er nach und ich schwenkte das Mikro.
„Jaklaar."
„Immer dieselbe oder immer eine andere?" für mich gibt es nur diese Frau.
„Jaaa, ist eigentlich immer dieselbe." Gab ich schüchtern zu und sah kurz auf den Tisch.
Nach drei weiteren unwichtigen Fragen musste ich weiter, mein Auftritt stand an und ich war heilfroh, dass Steffen stolz auf mich zu scheinen schien. Keiner sagte etwas, die Jungs und ich kumpelten wie immer herum und auch Flo bedachte mich nicht mit diesen Das-könnte-Hanna-verletzen-Blicken. Einen Moment tobte in mir kein Schmerz.

„FEIERABEEEEND." Wir schmunzelten alle, als Markus mit erhobenen Armen zum Backstage eilte und sich eine Wodka Flasche schnappte.
Ich stopfte meine Maske in meinen Rucksack und zog mir einen Pullover über.
„Willst du schon los?" ein Vorteil, wenn man mit dem eigenem Auto unterwegs ist.
„Ich bin hundemüde, sorry Jungs."
„Ich komm mit." Flo schnappte sich seine Jacke und ich nickte bloß.
Gemeinsam schlenderten wir durch den Backstagebereich zu meinem Benz, der seelend allein auf dem Parkplatz stand.
„Alles okay?" Flo sah mich nicht an und ich musste scharf einatmen.
„Ja, alles okay." Er nickte bloß. Mir war bewusst, dass Flo jetzt am liebsten mit mir über Hanna reden wollte, so wie sie das alle wollten, aber ich wollte nicht. Und das wusste er.

Das Radio spielte leise vor sich hin und ich sah gedankenverloren auf die Straße. Ich stellte mir vor, wie sie neben mir saß, mit angewinkelten Beinen, die Wange auf ihren Knien. Sie summte immer leise im Radio mit, wiegte sich ganz langsam hin und her und wenn man sie ansprach, sah es aus, als hätte man sie in einer anderen Welt ertappt. Ich stellte mir die Tage vor, wo ich von morgens bis abends nur mit ihr im Bett lag. Den ganzen Tag redeten wir, dösten vor uns hin und kuschelten uns in den Tod. Wenn mein Arm sie komplett umschloss, ich ihren Atem auf meiner Hand fühlte. Nach diesen Momenten war ich so süchtig, als wenn meine Welt einen Moment stehen blieb, wenn ich mit ihr Zeit verbrachte. Sofort schossen mir Worte, Sätze und Verse in den Kopf.
„Flo? Kannst du vielleicht weiter fahren? Dann halt ich an der Raststätte." Er sah mich kurz an, nickte dann aber. Zehn Minuten später schrieb ich, als wenn mich der Teufel jagen würde.
Die Gedanken von eben machten es mir so unfassbar leicht, innerhalb einer Stunde des Heimweges einen neuen Songtext zu schreiben. Aber keiner wie ‚Vielleicht', nein, der musste jetzt rausgebracht werden.

Per WhatsApp schickte ich ihn Kody, welcher die Nachricht sofort las und dann wieder offline ging. Also doch ein bescheuerter Song?
„Vielleicht solltest du Hanna mal diese Songs zeigen?" meinte Flo leise und ich nickte. Ja vielleicht.
Und in diesem Moment erklang ‚Du' im Radio.

Total erschöpft schloss ich die Tür auf und vernahm direkt den Geruch von Lasagne.
„Carlo?" im selben Moment erschien Hanna aus der Küche.
„Du bist schon zurück?" sie biss sich auf die Unterlippe.
„Jap. War ziemlich erschöpft." In meiner Hosentasche befand sich der neue Song, den ich gleich mit meinem Musikzeugs vollenden würde.
„Ich, ähm, ich hab gekocht. Willst du?" ich nickte schnell. Hanna konnte verdammt gut kochen und erst Recht Lasagne.
„Übrigens hab ich dir eine neue Maske bestellt. Deine Alte ist so abgenutzt." Murmelte sie und ich musste schmunzeln. Wie eine Mama.
„Bist die Beste." Rutschte es mir heraus und sofort spürte ich, wie sie sich versteifte. Sie stellte mir ein Bier neben den Teller und sich selber ein Glas Wein, als alles auf war, waren es bereits drei Bier und zwei Weingläser.
„Ich hab einen neuen Song." Mein Kopf spielte verrückt, aber das musste jetzt alles raus. All das von den anderen Monaten musste jetzt raus. Das Bier half mir dabei, ich war locker, es ging viel schneller ins Blut, weil mein Tag beschissen war. Hanna schmunzelte bloß, sie konnte nie viel Alkohol ab.
„Ich möchte ihn dir gerne vorspielen." Sie nickte und sah mich mit roten Wangen an. Ich liebe dich. Und ich habe es dir viel zu selten gesagt, baby.

Die Pandamaske lag auf meinem Bett, sie setzte sich dazu, während ich an meinem Laptop einen geeigneten Beat raussuchte und dafür bearbeitete.
„Das sieht alles immer so kompliziert aus." Murmelte sie und ich grinste.
„Es ist das einfachste der Welt." Wieso war es mir in den letzten Monaten so schwer gefallen, mit ihr zu reden?
Ich würde sie am liebsten auf meinen Schoß ziehen, aber das konnte ich nicht. Stattdessen tauchte sie neben mir auf und stützte sich am Stuhl.
Natürlich konnte ich den Song hier nicht aufnehmen, das musste ich im Studio machen, aber ich konnte jetzt einfach drauflos singen, während der Beat im Hintergrund spielte. Und genau das tat ich. Irgendwas in mir musste das rauslassen.
„Wenn ich sage du bist immer noch das Allerbeste was mir je passiert ist, na dann ist das untertrieben. Denn mit dir im Bett ist die Welt wieder wie perfekt und kein Plan wie das ohne dich ging denn so lange du hier bist will ich nie wieder weg.
Ja und ich weiß du willst das nicht hören, aber Baby du bist wunderschön. Manchmal wünsch ich mir du würdest deine Zeit in meinem Kopf verbringen und die Welt aus meinen Augen sehen, du wärst das Schönste was du sehen würdest..." ihre Hand lag irgendwann auf meiner Schulter und ihre Augen schwammen in Tränen.
„Oh Gott, Carlo." Flüsterte sie und die erste Träne bahnte sich den Weg über ihre Wange.
„Carlo, ich hab Scheiße gebaut und das weiß ich auch. Du weißt gar nicht, wie sehr ich diese Entscheidung bereue, mein Gott, du bist der einzige Mann, der mir je so viel bedeutet hat und ich schaff das ohne dich halt einfach nicht." Sie gestikulierte wild mit ihren Händen und wollte die Tränen unterdrücken, aber sie flossen ohne jedes Hindernis.
„Hanna..." ich zog sie einfach auf meinen Schoss, sodass sie ihr Gesicht in meinem Shirt versteckte.
„Es tut mir alles so leid, Carlo." Wimmerte sie und ich strich ihr über den Rücken. So aufgelöst habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Und mein Verstand sagte mir, dass es jetzt genug war. Wir beide hatten uns genug gestraft, wir würden beide nur noch daran zerbrechen.
Ich legte sie zu mir ins Bett, ließ sie nicht los und beruhigte sie, bis ihr Atem gleichmäßig wurde und ihre nassen Augen langsam trockneten.
Nach mehreren Monaten schlief ich wieder durch und all das, weil es wieder okay war.
Wir waren wieder okay.

Überraschung!

Wegen den vielen & so unfassbar lieben Kommentaren gibt es heute schon ein Kapitel & wenn ich es schaffe morgen noch eins ;)

Ich freue mich immer so unfassbar über Feedback, also haut raus!

Wir lesen uns vielleicht morge!a.

Ich will nur dich.Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang