13. Zwischen Verpeiltheit & Traumjob

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Hanna

Schläfrig nahm ich das Geräusch eines umdrehenden Schlüssel im Schloss war und müde setzte ich mich auf.
Ich hatte in Carlos Bett geschlafen, denn ich wollte nicht nach Hause, ehe ich alles über Kiel erfahren hab.
„Carlo?" murmelte ich, einen Moment steckte sich ein brauner Wuschelkopf zur Tür herein.
„Hast doch gewartet?" schmunzelte er und ich nickte.
„Wie wars?" ich unterdrückte ein Gähnen.
„Erzähl ich dir morgen. Also heute – nachher." Er lachte leise. Auf seinem IPhone blinkte die Uhrzeit auf, 5:02.
Er zog sich rasch sein Shirt über den Kopf und legte sich zu mir unter die Decke.
„Schlaf gut." Mein Murmeln war kaum mehr als ein Flüstern.
Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken, danach dämmerte ich in einen traumlosen Schlaf.

„Ich bin gleich da, Kody. Komm' runter, die Autofahrt war anstrengend genug." Carlos Stimme ließ mich aus dem Schlaf gleiten und unwillkürlich musste ich grinsen. Ich brauchte nicht mal auf die Uhr zu schauen, um zu wissen, dass Carlo verpennt hatte und Kody stinksauer war.
Ich wand mich aus dem Bett, strich meine Kleidung gerade und folgte dem verführerischen Geruch von Kaffee.

„Morgen." Grinste ich und einen Moment sah Carlo mich verpeilt an.
„Hast du schon geduscht?" fragte ich und er nickte.
„Deine Autoschlüssel liegen auf dem Sofa, deine Kippen habe ich eben auf der Kommode im Flur gesehen. Und deine Büroschlüssel glaube ich in der Hosentasche im Schlafzimmer. Zumindest haben irgendwelche Schlüssel gestern geklappert, als du sie ausgezogen hast. Du hast noch circa eine halbe Stunde, ehe Kody komplett ausflippt." Dankend lief er los, um seine Sachen einzusammeln, dann verschwand er mit einem hektischen „Bis nachher, ich bring Kaffee mit!". Die Erzählungen über Kiel mussten also warten.
Ich kam mir vor wie seine Ehefrau – Carlo war einfach so verpeilt, was seine Arbeit anging. Insgeheim wurden bei Chimp schon Wetten abgeschlossen, wann Carlo mal pünktlich sein würde. Ich habe natürlich mit gewettet, aber gegen Markus soeben verloren. Also bekam er doch seine Kiste Bier.

Ich schnappte mir genüsslich ein Croissant, das hier herumlag, machte mir einen Kaffee und hatte tatsächlich mein angefangenes Manuskript dabei, das ich weiterbearbeiten konnte. Ein guter Start in den Tag sah eindeutig so aus.

Mein vibrierendes Handy hielt mich von den letzten Zeilen des Manuskriptes ab, es war Lucca der mich anrief.
„Hey Luc!" nahm ich ab und hörte den rauschenden Straßenverkehr im Hintergrund.
„Kannst du mich abholen?" kam er direkt zum Punkt und ich musste grinsen.
„Was ist mit deinem Auto?"
„Haben sie abgeschleppt. Angeblich Parkverbotszone. Penner, ich park' da immer." Ich klappte meine Materialen zusammen, stellte mit dem Hörer am Ohr alles in die Spüle und nickte.
„Wo bist du?"
„Gleich bei der Schräglage."
„Okay, geb' mir eine viertel Stunde." Damit klickte es in der Leitung.

„Wir sind heute Abend bei Alex eingeladen. Neue Bude,Einweihungsparty." Automatisch spannte ich mich an.
Ich muss mit Alex reden, was er mit Pia gemacht hat, war nicht okay. Sie wargestern aus dem Krankenhaus rausgekommen und hatte heute auf der Arbeitgefehlt. Das Koks hatte sie komplett ausgeknockt, es war schlimm genug.
„Ja, okay." Meinte ich nüchtern.
„Er hat scheiße abgezogen, aber anders kenne ich ihn nicht." Informierte Luccamich.
„Ich werde mit ihm reden." Und damit war das Thema für mich beendet. Ich setzteLucca bei ihm zuhause ab und verabschiedete mich bis heute Abend.

Irgendwie wusste ich jetzt, wo Lucca weg und Carlo bei Chimp war, nichts mitmeiner Zeit anzufangen. Pia meldete sich auf meine Nachricht nicht und dasManuskript, deren Zeilen ich in den nächsten fünf Minuten fertig hatte, konnteich direkt abgeben.
Aber da in den letzten Zeilen nichts Besonderes war, fuhr ich weiter zum Verlagund brachte es dort vorbei.

„Hey Hanna!" meine Arbeitskollegin lächelte mich freundlich an.
„Was machst du denn hier?" sie schlürfte am Kaffee und sah mich fragend an.
„Ich habe mein Manuskript vorbeigebracht." Ich rang mir ein Lächeln ab.
„Das ist super!" grinsend stellte sie die Tasse ab.
„Was würde ich bloß ohne diese Manuskripte machen?" ich lehnte mich an denSchreibtisch und gemeinsam quatschten wir ein wenig.

„Und, wie siehts bei dir mit Männern aus?" sie zwinkerte.
„Ich bin Single." Ich lachte leise, als sie mit ihrer Kaffeetasse schwenkte undnäher kam.

„Nicht mal ein gutaussehender bester Freund, der doch mehr ist?" flüsterte sieund ich prustete los.
„Bester Freund, ja. Doch mehr, nein. Carlo hat viel um die Ohren und ich genugmit meinem Job zutun."
„Carlo? Der Name sagt mir was. Irgendwas mit B als Nachname ... Bebel? Baibling?"sie überlegte.
„Waibel. Carlo Waibel." Wie erleuchtet sah sie mich an.
„Richtig! Waibel! Der Typ ist doch damals aus der Schräglage geflogen, wegeneiner Schlägerei!" ich nickte. Das war das erste Mal, dass Carlo und ich unsbegegnet sind.
„Genau der." Ich schenkte ihr ein Lächeln.
„Aber der ist doch attraktiv!" Mila und ihr Männerverschleiß.
„Er ist mein bester Freund, Mila. Und ich muss ihn gleich auch wieder abholen."Redete ich mich raus und machte Anstalten, zu gehen.
„Ich sags ja nur!" rief sie mir noch hinter her, dann war die Tür vom Hauswieder zu. Auch wenn Mila's Kopf nur für Männer denken konnte, mochte ich siegerne. Sie war offen und ehrlich, wie selten jemand. Und deswegen war ich froh,dass ich hier beim Verlag arbeiten durfte. Lektorin war mein Traumjob, dabei wollte ich als Kind immer Pilotin werden.Dafür bin ich geradewegs in meinen Traumjob geflogen. Das Lesen war mein Leben, die Welt, in die ich eintauchte, konnte man mit derRealität gar nicht messen. Ich fühlte mich frei beim Lesen, durfte wie eineKamera am Leben der Charaktere teilhaben und fühlte mich selber wie jemand, demdas alles passierte. Der Job, zu dem alle sagen, er sei so einsam, war so laut und chaotisch. All die Stimmen im Kopf, die Ideenfür Verbesserung.
Das Klingeln meines Handys ließ meine Gedanken stoppen.
„Hallo?" ich hatte nicht geschaut, wer mich anrief.
„Hey Hanna, wo bist du? Ich hab Sushi zum Mittag gekauft. Stattdessen sehe ich,dass zu mein letztes Croissant gegessen hast." Carlo zog einen Schmollmund undich lachte auf.
„Ich bin beim Verlag. Ich komme jetzt heim."
„Okay, beeil dich, sonst ist das Sushi gleich alle." Er grinste und ich legteauf.
Dieser Mann war auch für jeden Spaß zu haben.
Grinsend machte ich mich auf den Heimweg, wo hoffentlich noch ein wenig Sushiübrig war.


Guten Nachmittag! Ja, auch ich habe endlich mal wieder ein Kapitel, whoop.

Würde mich wirklich über Feedback freuen! Ich versuche ab jetzt regelmäßig zu updaten! <3

Ich will nur dich.Where stories live. Discover now