51. Zukunftspläne?

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Hanna

Meine Lider klebten noch vom Weinen und brannten, als ich aufwachte.
Ich spürte Druck auf meinem Bein, es war Carlos Arm.
Er lag neben mir auf dem Bauch, trug noch sein Shirt und seine Skinny Jeans, seine Haare waren vollkommen zerzaust. Sanft strich ich an seiner Wange entlang, über seine Lippen und wand mich dann vorsichtig aus den Leinen, um mir die Tränen von der Haut zu duschen und mich zu sammeln. Ich werde mit ihm darüber reden müssen.
Während das warme Wasser über meine Schultern floss, legte ich mir die Wörter im Mund zurecht, dabei wusste ich genau, dass ich sie sowieso wieder vergessen würde.
Im Spiegel begutachtete ich meinen noch halb kaputten Körper. Während das dunkle lila an meinem rechten Auge nur noch ein Schein war und die Kruste auf der Lippe abgefallen war und rosige, neue Haut hinterließ, waren meine Rippen noch lila und taten bei jedem Schritt weh. Meine Prellungen schmerzten kaum noch und bis auf ein leichtes Hinken konnte ich einigermaßen vernünftig gehen.
Ich schnappte mir das Shirt von Carlo, das hier rumlag und tapste zurück zum Schlafzimmer.
Carlo lag mittlerweile auf dem Rücken, die Arme hinterm Kopf verschränkt und starrte die Decke an, bis ich den Raum betrat.
„Hey." Augenblicklich verlor ich mich in seinen Augen. So, wie jedes Mal.
„Hey." Er setzte sich auf und deutete neben sich, wo ich mich ohne weiteres hinsetzte und mich an ihn lehnte.
„Carlo, es tut mir leid." Fing ich an und schluckte.
„Mir tut es leid. Ich hätte dich nicht anschreien sollen und dann noch abhauen." Seine Hand verschränkte sich in meiner.
„Ich war einfach überfordert." Ich nickte.
„Ich auch." Wir schwiegen eine Weile und überlegten, was wir am besten sagen konnten, aber niemand von uns schien die richtigen Worte zu finden.
„Für sowas würde es nie einen richtigen Zeitpunkt geben." Fing er an und ich drehte mich, dass ich ihn ansehen konnte. Seine braunen Augen musterten meine und ich versuchte, seinen Blick zu deuten, aber dieser ließ das nicht zu.
„Nein, das wird es nicht."
Er suchte nach passenden Worten, dass sah ich ihm an, aber ich kam ihm zuvor.
„Du bist der einzige, mit dem ich mir Kinder vorstellen kann, Carlo. Aber ich weiß, dass das schwer werden würde. Sehr schwer." Er sah auf unsere verschränkten Finger. Keiner von uns schien zu realisieren, dass wir von einem Baby sprachen. Ein Baby, dass bereits lebte.
„Die Musik... du weißt, wie wichtig das geworden ist. Selbst, wenn das keiner gedacht hätte. Aber du wirst mir immer wichtiger sein, Hanna. Immer." Sei Blick glitt wieder hinauf und ich sah den Schmerz in seinen Augen, wenn er an Verlust seiner Musik dachte.
„Es ist noch nichts entschieden. Es kann noch so viel passieren, Carlo. Ich will nicht, dass du die Musik jemals wegen mir oder einem Baby aufgibst. Wir kriegen das hin." Er zog mich an seine Brust und hielt mich ganz fest an sich. Jegliche Sorgen waren für zwei Sekunden verschwunden, in denen ich seinem kräftigen Herzschlag lauschte. Ich sog seinen Geruch ein und löste mich dann.
„Ich muss ins Büro, Kody will was mit mir besprechen, willst du mitkommen?" ich nickte. Die würden sich sicher freuen, sie hatten per WhatsApp ziemlich oft nach meinem Wohlbefinden gefragt.
„Ich habe nachher noch einen Arzttermin. Kommst du mit?" er sah mich kurz an. Dann lächelte er und nickte.
Während Carlo also sich duschte, zog ich mir eine weiter geschnittene Hose an und wechselte das Shirt gegen einen dünneren Pullover, der Herbst zog langsam in Stuttgart ein.
Nach einer knappen Viertelstunde saßen wir im Auto.
„Ich werde mit Nala reden." Beschloss ich und spürte, wie Carlo mich ansah.
„Der Artikel ist raus, aber wer glaubt heutzutage sowas? Solche Gerüchte würde sich jede Klatschzeitung ausdenken." Ich nickte bloß.
„Ich werde ebenso die Zusammenarbeit mit ihr beenden."
„Und was willst du Fabian erzählen?" das war der Knackpunkt. Fabian wusste nicht davon, dass ich mit dem zurzeit erfolgreichsten Rapper Deutschlands eine Beziehung führte, geschweige denn, jetzt auch noch von ihm schwanger war. Ich würde mir eine deftige Lüge als Ausrede einfallen lassen.
„Keine Ahnung, ich denk mir einfach was aus." Er nickte bloß und bog in die Auffahrt vom Büro und stellte den Motor ab. Keine zwei Minuten später betraten wir die Chimperator Etage.
„Hanna!" Basti sah mich grinsend an und nahm mich herzlich in den Arm.
„Wie geht es dir?"
„Super. Hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wieder auf die Beine komme." Er nickte und begutachtete mich rasch.
„Du siehst schon sehr viel besser aus."
„Hey Carlo, wie geht's dir? –Super und dir Basti?" mischte sich Carlo ein und Basti lachte.
„Kody wartet in seinem Büro, Hanna, wir gehen einen Kaffee trinken?" ich nickte. Carlo verschwand in Kodys Büro und Basti nahm mich mit in seins, wo er die Kaffeemaschiene anstellte und das Fenster aufmachte.
„Und jetzt ehrlich, wie geht's dir?" er sah mich fordernd an und einen Moment sah ich ihn perplex an, bis mein Blick auf die Zeitung vor ihm viel. Er hatte den Artikel also gelesen. Und er glaubte ihn.
„Ich, ähm, gut. Wie gesagt." Ich wusste nicht, ob Carlo wollte, das Basti das erfuhr, aber er konnte meine Lüge doch zehn Kilometer gegen den Wind riechen.
„Hanna..." mahnend fasste er sich mit zwei Fingern an die Schläfen und fing an, sie kreisend zu massieren.
„Du hast den Artikel also gelesen. Ja, er stimmt. Nala kam bei uns im Verlag an und wir haben zusammen an ihrem Buch gearbeitet und dann lag ich im Krankenhaus und der Arzt hat mir das mit dem Baby erzählt und dann war sie die einzige, der ich das erzählen wollte." Sprudelte ich und er nickte bloß.
„Du weißt, was bei Carlo auf dem Spiel steht." Ich nickte.
„Ich möchte, dass du vorerst mit niemanden über Carlo und euer Privatleben sprichst, außer mit welchen, die Carlo und uns persönlich kennen. So wie Pia oder Lucca. Bei Carlo steht eine wahnsinns Karriere auf dem Spiel und wenn wir das verlieren, dann haben wir ein Problem." Ich nickte wieder.
„Es tut mir leid." Murmelte ich und sah auf meine Finger.
„Es ist alles okay, Hanna." Er lächelte und ich seufzte. Mein Leben hatte zurzeit also wirklich einen Tiefpunkt erreicht. Gefrustet von all den Ereignissen ließ ich mich gegen das Sofa fallen und lauschte dem leisen Brodeln der Kaffeemaschine.
„Kommst du nächste Woche mit nach Freiburg?" erkundigte er sich und ich schüttelte den Kopf.
„Ich bleibe daheim. Meine Rippen machen das nicht so mit und Jule kommt vorbei."
„Achso. Bestell liebe Grüße. Carlo wird auch nicht allzu lang weg sein. Ich denke, dass er Donnerstag wieder da ist, wenn wir morgens fahren."
„In Ordnung. Vielleicht fahren wir an dem Wochenende noch zu seinen oder meinen Eltern." Der Kaffee klackte und Basti stellte mir eine dampfende Tasse auf den Tisch, als die Tür aufging.
„Fertiiig." Carlo ließ sich neben mir aufs Sofa fallen und versteckte sein müdes Gesicht in meinem Pullover.
„Wie kannst du noch müde sein?" fragte Basti und schmunzelte.
„Ich arbeite." Eine Sekunde später prusteten wir los.
„Ja, muss sehr anstrengend sein, ständig zu spät zu kommen und den Chefs auf die Eier zu gehen." Lachte er und ich versuchte mich zu beherrschen, aber es war zu lustig, sowas aus Carlos Mund zu hören.
Er war so ein Spinner. Mein Spinner.


Sonntag!

Ich möchte kurz mal Danke sagen, an alle, die mich hier immer so super unterstützen.
Ihr helft mir so sehr, auch in schweren Zeiten. Eure Kommentare machen mich so glücklich und motivieren mich so sehr, ich liebe euch!

Wir lesen uns Donnerstag! a.

Oder schon eher? ;)

Ich will nur dich.Dove le storie prendono vita. Scoprilo ora