25. Und jeder lebt sein Leben weiter wie bisher

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Der Himmel zog sich rosarot und die Berge wirkten beinahe schwarz.
Es war die letzte Nacht, bevor wir heimfahren würden. Die letzte Nacht, bevor Carlo in Planungen versinken würde und direkt auf Tour gehen würde.

„Es ist wunderschön." Wisperte ich leise und spürte seinen warmen Körper an meinem.
Die Decke hatte er über uns beide gezogen, seine Hand verschränkte sich sanft mit meiner.
„Du bist wunderschön." Wisperte er zurück und ein Lächeln stiel sich auf meine Lippen.

Neben mir saß mein bester Freund, bei dem mein Herz beinahe aus der Brust sprang. Der Mann, mit der Leidenschaft in seiner Stimme, den endlosen, wunderschönen braunen Augen, dem Lächeln, bei dem mir ganz warm wurde.

„Schon krass, was alles passiert ist, im letzten halben Jahr." Wir waren ganz leise, so, als wenn wir jemanden stören könnten. Als wenn uns niemand hören sollte. Als wenn dieser Moment nur uns gehören sollte.

„So spielt das Leben. Die einen werden mitgezogen, fahren auf der Überholspur, die anderen bleiben liegen." Er sah gedankenverloren in den fernen Horizont. Und ich hatte das erste Mal das Gefühl, dass ich mit Carlo über meine Angst reden konnte.

„Ich habe Angst, dass ich liegen bleibe. Ich meine, da du jetzt auf der Überholspur fährst." Ein kleiner Kloß entstand in meinem Hals und ich sah schnell aus seiner Richtung.

„Ich fahre nicht auf der Überholspur. Selbst, wenn ich könnte. Ich fahre mit dir. Nur wir zwei. Nur wir zwei gegen den Rest der Welt." Ich spürte seine warmen Finger an meinem Kinn, die mich zwangen, ihn anzusehen. Seine braunen Augen leuchteten, als sie meinen Blick fanden und ich spürte seinen warmen Atem auf meiner Nase.

Ganz zart striffen seine Lippen meine, der erste Kuss traf meinen Mundwinkel, dann trafen sich unsere Lippen. Und da war er, der erste Kuss seit dem Abend.

Es war ein Kuss so gefüllt mit Leidenschaft und Gefühlen, dass mein Unterleib ganz warm wurde.

Seine Hand lag an meiner Wange, vor meinen Augen sah ich ganz deutlich seine braune Haut, die geschlossenen Augen und die dunklen Augenbraunen. Die Lachfältchen an seinem Auge, das Grübchen an seinem linken Mundwinkel. Das Lächeln, wenn er sich freute, seine braunen Haare, die im Wind wehten. Ich sah ganz genau seine dünnen Finger, die über meine Lippen striffen. Ich sah vor meinen Augen ganz genau den Mann, dem ich schon lange mein Herz geschenkt hatte. Bei dem meine Gefühle platzten, bei dem ich unwillkürlich lächeln musste. Ich sah den Mann, den ich liebte. Mehr als ich konnte, mehr als ich jemals geliebt habe.

Ich lächelte, als wir uns lösten, rückte an ihn heran und legte meinen Kopf an seine Schulter, sein Arm legte sich um meine Schultern.

„Ich will hier nicht weg." Flüsterte ich.
„Ich auch nicht." Ich schloss meine Augen, in dem Glauben, ich könnte diesen Moment einfach wegschließen. Oder ewig darin leben. Aber morgen früh würden wir wieder abreisen.

„Beeilung Leute!" Basti sah uns streng an. Der zweite Van von Chimp war bereits losgefahren und wir trödelten ein wenig. Eher gesagt trödelte Carlo mal wieder.
Tim saß bereits hinten im Van, Pia hatte sich dazu gesetzt. Markus packte seine Tasche in den Kofferraum und gemeinsam mit ihm und Lucca setzte ich mich vor Tim und Pia auf die Bank. Lucca saß schweigend auf dem Beifahrersitz und Flo setzte sich mir lächelnd gegenüber.

Ich war froh, Flo kennengelernt zu haben. Er war eindeutig der sympathischste Mensch, den ich kannte und seine Art machte einen unfassbar glücklich. Ich grinste, als er meine Beine bei sich auf den Schoss legte und ein Kartenspiel herausholte, das wir auf meinen Schienbeinen spielen würden.

„Carlo, diggah, jetzt beeil dich mal!" rief Basti und stieg auf den Fahrersitz.
Eine Minute später stieg ein gelassener, grinsender Carlo zu. Auf nach Stuttgart, wo die ganze Arbeit wartete.

Grinsend stieg ich ins Auto und sah den Sticker vor mir an der Laterne an.
Was soll die drei???" stand dort und darunter ein Bild von Carlo mit Pandamaske. Ja, was sollte die drei? Natürlich wussten wir es alle, dass Carlo drei Singles hintereinander herausbringen wird. Aber ich war die einzige, die den dritten Song noch nicht wusste. Ich sollte es erst erfahren, wenn sie draußen war.

Mein Chef hat mir neue Manuskripte mitgegeben, die schlechte Nachricht, ich sollte ab der nächsten Zeit auf dem Büro arbeiten. So konnte er sich jeder Zeit auf meine Anwesenheit verlassen, es würden in letzter Zeit viele Manuskripte herein kommen. Und Carlo wusste von all dem noch nichts.
Er hatte heute endlich mal eine vernünftige Mittagspause, wir würden Sushi essen gehen.

„Heyy." Er hauchte mir einen Kuss auf die Wange und schmiss seinen Rucksack auf die Rückbank meines VW Polos.
„Du brauchst echt ein neues Auto. Des hier ist vieeel zu klein!" ich grinste bei seinem schwäbischen Akzent.
„Ich hab doch deinen Benz." Ich fädelte mich geschickt in den Verkehr ein.
„Aber dein eigener wäre noch besser." Ich nickte bloß. Dafür fehlte mir dann doch das nötige Kleingeld.

„Ich muss mit dir noch über meine Arbeit reden." Er nickte bloß.
„Jürgen will mich ab sofort in der Firma haben." Sein Kopf drehte sich zu mir.
„Nicht mehr zuhause frei arbeiten?" ich schüttelte den Kopf.
„Ich hab ab sofort feste Arbeitszeiten von neun bis halb 2. Dafür aber 72 Urlaubstage und am Wochenende frei." Seine Augen wurden traurig. Uns war beiden klar, was das bedeutet. Ich konnte nicht mit auf Tour.
„Scheiße." Bedrückt sah er auf die Sushibar vor ihm und ich nickte.
„Wir schaffen das schon. Wenn ihr hier in Stuttgart sein, komme ich vorbei. Versprochen." Er nickte bloß und ich drückte seine Hand.
Gemeinsam aßen wir zu Mittag und redeten über dies und das. Er gab mir Papierkram für Flo mit, da ich sowieso noch zu Pia wollte und danach würde ich noch zu Lucca fahren, der brauch ein wenig Aufmunterung.

„Bis dann, Rockstar." Er gab mir einen schnellen Kuss auf die Stirn und schlug die Tür hinter sich zu. Dann verschwand er im Büro und jeder lebte sein Leben weiter wie bisher.

Guys! Soooonntaaaag! Ich wünsche euch noch einen sonnigen Tag!

Über Feedback würde ich mich sehr freuen!

Bis Donnerstag! a.

Ich will nur dich.Where stories live. Discover now