2O. & jedes Mal, wenn du mich ansiehst bleibt meine Welt kurz stehen

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Ich kam ziemlich ins Staunen, als wir mit dem Van unser Hotel erreichten.
Wo man nur hinsah, Berge.

Carlo checkte für uns ein, jeder bekam seinen Zimmerschlüssel und wir vereinbarten, erst aufzupacken. Es war gerade mal fünf Uhr morgens und in einer knappen Stunde würde die Sonne über den Bergen aufgehen. So müde wir auch waren, Carlo und ich wollten ihn nicht verpassen.

Das Zimmer war schlicht in Beige, das Doppelbett war als Himmelbett gestaltet, ein geräumiges Badezimmer und ein Fernseher.
Die Snowboards stellten wir sprachlos an die Couch, das war der absolute Wahnsinn.

„Danke, Carlo." Flüsterte ich staunend, als wir rücklings auf dem Bett lagen und das Seidentuch über uns anstarrten.
Er drehte sich, starrte mich von der Seite aus an und lächelte.
„Gerne." Ich lehnte meinen Kopf in die Kuhle zwischen Kopf und Schulter, da passte er perfekt hinein und es fühlte sich so gemütlich an.

Im Zimmerneben an hörten wir gedämpftes Gekreisch von Mirja, sicherlich alberte sie mit Lucca herum.
„Sind die beiden ein Paar?" flüsterte ich müde und wagte es nicht, meinen Kopf zu bewegen.
„Nein. Mirja will nichts von Luc. Er aber glaube ich etwas von ihr." Das Mirja nichts von Lucca wollte, verwunderte mich ein wenig. Sie flirtete was das Zeug hielt, wich kaum von seiner Seite und machte ihm wirklich schöne Augen. Kein Wunder, dass Lucca sich in sie verliebt hatte. Sie war wunderschön, perfekt von oben bis unten und Selbstbewusstsein hatte sie genug.
„Aber du bist perfekter." Nuschelte er kurz vorm wegdämmern, als wenn er meine Gedanken lesen könnte. Unwillkürlich hüpfte mein Herz ein wenig und ich kuschelte mich noch mehr an ihn heran.
„Ich könnte hier ewig liegen bleiben." Murmelte er nach geräumiger Zeit, völlig weggetreten.
„Aber der Sonnenaufgang..." meine Augen wollten nicht aufbleiben, dann driftete ich in einen traumlosen Schlaf.

„He, aufstehen!" lautes Geklopfe gegen die Tür ließ mich auffahren. Die Sonne schien durch die Gardienen, Carlo lag auf den Rücken, mit dem Arm unter meinem Hals.
Sein Mund war leicht geöffnet, so wie immer, wenn er im Tiefschlaf war.
Ich stand vorsichtig auf und schlich leise zur Tür, vor der Markus geduldig wartete.
„Typisch. Kaum da und direkt am Pennen." Bemerkte er mit Blick auf Carlo.
„Wir wollen auf die Piste, also auf. Ihr habt zehn Minuten."
Zehn Minuten und ich trug noch Jogging Hose und Hoodie.

„Carlo, du hast zehn Minuten." Ich rüttelte seinen Arm, sodass er unruhig aus dem Schlaf gezogen wurde.
„Wenn du es nicht wärst, würde ich rummosern." Murmelte er und stand widerwillig auf.
Gemeinsam machten wir uns im Badezimmer startklar, schnappten unsere Boards und suchten die andern auf, die nicht mehr ganz so geduldig an den Gondeln warteten.

Markus' seine Höhenangst war wirklich schlimm. Er saß auf dem Boden der Gondel, den Kopf zwischen den Knien und die anderen konnten ihr Lachen nur schwer verkneifen.
„Jaja, lacht ruhig, aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt, wenn des Ding mit zweihundert Meilen pro Stunde zwischen den Bergen aufklatscht!" rief er, seine Stimme kam nur gedämpft bei uns an.
„Und plötzlich hat der Dino einen ganz kleinen Mund." Lässig legte Carlo seinen Arm um mich und aus den Augenwinkeln nahm ich sofort Mirjas misstrauischen Blick wahr.
„Und der Panda eine ganz große. Meine Höhenangst kann ich auch ganz leicht besiegen!" er rappelte sich auf und trat an die Scheibe, als seine Augen tellergroß wurden.
„Fuck." Hauchte er und sank langsam aber sicher wieder in die Knie. Wir prusteten alle samt los und bekamen und gar nicht wieder ein, bis die Gondel die Bergspitze erreichte, wo sie uns raus ließ.

„Dann wollen wir doch mal sehen, was unsere ‚Wir-fahren-jedes-Jahr-nach-Österreich'-Dame kann." Provozierend sah Carlo mich an, aber den Erfolg gönnte ich ihm keinesfalls.
Das Board unter meinen Füßen war meiner Kontrolle unterlegen und ich fuhr nicht das erste Mal.
„Wir sehen uns unten, mein Lieber." Neckte ich, rutschte ein wenig vor und setzte mich in Bewegung.
Die Piste war steil, nebenan grenzte ein Wald, durch den ich sicher schneller unten sein würde, aber das Risiko war mir zu groß, dass ich einen Unfall bauen würde, also blieb ich auf meiner Strecke.

„Hey Babe." Spielerisch fuhr Carlo an mich ran, er hatte mich tatsächlich eingeholt. Bei dem Namen ‚Babe' musste ich grinsen, sein Babe würde ihm keinen Erfolg gönnen.
Ich schnitt ihm den Weg ab, was ihn beinahe aus dem Gleichgewicht brachte und kam noch vor ihm unten im Tal an.

„Rasend schnell und dabei so sexy." Neckte er mich, als Antwort bekam er eine Schneekugel ins Gesicht.
„Du bist so ein Spinner!" rief ich. Lachend wehrte ich mich gegen die fliegenden Schneekugeln, aber es gab keinen Halt für Deckung.
„Ihr sollt Snowboarden und nicht turteln!" Markus und Flo waren ebenfalls unten angekommen und schoben ihre Brillen nach oben.

„Wo sind die andern drei?" fragte ich, setzte meine Brille ebenfalls ab und schnallte mich bei Carlos Board los.
„Tim hatte gewisse Gleichgewichtsstörungen durch eine fliegende Schneekugel – ah, da kommt er ja." Markus deutete auf Tim, der mit einer schneegetroffenen Jacke eintrudelte.
„Und Mirja und Lucca waren oben, ähm, am... wie heißt das, wenn man kurz vorm knutschen ist?" mir fiel beinahe die Kinnlade herunter. Mirja will nichts von Luc. Genau das hatte Carlo gesagt. Er sah genauso geschockt aus.
„Luc und Mirja?" fragte er nochmal und die anderen nickten.
„Gut, die werden wohl gleich kommen, fahren wir noch eine Runde?" Carlo Stimme klang ernst, er sah mich eindringlich an und ich nickte. „Klar, wieso nicht."

Mirja und Luc ließen sich zumindest nichts anmerken. Die beiden flirteten weiter wie vorher, manchmal dachte ich, Lucca würde sie küssen, aber sie zog im letzten Moment zurück.
„Glaubst du, es ist gut, wenn die beiden auf einem Zimmer sind?" nuschelte ich Carlo beim Abendbrot leise zu und er wiegte den Kopf.
„Gut ist es nicht, aber was soll ich Luc sagen: Hey, Mirja will nichts von dir, sie spielt bloß!? Er ist mein bester Kumpel und wenn es danach gehen würde, dann hätte Luc das bei jedem One-Nightstand zu mir sagen müssen." Ich schluckte. Carlo hatte nie über seinen angeblichen Frauenverschleiß gesprochen, aber ich konnte es mir gut vorstellen. Er war attraktiv, humorvoll und seine Art war anziehend. Oder bei den Frauen wohl eher ausziehend. Aber ich verstand ihn, es würde nur Streit geben, dabei hatte Carlo Recht. Er kannte Mirja besser, als alle anderen und auch Lucca hätte durch sie nichts gewonnen. Dabei hatte er seit Ewigkeiten keine Freundin mehr.

Gemeinsam verdrückten Carlo und ich uns aufs Zimmer, wo wir uns rücklings aufs Bett fallen ließen.
„Das Zimmer ist so schön." Murmelte ich, kurz darauf spürte ich seine Warme Hand an meiner.
„Ich bin so froh, dass du mir damals in der Diskothek geholfen hast. Du bist das Beste, was mir je passieren konnte." Die Welt schien in diesem Moment stehen zu bleiben und mir lag plötzlich nur ein Satz auf den Lippen. Ich liebe dich.

Ich liebte Carlo, ich hatte mich hoffnungslos in den Mann mit den endlosen braunen Augen verliebt.
Ohne Halt und Rettung war ich hineingestürzt und nur dieser eine, gottverdammte Satz lag mir auf den Lippen. Ich liebe dich.
Drei belanglose Worte, die in diesem Moment so mit Gefühlen gefüllt waren, dass ich meine Lippen nicht aufbekam.
Unsere verschränkten Finger verweilten, mein Herz schlug bis zum Hals und kurz fragte ich mich, ob er das wohl hörte. Aber wir blieben stumm.

„Ich bin einfach froh, dass du da bist." Meine Stimme zitterte, als ich mich aufsetzte und ihn ansah.
Sein Blick traf meinen und ich fragte mich, wie lang ich diese Augen ansehen könnte. Wahrscheinlich ewig.
„Bleib bitte für immer." Seine Lippen, die bei dem Wispern bebten, trafen augenblicklich auf meine. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Wange, seine warmen Hände, die unter meinem Tshirt an meiner nackten Taille entlang fuhren. Sie zogen mich noch näher an ihn, kein Blatt der Welt passte mehr zwischen unsere Körper. Meine Hände gruben sich in seine braunen, weichen Haare, dieser Moment schien die Welt anders zu drehen. Sie stillstehen zu lassen, denn nichts außer unsere pochenden Herzen und unseren synchronen Lippen schien sich zu bewegen.
Und nichts machte diesen Moment perfekter, als Carlos Händen an meiner Taille, sein heißer Atem auf meiner Wange, sein Körper an meinem und seine Lippen auf meinen.


Hey Guys, pünktlich zum Langenwochenende mal wieder ein Kapitel und endlich ist es passiert.
Was glaubt ihr, wie wird sich das wohl entwickeln?
Hinterlasst mir unbedingt eure Meinung zum Kapitel!

Bis Sonntag! a.

Ich will nur dich.Where stories live. Discover now