57. SMS

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Als ich nachts heim kam, war die Wohnung dunkel und still.
„Hanna?" rief ich, aber es kam nirgends eine Antwort. Kurz fragte ich mich, ob sie nicht mal zu Hause war, sondern zu Pia und Flo gefahren war, aber im Schlafzimmer erkannte ich die Silhouette von ihr.
Ich sah, dass sie sich meinen dicksten Supreme Pullover rausgekramt hatte und die Decke hatte sie bis zum Kinn ran gezogen.
Schnell zog ich mir mein Shirt über den Kopf, putzte meine Zähne und schmiegte mich dann leicht an sie. Zufrieden seufzte sie und kuschelte ihren Kopf zwischen Hals und Schlüsselbein, wo er perfekt hinpasste.
Gottverdammt, wie sehr liebte ich sie. Sie war mein Ein und Alles. Mein Atem, ohne den ich nicht leben konnte. Mein Sonnenschein, ohne den ich nicht raus will. Mein Lachen, ohne den ich weinen würde. Sie war alles, sie war jeder, sie war die Einzige. Meine Einzige.
Ich atmete ihren Duft ein, ihre Wärme, ihre Haut. Ihr Herzschlag, der gleichmäßig gegen meine Brust klopfte. Sie schien in diesem riesen Pullover so klein. Ich würde wieder von ihr träumen, so wie ich es immer tat. Sie war immer da, obwohl ich sie damals nie gesucht hatte. Sie war da und hat mit einem Schlag alles verändert. Ohne sie war ich alleine, fühlte mich schlecht und viel zu klein.
Plötzlich tauchten in meinem Kopf wild gewordene Zeilen auf und erneut stand ich auf, um einen Zettel und einen Stift rauszukramen.
Zeile für Zeile reimte ich mir zusammen, überlegte, ob ich passenden Beats dazu haben könnte und gegen frühen Morgen war ich fertig. Die Zeit hatte ich kopflos vergessen.
„Carlo?" ein leises Murmeln brachte mich aus meinem Konzept und ich drehte mich von meinem Klavier weg.
„Hm?" sie blinzelte ein wenig, sah mich dann an.
„Was machst du da?" fragte sie leise und ich lächelte.
„Nichts. Ich konnte einfach nicht schlafen." Unauffällig ließ ich das Blatt Papier zwischen meine Unterlagen verschwinden und lief dann rüber zum Bett, wo sie mir Platz gab.
Ich zog sie an mich ran und hörte ihren Seufzer.
„Hast du gut geschlafen?" flüsterte ich und spürte ihre kitzelnden Haare an meinem Hals.
„Hmmm." Brummte sie müde und zustimmend, ich schmunzelte.
Mein Handy hatte eben kurz vor fünf angezeigt, Hanna musste erst in drei Stunden zur Arbeit aufbrechen und ich würde mich heute von Meeting zu Meeting schleppen.
Sowohl Johannes, als auch Toni, ein guter Kumpel von mir, hatten Features auf ihren Mixtapes mit mir geplant und Basti und Kody wollten alles genau geplant haben. Fazit für mich: Meetins bis heute Abend und Telefonkonferrenzen bis in die Nacht. Außerdem erwartete Kody von mir bereits Ideen für das neue Album. Und die konnte ich ihm so auf den Schreibtisch legen.
Wir kuschelten die Zeit rum, bis zu grummelnd aufstand und sich fertig machte.
Kody schickte ich schnell die Lyrics meines neuen Songs rüber und hoffte, dass es annehmbar war.
„Ich hau ab, bis später!" rief sie, ehe die Tür ins Schloss fiel und Stille einkehrte.
Auch ich verschwand daraufhin und fuhr rüber zum Büro, wo ich Markus am Eingang traf.
„Hee." Er schlug brüderlich ein und gemeinsam gingen wir hoch, wo mich jedoch ein genervter Basti erwartete.
„Die Fans blockieren die Telefonleitungen und vorhin haben welche Sturm geklingelt." Oweia. Bei sowas traf man Basti auf den falschen Nerv.
„Wir erwarten einen ziemlich wichtigen Anruf, aber der könnte sich bereits erledigt haben." Er verschwand in seinem Büro und ich suchte Kody.
„Hey Carlo." Er lächelte und ich ließ mich auf seinem Sofa fallen.
„Hast du dir die Lyrics angesehen?" er nickte.
„Sie sind wirklich gut, sehr. Mit einem peppigen Beat kann das was werden. Wir haben das Studio vorbereitet, du kannst aufnehmen, deine Beats sind hier auf dem Computer." Ich nickte.
Bevor ich den Raum verließ, räusperte Kody sich nochmal.
„Carlo?" ich sah ihn an.
„Hanna tut dir sehr gut. Und deiner Karriere auch. Du solltest sehr gut auf sie aufpassen." Ich schluckte. In mir kam eine Erinnerung hoch, die ich augenblicklich verwarf.
„Ja." Meinte ich knapp und flüchtete dann ins Studio. Ruhig, Carlo. Das ist ewig her.
Ich gab Markus das Zeichen, einen Beat abzuspielen, den ich gestern Nacht leise herausgesucht habe und wartete auf den passenden Einsatz.
„Baby nimm' meine Hand, ich hab alles schon gepackt, komm wir beide gehen weg von hier." Ich dachte an den Urlaub in Santa Monica, der vor der Haustür stand.
„Sieh' der Jet ist getankt, ich hab Geld auf der Bank und jede Menge Plätze hier."
„Und immer wenn du einsam bist, komm' ich rum, du musst nie wieder alleine sein. Denn immer wenn ich dich seh', macht es in mir Tik Tik Boom, so wie Dynamite." Ich hatte meine Augen geschlossen und sang drauf los, bis der Refrain einsetzt.
„Doch manchmal träum' ich nur von dir, bitte sag, was muss ich tun, dass du mich hörst? Denn ich wär heut' so gern bei dir und ich glaub, ich fänd' es cool, wenn du mir gehörst."
In dem Lied steckte so viel Liebe, wie ich sie selten gab und ich hoffte, dass Hanna das sehen würde, wenn der Song fertig war.
Als der letzte Ton verklang und ich meine Augen aufmachte, stand das halbe Team vorm Studio. Kody, Basti, Steffen, Markus und sogar Flo, der gekommen war, sahen mich an und klatschten drauf los.
„Wahnsinn!" rief Kody begeistert und ich grinste.
„Der Panda kann ja doch ganz romantisch." Zwinkerte Markus und bekam meinen Mittelfinger als Antwort. Nur Flo musterte mich und rang sich dann ein Lächeln ab. Er verschwand in dem Meetingraum und ich verließ das Studio, um alles noch vernünftig zu schneiden und fertig zu machen, so schnell kann es gehen.

Es war kurz vor 1, als Hanna und ich vor der Schräglage ankamen. Sie sah heute Abend so fantastisch aus, dass ich meine gierigen Blicke nicht von ihr nehmen konnte. Sie hatte eine enge schwarze Skinnyjeans an und ein einfach Levis Shirt in die Hose geschickt. Mein Arm lag locker über ihre Schultern und ich rückte meine Cap kurz zurecht, ehe wir eintraten. Gästelistenplätze waren immer die besten.
„Was willst du trinken, Baby?" sie sah mich kurz an und überlegte.
„Ein Gin Tonic." Ich nickte und nahm den Abstecher zur Bar, sie ging rüber zu Flo in den VIP Bereich, wo auch Markus noch chillte.
Mit den Getränken gesellte ich mich dazu und zog Hanna näher zu mir, die dies mit einem Lächeln erwiderte und mit mir und den anderen anstieß.
Die Musik wummerte durch unsere Glieder und nach und nach füllte sich der Tisch vor uns mit leeren Flaschen und Gläsern. Wir waren lange nicht mehr feiern gewesen und demnach stieg auch unser Pegel. Wenn, dann darf man das. Zwar musste Hanna morgen früh arbeiten, aber wir würden sicher nachher wieder abhauen.
„Holst du uns noch was und dann hauen wir ab?" raunte Hanna zwinkernd und grinsend sah ich sie ab.
„Bin dabei." Ich küsste sie zwischen Ohr und Hals und nahm wahr, wie sie seufzte.
Ich stemmte mich aus dem Sofa und schlängelte mich zur Bar durch, wo ich bestellte.
Der Kellner brauchte ein wenig und ich wollte nach meinem Handy fingern, aber das befand sich nicht in meiner Hosentasche, wo es eben noch war. Ich sah zurück, aber erkannte im Dunkeln nichts. Als die Getränke da waren, beeilte ich mich, bevor es jemand klaut. Denn da war meine gesamte Privatsphäre drauf und ein falscher Mensch und CRO war Vergangenheit.
Doch bevor ich die Getränke abstellen konnte, vernahm ich ein lautes „Hanna!" und eine Person, die an mir vorbei rauschte.
Ich konnte nicht mal hinter her schauen, wer das war, da packten mich zwei Hände und drückten mich mit dem Rücken an die Wand.
„Spinnst du?! Wie kannst du ihr das antun?! Was geht in deinem Kopf vor!!" brüllte Flo mich an und ich realisierte gar nichts, bis er mir mein Handy an die Brust drückte.
Ich erkannte eine neue SMS einer unbekannten Nummer.
Hey, hab endlich deine Nummer gefunden. Falls du mal wieder Ablenkung brauchst, meld dich. :*" darunter ein Bild einer halbnackten Frau.
Der halbnackten Frau.


Sonntag!

Oh je, was hat Carlo bloß angestellt? Was denkt ihr?

Euer Feedback macht mich glücklich!

Vielleicht kommt schon sehr bald ein neues Kapitel ;) ....

Bis dann! a.

Ich will nur dich.Where stories live. Discover now