43. Zwischen Arbeit & Pizzaschachteln

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Hanna

Das Vibrieren meines Handys zog mich aus einem erholsamen Schlaf und das erste was ich wahrnahm, war die Hitze, die von einem an mich gepresstem Körper ausging.
Carlo hatte im Schlaf seinen Arm um mich gelegt, sein Gesicht vergrub sich in meinem Nacken und sein ganzer Körper strahlte eine unglaubliche Hitze aus, dass mir der Schweiß auf der Stirn stand.
Es war kurz vor neun, in einer Stunde müsste ich im Büro sein, um mich mit dem neuen Autor zu unterhalten und das wichtigste abzusprechen.
Leise und vorsichtig wand ich mich aus dem Klammergriff und verschwand im Badezimmer.
Meine Augenringe waren verschwunden und mich überrumpelte das Gefühl des Wach seins.
Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Er hatte mir einen neuen Song geschrieben, einen Song, der mich überwältigt hatte. Es war wieder alles okay, zumindest hoffte ich das.

Mit einem Zettel, dass ich zur Arbeit bin und Pizza zum Mittag mitbringe, schnappte ich mir die Autoschlüssel und machte mich auf den Weg.
Die Autorin, die ich heute kennenlernen sollte, war noch recht jung. Mit 22 ein Buch zu veröffentlichen war eher ungewöhnlich. Die meisten haben ihren Durchbruch mit 30.
Das was Fabian mir bis jetzt berichtet hatte, klang nach einem Roman, in dem es um Personen geht, die in der Öffentlichkeit stehen und die Probleme, die sich oftmals damit ergeben.

„Hallo Fabian!" rief ich durch seine offene Bürotür und lächelnd sah er auf.
„Guten Morgen! Zehn Minuten hast du noch!" zehn Minuten, also eine schnelle Kaffeepause.
Meine Kollegin war krank und somit war mein Büro leer und still.
Erst das Klingeln meines Handys erfüllte den Raum kurz mit Leben.
„Flo: Carlo ist immer noch nicht im Büro, weißt du, wo er ist?" ich schmunzelte. Wie immer war der werte Herr Waibel zu spät.
„Er lag vor einer Stunde noch im Bett zu schlafen, ruf ihn am besten an. Kennst ihn doch, er ist immer spät."
„Hast auch wieder Recht, kommst du heute Abend noch vorbei?"
„Klar, komme nach Feierabend." Und dann flog die Tür auf.
„Guten Morgen." Eine strahlende junge Frau stand im Türrahmen und steckte mich sofort mit ihre Ausstrahlung an.
„Guten Morgen, ich bin Frau Tiekler." Freundlich gab ich ihr die Hand und bat sie auf den freien Platz mir gegenüber.
„Ich bin Nala." Wir besprachen kurz die wichtigsten Dinge, ehe ich mir das Manuskript vor Augen nahm.
„Hattest du eine Inspiration? Eine selbst erlebte Situation oder sowas?" ich blätterte ein wenig.
„Ehrlich gesagt, ja. Mein Ex stand plötzlich mit seinen selbstgedrehten Filmen in der Öffentlichkeit und ich war abgeschrieben. Aber so leicht lassen sich Gefühle leider nicht abschreiben. Er fuhr auf der Überholspur, ich war plötzlich nur noch eine Zeitvertreibung gewesen." Ich nickte. Und ich verstand sie. Sich wie jemand zu fühlen, der gegen den Strom fuhr, war ich am Anfang bei Carlo. Ich hatte Angst, dass ich so ende. Jemand, der weggeworfen wird. Aber Carlo blieb.
„Ich verstehe. Hast du das Manuskript bereits einem Verlag vorgelegt?" sie schüttelte den Kopf.
„Ich hab mal einen Blog im Internet geführt, wo ich viel darüber berichtet habe, einige Verläge haben mich auf darauf angesprochen, aber ich wollte hier her." Überrascht sah ich sie an.
„Wieso unbedingt hierher?" sie zögerte.
„Ich kenne dich. Also, ich weiß, dass du jemand bist, der mich verstehen könnte." Sie biss sich nervös auf die Unterlippe und ich schwieg einen Moment. Die Bedeutung ihrer Worte machte mich ziemlich durcheinander und in diesem Moment wusste ich auch nicht Recht, was ich jetzt sagen sollte.
„Ich meine, du bist doch die Freundin von Carlo? Dem Carlo?" mit großen eisblauen Augen sah sie mich an und mein Kopf wiegte leicht.
„Carlo?" versuchte ich der Situation zu entweichen.
„CRO. Carlo Waibel, der zurzeit bekannteste Rapper Deutschlands." Ich seufzte. Sie wusste Bescheid.
„Hör zu Nala, ja, du hast Recht, aber das hat nichts zur Sache, weil-"
„Wegen deiner Hilfe habe ich dieses Buch geschrieben." Ich seufzte erneut.
„Ich will nicht, dass das die Runde macht, okay? Ich bin deine Lektorin und sonst nichts." Sie nickte stolz.
„Heißt das?" sie grinste breit.
„Willkommen beim Thinemann Verlag."

Eigentlich würde ich nie Kunden mit nach Hause nehmen, aber Nala wohnte weit von hier und suchte zurzeit eine WG in Stuttgart und außerdem wollte ich mehr über ihre Geschichte und ihr Leben erfahren. Ihre Art faszinierte mich.
„Carlo?" rief ich, als ich die Tür schloss und Nala schüchtern im Flur stand. Die Pizza stellte ich auf den Tisch und ich lächelte sie kurz an.
„Ja?" aus seinem Zimmer ertönte ein gleichmäßiger Beat und ich schmunzelte. Nur am Arbeiten, dieser Mann.
Ich setzte Nala in die Küche und schob seine Tür auf.
„Hey." Ich lächelte schüchtern, noch unbewusst, was jetzt zwischen uns war.
„Hey." Seine braunen Augen leuchteten.
„Ich ähm, ich habe eine Kundin dabei. Also sie weiß von dir und von mir." Stammelte ich.
„Kundin? Seit wann nimmst du die mit nach Hause?" Er war aufgestanden und stand dicht vor mir.
„Sie hat keine Wohnung hier und müsste bis nach Kiel und ich wollte mehr über sie erfahren. Ist das okay? Sonst gehen wir wieder." Meine Wangen wurden rot.
„Nein, nein, ist okay. Nicht gehen. Heute Abend Sushi?" seine Lippen strichen an meiner Wange entlang. Das Pizza auf dem Tisch stand, konnte man mal übersehen.
„Ich-ich bin mit Flo verabredet. Aber danach gerne." Wisperte ich, kontrolliert über meine Sinne, ihn nicht anzufassen und zu küssen.
„Okay." Hauchte er und ich seufzte.
„Und jetzt ab, ich muss an was arbeiten." Er zwinkerte und ließ mich stehen.
„Blödmann." Grinste ich und machte mich auf den Weg zurück zu Nala.
„Ist das okay für Carlo? Also das wir hier sind?" ich nickte und stellte die Kaffeemaschine an.
„Und jetzt will ich was von dir hören."

Nala war eben erst 20 geworden und ihre Eltern kommen aus Afrika. Schreiben war als Kind schon ihre Leidenschaft und Frederico, ihr Exfreund, hat mit YouTube Videos und Auschnitten für Agenturen die Öffentlichkeit bekommen. Nachdem er sie betrogen hat, ist sie zurück nach Kiel zu ihrer Familie, hat mit 18 das Manuskript angefangen und war nun bei mir gelandet.
„Krass." Murmelte ich noch ganz gefangen in ihrem Leben.
„Es ist okay. Frederico ist Vergangenheit, jetzt geht es um mich und mein Buch." Sie wirkte so unfassbar stolz, wenn sie von ihrer Arbeit erzählte und eine Sekunde erkannte ich Carlo in ihr wieder. Er war kaum zu halten, wenn es um Musik ging.
„Wohnst du hier?" Nala sah sich neugierig um.
„Zurzeit. Also nicht offiziell. Ich suche eine Wohnung, aber sowas dauert. Solange wohne ich eben hier."
„Bei Carlo." Ergänzte sie und ich nickte.
„Arbeitet er gerade?" kurz lauschte sie dem gedämpften Beat aus dem Nebenraum.
„Ja, aber ich weiß nicht an was. Kennst du seine Musik?" das Klacken der Kaffeemaschine ließ mich aufstehen und zwei Becher aus den Schrank kramen.
„Klar, er läuft gefühlt jede Stunde im Radio. Ist gut, also die Musik." Ich lächelte.
Die Uhr zeigte halb fünf an, mein Feierabend war in einer Viertelstunde und dann war ich mit Flo verabredet.
„Du bist noch verabredet, stimmts?" ich nickte.
„Ja, wo kommst du unter heute Nacht?" ich stellte ihr die Tasse vor die Nase und setzte mich.
„Im Hotel, das geht schon. Morgen geht's wieder nach Hause." Ich nickte. Ab da würde ich mir das Skript durchlesen und korrigieren und erst dann würden wir uns wiedertreffen.
„Sag Bescheid, sobald du die WG in Stuttgart hast." Ich lächelte.
Und ab dem Moment war Nala mehr als eine Kundin.
Sie war eine neue Freundin.



Donnerstag! I'm back!

Kommt mir vor, als wenn ich seit Monaten kein Update gebracht habe, ups

Carlo und Hanna sind also wieder back im Buisness, wollen wir doch mal sehen, was die Zukunft so bringt ... ;)

Feedback macht mich glücklich!

Wir lesen uns Sonntag! a.

Ich will nur dich.Hikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin