54. Nur wir zwei gegen die Welt

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Ich wusste selber nicht, wieso ich Carlo abgelehnt hatte. Keiner von uns hatte bis jetzt den anderen abgelehnt, nie.
Wir beschlossen zwei Wochen später mal wieder zu meinen Eltern runter nach München zu fahren und ein Wochenende zu bleiben.
„Wie war die Arbeit?" er nahm den Blick von der Autobahn und müde sah ich ihn an.
„Gut." Meine Antworten waren knapp, aber die zwei Wochen, wo ich wieder arbeiten ging, raubten mir meine Nerven.
Ich hatte bei Fabian ausgepackt, was die Sache mit Nala betraf, das ich mit Carlo zusammen war und hatte danach zwei Stunden lag ein Chef-Kollegen Gespräch geführt, dass ich ihn auch als Kumpel sehen kann. Er hat Nala aus dem Verlag geworfen und jegliche Arbeiten abrupt beendet.
Wahrscheinlich läuft es auf eine Klage hinaus. Sie war einen Tag da und hat versucht, sich zu entschuldigen, aber ich habe mich wie ein Häufchen Elend im Büro verkrochen und Fabian hat sie rausgeworfen mit der Mahnung, dass er gleich die Polizei ruft.
„Mach dir keine Gedanken, das mit Nala hat alles jetzt sein Ende." Er drückte kurz meine Hand und ich lächelte. Jetzt freute ich mich erstmal auf drei Tage Carlo und ich. Kein Chimperator, kein Basti, kein Fabian. Nur er und ich. Und meine Eltern.
In München war der Herbst bereits da, die Blätter leuchteten gold-braun und die Sonne stand bereits tief am Himmel, als wir die Berghütte erreichten.
Carlo schnappte sich unsere Rucksäcke und schloss den Benz ab, während ich hoch zur Tür lief.
„Hanna!" meine Mutter schloss mich fest in die Arme.
„Hey Mum." Ich lächelte und umarmte meinen Vater gleich mit.
Carlo kam auch um zwei Umarmungen nicht rum und gemeinsam verkrochen wir uns direkt ins Gästezimmer, um die nötigsten Sachen auszupacken und uns umzuziehen.
„Es ist so schön hier." Hörte ich ihn aus dem Badezimmer rufen, während ich auf dem Bett Nachrichten auf meinem Handy las.
„Ich liebe es besonders im Winter, aber ich würde gerne mal wieder ans Meer." Antwortete ich und las, dass Flo morgen eine Uniprüfung hatte. Ich wünschte ihm viel Glück, ehe ich Carlo summen hörte.
„Sie sagt, sie würde gern ans Meer, mal wieder weg von hier." Sang er leise und ich schmunzelte.
„Kommst du? Es gibt Essen." Ich zwang mich aus dem Bett und folgte dem Geruch von Käsespetzle. Typisch meine Eltern. Wenn Carlo da war, gab's direkt sein Lieblingsessen. Er war wirklich ein Wunschschwiegersohn.
„Käsespetzle!" Carlo saß noch vor mir am Tisch und ich lachte.
„Du bist unmöglich." Ich setzte mich ihm gegenüber und nahm mir ein wenig Salat als Beilage und goss mir O-Saft ein, während mein Vater Carlo ein Bier reichte.
„So ihr beiden, alles okay bei euch?" geschafft vom Kochen ließ meine Mum sich neben Carlo nieder und wir nickten.
„Hast du schon gehört? Nicolas fährt mit Enna nach Indien." Sie schaufelte sich behutsam ein paar Käsespetzle auf den Teller.
„Und Skyla?" fragte ich.
„Die bleibt bei Simone und Hans." Ich nickte. Hans war Mamas Bruder und der Vater von Nicolas.
„Ich würde auch gerne mal wieder weg hier." Erwiderte ich und schob mir eine Gabel Salat in den Mund.
„Wieso fahren wir dann nicht?" Stille am Tisch. Ich sah auf in Carlos fragenden Blick und schluckte langsam meinen Salat herunter.
„Wir können hier nicht einfach weg. Basti und Kody würden das sicher nicht befürworten." Er sah auf seinen Teller.
„Die beiden haben doch eigentlich nichts zu sagen. Wenn ich Urlaub möchte, dann möchte ich das. Meine Musik kommt schon nicht zu kurz. Außerdem sind wir seit fast zwei Jahren zusammen und waren noch kein einziges Mal zu zweit im Urlaub." Er hatte Recht. Wir waren einmal im Urlaub mit den anderen und da landete ich dank Mirja in der Notaufnahme.
„Vielleicht wäre das wirklich eine gute Idee, Hanna. Nach deinem Unfall und dem ganzen Stress mit dem Baby täte dir das gut." Ich seufzte. Ja, vielleicht täte mir das wirklich ganz gut.
„Ja, mal schauen." Ich schob mir schnell eine weitere Gabel in den Mund und sah kurz Carlo an, der mich nachdenklich musterte.
Nachdem wir abgeräumt hatten und uns zu viert aufs Sofa kuschelten, schnappte Carlo sich den Laptop.
„Carlo, wir brauchen nicht. Ich will nicht, dass Kody sauer wird." Raunte ich, als ich sah, dass er auf ein Reiseportal klickte.
„Ich werde trotzdem mit meinem Mädchen in den Urlaub fahren." Schmunzelte er und klickte sich durch die Angebote.
Ich konzentrierte mich auf die Castingshow im Fernsehen und versuchte, vor lauter Müdigkeit nicht weg zu nicken, aber bereits in der nächsten halben Stunde döste ich auf Carlos Brust vor mich hin.
„Tristan und ich gehen hoch, macht ihr hier nachher alles aus?" ich öffnete meine Augen und nickte.
„Gute Nacht." Meinte ich müde und sah hoch zu Carlo, der stolz auf den Laptop sah.
„Suchst du immer noch?" ich gähnte.
„Hab was gefunden." Er deutete auf den Bildschirm und glänzende Palmen und endlose Sandstrände leuchteten mir entgegen.
„Santa Monica?" er nickte stolz.
„Die haben da ein Haus mit eigenem Strand und genug Platz für zwei Wochen Urlaub." Mein Blick fiel auf den Preis der Villa und mir fiel beinahe die Kinnlade herunter.
„Carlo, das ist viel zu teuer."
„Quatsch. Ich mein, einmal kann man sich doch was gönnen, oder nicht?" ich sah ihn an.
„Du sagst Fabian, dass du den restlichen Urlaub nimmst und ich klär das locker mit Kody." Ich kaute zögernd auf meiner Unterlippe.
„Ich will nicht, dass du so viel Geld für mich ausgibst, Baby." Murmelte ich und lehnte mich an seine Brust.
„Schon passiert." Ich starrte ihn an.
„Du hast schon gebucht?!" er nickte wieder.
„Musste ich einfach. Die Vorstellung, dich im Bikini zu sehen, reizt zu sehr." Er bekam als Antwort ein Kissen an den Kopf geschmissen.
„Du bist so ein Spinner!" ich lachte und flüchtete ins Schlafzimmer, wo ich gerade so dem zweiten Kissen seinerseits ausweichen konnte.
Er schnappte mich und nahm mich spielend in den Schwitzkasten, um mich dann noch einmal von oben bis unten durchzukitzeln.
Lachend und keuchend fielen wir nebeneinander ins Bett und starrten die Decke an.
„Also fahren wir jetzt wohl in die USA." Meinte ich und er drehte seinen Kopf.
„Nur wir zwei gegen die Welt." Ich musste lächeln.
„Nur wir zwei." Bestätigte ich wispernd und genoss den Anblick seiner braunen Augen.
Unsere Hände verschränkten sich ineinander und wieder einmal fragte ich mich, womit ich diesen Jungen verdient hatte.
Wenn ich den Abend damals ihm nicht gefolgt wäre, nicht den Krankenwagen gerufen hätte und verdammt nochmal nicht seine Nummer eingespeichert hätte, dann würden wir jetzt nicht hier liegen.
Dann hätte dieser Mann nie mein Herz gestohlen.


Donnerstag!

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Wir lesen uns Sonntag! a.

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Ich will nur dich.Where stories live. Discover now