34. Skyla

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Langsam drehte ich mich in dem weinroten, bodenlangen Kleid. Es war trägerlos, meine gebräunte Haut und die Schlüsselknochen bildeten einen perfekten Kontrast zu den feinen Falten, die sich über die Brust bis zur Taille erstreckten, ehe das Kleid wie ein Wasserfall hinabfiel. Ich hatte meine braunen Haare hochgesteckt und mich dezent geschminkt. Meine passenden High-Heels waren ein wenig zu klein, aber Carlo hatte direkt meine Vans eingepackt, er kannte mich eben zu gut.
Er selber trug seine schwarze Skinny Jeans, ein weißes Shirt und seine schwarze Sakko Jacke, die er bereits bei der Plattenübergabe von Chimperator trug. Statt seinen abgelatschten Vans trug er seine Nikies, die ich ihm zu Weihnachten geschenkt habe.
„Können wir?" ich schnappte mir meine Clutch und nickte bloß.
„Wir können los."

„Du wirst sie umhauen mit dem Kleid." Raunte Carlo mir zu und legte seinen Arm um meine Taille, ehe wir den Garten und die Party ansteuerten.
„Hanna!" meine Mutter erblickte mich als erstes und sah mich von oben bis unten an.
„Liebling, du siehst umwerfend aus! Und Carlo erst! Da muss ich schnell ein Foto machen!" sie zückte ihr Handy und ich drehte mich ein wenig zu Carlo, der seinen Arm ein wenig fester um mich drückte.
Ich spürte, dass Carlo nicht direkt in die Kamera sah, sondern seinen Kopf zu mir drehte, sodass man nur seine Seite sah, aber das war eben der typische Reflex bei ihm, wenn es um Fotos geht.
„Keine Sorge, Carlo. Die Fotos gehören nur uns." Sie tätschelte seine Hand und wir liefen weiter.

Hier und da begrüßte ich meine Tanten und Onkels, hielt den typischen Smalltalk und setzte mich nach einer Weile zu den anderen an den Tisch.
„Hey Cousinchen." Ein Freudenschrei entwich mir, als ich meinen Cousin Nicolas neben mir erblickte.
„Nici!" ich fiel ihm um den Hals und hielt meine Tränen schwer zurück.
Nicolas war zwei Jahre älter als ich und war für 2 Jahre in Kanada gewesen, um dort zu arbeiten. Dabei war er der einzige und beste Mensch, den es gab. Mein bester Freund, Bruder und alles drum und dran.
„Hast du mich vermisst, babygirl?" er war der reinste Player, aber das durfte er auch. Seine eisblauen Augen zu den dunkelbrauen Haaren, dem muskulösen Körper und der einzigartigen Stimme.
Bei dem Kosenamen babygirl spürte ich Carlos Arm um mich.
„Baby, das ist mein Cousin Nicolas, Nici, das ist mein Freund Carlo." Die beiden gaben sich freundlich die Hand.
„Baby? Freund? Mein Mädchen hat also doch mal einen Kerl gefunden." Ich musste lachen.
„Und du? Immer noch der Aufreißer?" er grinste.
„Schön wärs, eher der Aufreißer von Windeln." Ich verstand nicht ganz, bis sich ein Mädchen in meinem Alter zu Nici setzte, mit einem Baby auf dem Arm.
„Nici, sie will einfach nicht schlafen." Raunte sie und mir fiel beinahe die Kinnlade runter.
„Du bist Vater?" platzte es mir heraus und er grinste stolz.
„Seit 7 Monaten. Babygirl, das ist Skyla." Er nahm seiner Freundin vorsichtig das Baby aus der Hand und legte es mir in die Arme. Und da liefen mir die Tränen über die Wange. Die kleine Skyla mit den eisblauen Augen ihres Papas.
„Sieh sie dir an, Carlo." Flüsterte ich, als Skyla nach Carlos Finger fasste.
„Sie ist wunderschön." Fügte ich hinzu und wiegte sie.
„Du wärst eine perfekte Mama, Hanna. Ich bin übrigens Enna." Nicis Freundin lächelte. Die perfekte Mama.
„Habt ihr Familie vor?" fragte Nici und ich schüttelte den Kopf.
„Carlo ist viel unterwegs wegen seinem Job, er ist in der Musikbrance tätig und ich? Ich bin viel zu unreif für sowas." Ich streichelte die weiche Wange und sah überglücklich zu Carlo.
Sein Finger ruhte imme rnoch in Skylas Hand und er lächelte leicht. Familie. Familie war immer das, was ich mir gewünscht habe, aber mit Carlo war das nicht möglich. Zumindest zurzeit nicht.
„Ich hätte niemals gedacht, dass du mal Vater wirst, Nici." Ich schmunzelte.
„Sie war das Beste, was mir passieren konnte." Seine Augen funkelten.
„Natürlich nach dir, babygirl." Ich lachte. Doch noch ein Player.
„Wir kommen euch gerne mal besuchen, damit Skyla schön viel Zeit mit ihrer Großcousine verbringen kann. Oder auch Patentante." Meine Augen wurden groß.
„Patentante?" Nici und Enna nickten.
„Wir haben sie in Kanada getauft und dich als Patentante eintragen lassen." Mein Herz wurde weich.
„Oh Gott, Nicolas!" ich gab ihm einen Kuss auf die Wange, als das Klingeln eines Glases uns unterbrach. Meine Mutter stand vor den Tischen und sah in die stillwerdende Menge.
Ich griff nach Carlos Hand und verschränkte sie mit meinen, sein Lächeln ließ mich ebenfalls lächeln.
Meine Gedanken hingen ganz bei Skyla. Carlo wäre so ein wundervoller Vater, aber ebenso ist die Vorstellung so weit entfernt. Und ich? Ich wollte immer Kinder haben. Und will es auch immer noch.

Gegen drei Uhr morgens liefen wir gemeinsam zum Auto. Carlo hatte sich sein Sakko über die Schulter geworfen und ich meine Schuhe schon vorhin getauscht.
„Ich fahre." Meinte ich zu ihm, da ich den Abend nur Wasser getrunken habe, soweit ich mich erinnern konnte.
„Nein Baby, du hast getrunken. Unzwar drei Sektgläser." Bei sowas war Carlo ein wenig pingelig. Zumindest bei mir.
„Du darfst aber auch nicht mehr fahren, Carlo. Komm, wir übernachten bei meinem Opa, der hat unten sowieso noch zwei Gästezimmer." Ich nahm seine Hand und lief mit ihm den Steinweg hoch.

„Ich hab dich noch nie so glücklich gesehen, wie mit Skyla vorhin." Flüsterte er im Bett und ich spürte seine Hände an meiner Taille.
„Sie ist wunderschön. Ich freue mich für Nicolas, sehr."
„Willst du Familie?" ich hielt die Luft an.
„Willst du irgendwann Familie?" entgegnete ich und Stille trat ein.
„Ich weiß nicht. Eigentlich würde ich nein sagen, ich bin noch so jung, mein Job gibt kaum Zeit, aber mit dir ... vielleicht irgendwann mal." Mit dir
Mein Herz wurde heiß und ich biss mir auf die Unterlippe.
„Ich liebe dich, Carlo."
„Ich liebe dich auch, Baby." Und dann spürte ich seine warmen Lippen auf meinen.

Die leise Stimme von Carlo riss mich aus meinem Schlaf.
„Ja, wir machen uns gleich auf den Weg, sobald Hanna wach ist. Bis nachher." Er legte auf und lächelte mich an.
„Die Arbeit ruft?" fragte ich müde und er nickte.
„Die Arbeit ruft."
„Gib mir zehn Minuten, ich mach mich nur kurz frisch." Ich wand mich aus dem Bett und verschwand im Bad. Gut, dass wir zur Not Wechselklamotten mitgenommen hatten.
Das Gespräch gestern Abend ging mir dennoch nicht aus dem Kopf.
Er konnte sich nur mit mir eine Familie vorstellen? Er konnte sich überhaupt eine Familie vorstellen?
Für mich war das in diesem Moment der größte Liebesbeweis, den er mir je geben konnte. Ein Kind, das ist nicht nur eben etwas, das ist ein lebendiger Mensch, der Carlo und mich ein Leben lang zusammenschweißen würde. Für immer. Aber ich konnte es mir so sehr vorstellen. Wie wir auf dem Spielplatz tollen, wie er sie abends in den Schlaf singt...
Mein Spiegelbild fing leicht an zu lächeln. Eine kleine Familie. Und das mit Carlo.
Aber ich schwor mir, ihn niemals unter Druck zu setzen. Sein Job startete jetzt und seine Musik war ihm das wichtigste. Er soll jetzt erstmal durch Deutschland ziehen, Mädchen zum Schreien bringen, ehe er seine schreiende Tochter beruhigt. Irgendwann.
Irgendwann war ein Anfang.
Ein Anfang nur für uns beide.
Aber dafür musste ich den Deal mit Luis loswerden.

Hey meine Lieben.
Es tut mir unendlich leid, dass gestern kein Kapitel kam, ich war spontan nicht zuhause und hatte kein Internet. Und mir geht es zurzeit auch nicht so gut, aber für euch wollte ich dieses Kapitel jetzt noch hochladen.
Und solangsam sind alle Übergangskapitel hochgeladen, bitte haltet es noch ein wenig durch, es wird wieder besser! Ich muss nur realistisch bleiben und da kann das Leben schon mal ziemlich langweilig werden... aber der letzte Satz gibt doch schon Hoffnung, oder nicht?

Ich wünsche euch schon mal eine gute Nacht, ich setzte mich morgen sofort an das Kapitel für Sonntag!

Wir lesen uns Sonntag! a.

Ich will nur dich.Where stories live. Discover now