2. Neuer Mitbewohner? || Überarbeitet

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Leise hörte ich das Zischen der auflösenden Aspirintablette in meinem Wasserglas.

Ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass sich der gestrige Abend noch so bemerbar machen würde, aber was kann ich daran schon groß ändern. Kopfschmerzen gehören doch irgendwie zu einer richtigen Party dazu, oder nicht?

Mein Handy piepste und kurz darauf leuchtete mein Display auf.

"Pia: Ich sterbe an einer Kopfexplosion.".

Ich lachte leise auf, zügelte mich aber sofort wieder, da jede kleinste Muskelbewegung meinen Kopf zu einer ähnlichen Reaktion antrieb.
Schnell tippte ich zurück. "Aspirin war doch schon irgendwie immer mein bester Freund."

Das stimmte sogar, denn seitdem ich mein Abitur gemacht hatte und bei meiner Abifeier abgestürzt war, kam es des Öfteren vor, dass ich mal betrunken heim kam.

Nachdem die Tablette komplett verstummt war und ich das Wasserglas in einem Zug geleert hatte, duschte ich mir den gestrigen Abend von der Haut und schlüpfte in mein typisches Sonntagsoutfit, dass aus einer Leggins und einem Sweater bestand.

Was musste der Typ von gestern wohl für Schmerzen gehabt haben? Kurz ließ ich das Szenario Review passieren und verdrängte es dann mit dem Gedanken, dass die im Krankenhaus wohl wissen, wie sie ihm am besten helfen können.

Es war 16:38 Uhr, als mir einfiel, dass Pia und ich noch verabredet waren, während ich mit meiner Decke vor dem Fernseher rumlungerte. Sie war im letzten Semester ihres Studiums und ich hatte ihr versprochen, ihre Präsentation nocheinmal durchzugehen. Ich selber bin seit knapp einanhalb Jahren mit meinem Literaturstudium fertig und arbeite in meinem Traumjob als Lektorin.

Eigentlich wollte ich meinen anderen Traum immer zum Beruf machen und Tänzerin werden, aber das hat leider nicht geklappt, da ich bei einem Casting einer internationalen Tanzschule knapp verloren habe. Aber das Tanzen habe ich bis heute nicht aufgegeben. Neben meinem Beruf jobbe ich ab und zu bei einer Stuttgarter Tanzschule mit kleinen Kindern.

Ich striff meine Schuhe über, schnappte mir meine Jacke und machte mich auf den Weg in die Innenstadt, da wir die Präsentation gleichzeitig mit einem Kaffee verbunden haben, den wir beide bitter nötig haben.

"Mensch Hanna, wo bleibst du denn? Ich warte seit gefühlt fünf Stunden!" moserte Pia und umarmte mich rasch. "Habs vergessen, aber ich bin ja jetzt hier." ich musste mir ein Lachen verkneifen. Pia war der pingeligste Mensch, den ich kannte.

Wir machten es uns an einem Ecktisch gemütlich und gingen die gesamte Präsentation zur globalen Erwärmung durch, verbesserten einige Stellen, witzelten herum und verbrachten ganze drei Stunden damit.

"Na Ladys, fertig?" Diego, der Besitzer des Cafés grinste uns belustigt an. "Erst,wenn wir noch einen Kaffee bekommen!" prustete Pia und räumte den Studienkram vom Tisch.

"He, guck mal. Ist des nicht der Typ von gestern?" Pia deutete auf die Pizzabude gegenüber unseres Cafés, wo der Kumpel dieses Carlos hereinspazierte.

"Kann gut sein, hab ihn nicht genau gesehen." ich behielt meinen Blick noch eine Weile auf den Laden gerichtet und sah erst wieder hin, als dieser mit drei dicken Kartons wieder heraus kam. "Ja, ist er." ich nickte.

"Ob's dem Typen wohl wieder besser geht?" murmelte Pia und ich lachte. "Pia, der hatte bloß Nasenbluten, er wird sicher nicht daran gestorben sein. Das war eben eine Schlägerei, passiert eben." ich nahm dankend den Kaffee von Diego an und sie sah mich musternd an. "Trotzdem."
Eine weitere Eigenschaft von Pia. Neben ihrer Pingeligkeit musste sie immer Recht haben. Aber ich liebte sie trotzdem.

"Achja!" sie schnippste aufgeregt und sah mich an. "Ich habe einen neuen Mitbewohner gefunden!" rief sie aufgeregt und neugierig sah ich sie an. "Und? Wie ist er? Nett, attraktiv?" ich zwinkerte. "Hanna! Also, er heißt Florian und ist Student. Seine alte WG hat sich irgendwie aufgelöst und alleine konnte er die Wohnung nicht bezahlen und jetzt wohnt er bei mir!" erklärte sie stolz.

"Jaja und jetzt die wichtigen Dinge .. attraktiv? Single?" scherzte ich und empört sah sie mich an. "Er ist mein Mitbewohner!" rief sie und lachte.

"Und bei dir und Timo? Ist da jetzt alles wieder cool?" fragte sie und ich nickte. "Wir haben uns ausgesprochen, er hat eingesehen, dass die Bezihung keinen Sinn gemacht hat. Er war schließlich nur an den Wochenenden zuhause."

Timo und ich waren knapp ein halbes Jahr zusammen, bis er einen Monteur's Job bekommen hat, somit war er jede Woche in Hamburg, für mich am anderen Ende in Deutschland, somit hat das einfach keinen Sinn gemacht. Angeblich hat er jetzt eine Freundin in Hamburg.
Aber ich hatte Pia und Pia hatte mich. Und jetzt diesen Florian.

Ich will nur dich.Where stories live. Discover now