4. Supermarkt - Treff || Überarbeitet

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Pia wälzte sich stöhnend neben mir. Sie hatte die Nacht bei mir geschlafen,
da sie nicht mehr im Zustand war, allein nach Haus zu fahren. Wir hatten uns nachdem Carlo sich verabschiedet hatte noch mit dem Barkeeper angefreundet und es floss tatsächlich noch mehr als genügend Alkohol.
„Guten Morgen." Neckte ich sie und sie öffnete ein Auge, schloss es aber sofort wieder.
„Viel... zu hell." Stöhnte sie und drehte sich wieder, um ihr Gesicht im Kissen zu verbergen.
„Ich geh Kaffee machen." Lachte ich und schwang mich aus dem Bett.
Auf der Küchentheke herrschte leichtes Chaos, ich sollte heute wirklich mal wieder aufräumen.
Der Kaffeeautomat gluckste leise vor sich hin und ich lehnte gedankenverloren an der Theke.
Aus dem Schlafzimmer vernahm ich Geräusche, kurz darauf stand eine verschlafene Pia im Türrahmen und ich prustete los.
Ihre Haare standen zu allen Seiten ab, ihr Shirt war zerknittert und sie trug nur eine Socke.
Ich hatte ihr bereits eine Aspirin aufgelöst und dankend ließ sie sich auf der Sitzbank fallen.
Ein Klacken des Kaffeeautomats und schon saß ich ihr gegenüber.
„Mein Kopf brennt so höllisch." Seufzte sie und ich grinste.
„Ich hab Flo angerufen, er holt dich ab." Meinte ich und entsetzt sah sie mich an.
„Was?! In meinem Zustand?!" fuhr sie mich an und ich kicherte, als die Tür klingelt.
„Du bist sowas von tot!" quiekte sie und knallte die Badezimmertür zu, während ich den Freischalter für die Tür unten drückte und meine Haustür aufmachte.
Schritte im Treppenhaus, dann stand ein junger Mann mit Nerdiebrille und zerzausten blond-braunen Haaren vor mir.
„Hey, ich bin Hanna. Pias beste Freundin." Ich gab ihm freundlich die Hand.
„Flo." Meinte er knapp und grinsend, bis ich ihm Einlass gewährte.
„Pia ist noch im Bad, Kaffee?" fragte ich und dankend nahm er an.
Schweigend saßen wir gegenüber und lauschten dem Rauschen der Dusche, ihrem leisen Summen während sie sich schminkte und letztendlich den Schritten im Flur.
„Hey Flo!" rief Pia und umarmte ihn kurz.
„Danke, dass du mich abholst." Mit einem bösen Blick sah sie mich an und gemeinsam lachten wir.
„Kein Problem. Hast du noch was hier?" fragte er und sie schüttelte den Kopf.
„Gut, dann mal los." Gemeinsam verabschiedete ich die beiden, dann kehrte Stille in meine 3-Zimmer Wohnung ein.
Ich strich mir einige Strähnen aus dem Gesicht und hängte meine Jacke auf, die ich gestern im Rausch des Alkohols einfach auf den Boden geworfen hatte, als der Bierdeckel aus der Tasche fiel.
„Meld' dich." Stand dort mit einem Smiley und seiner Handynummer.
Ich holte mein IPhone raus und tippte die Nummer bei „Neuer Kontakt" ein.
Sollte ich mich wirklich bei ihm melden? Ich kenne ihn ja nicht mal richtig und hab gestern bloß kurz mit ihm geredet.
Wenn Pia jetzt hier wäre, würde sie mich dazu zwingen, ihn zum schreiben, aber ich ließ es einfach.
Sicher hat der Typ mich schon wieder vergessen.
Den Bierdeckel heftete ich an meine Pinnwand, neben Partyfotos, Handyabzügen und Kinokarten.
Mit den Händen in den Hüften sah ich mich in der Küche um.
Dreckiges Geschirr, Manuskripte, die ich noch korrigieren und nachschauen musste.
In meinem Kühlschrank herrschte gähnende Leere, bis auf zwei Tomaten, also beschloss ich, als erstes rasch rüber zu Supermarkt zu flitzen.
Ich band mir meine Haare zu einem struppigen Dutt auf den Kopf, striff meine Schuhe und Jacke über und schnappte noch mein Handy und Geldbeutel, dann fiel die Tür bereits ins Schloss. Der Sommer hatte sein Ende gefunden, tatsächlich lagen schon deutlich viele Blätter auf dem Gehweg. War nicht letztens erst noch so ein herrlicher Sommertag?
Der Supermarkt war brechend voll, Jugendliche tummelten sich umher, ich wich einem älteren Ehepaar aus und arbeitete strategisch meine Einkaufsliste im Kopf ab, fügte hier und da noch was hinzu und machte mich mit meine vollen Einkaufswagen auf den Weg zurück zur Kasse.
„Hanna?" eine bekannte Stimme drang sich durch die Gesprächsfetzen zu mir durch und ich drehte mich um.
Carlo kam grinsend auf mich zu und ich lächelte. Da sollte doch mal jemand sagen, es würde Zufall nicht geben.
„Großeinkauf?" er deutete auf meinen vollen Wagen.
„Ja, im Kühlschrank herrscht gähnende Leere." Ich lachte und begutachtete seinen sperrlichen Einkauf. Eine Kiste Becks und zwei Tüten Chips.
„Party?" fragte ich und er schüttelte den Kopf.
„Hab eine Wette verloren." Er lachte und gemeinsam stellten wir uns an.
Wir plauderten über alltägliche Dinge und ich bemerkte nicht einmal, wie wir vor meiner Wohnung ankamen.
„Oh, ja hier wohne ich auch schon." Grinste ich und er sah sich um.
„Ziemlich zentral! Da vorn ist ja schon der Schlossplatz." Ich nickte.
„Viel Spaß noch!" lachte ich mit der Deutung auf die Becks Kiste.
„Meld dich, okay? Hast ja meine Nummer. Ciau!" er schenkte mir ein strahlendes Lächeln und ich war davon überzeugt, ihm nachher mal zu schreiben, damit er meine Nummer auch hat.
Nachdem ich meine Einkäufe verstaut hatte, die Küche auf Vordermann gebracht hatte, aufgeräumt, gesaugt und gewischt hatte, ließ ich mich erschöpft aufs Sofa fallen und zückte mein Handy.
Keine neue Nachricht.
Ich suchte Carlo auf WhatsApp raus und tippte schnell eine Nacht.
Zuletzt online um 16:06, also vor gut einer halben Stunde.
Unter seinem Namen erschien sofort das kleine ‚online', welches sich ebenso schnell in ‚schreibt...' umwandelte.
„Hey, gut das du dich meldest, hast du Lust, morgen mit in den Skatepark zu kommen? Paar Kumpels und ich sind da." Ich grinste.
Klar hatte ich Lust, auch wenn noch haufenweise Arbeit auf mich wartete.
„Klar, wieso nicht. Wann?"
„So gegen halb 4, freu mich."
Unwillkürlich lächelte ich. Er war wirklich sympathisch und anscheinend für jeden Spaß zu haben.
Ich steckte mein Handy weg und überlegte, was morgen noch anlag, aber außer vier Manuskripte, die ich bearbeiten musste, schien ich frei zu haben.
Ein weiterer Vorteil, wenn man zuhause arbeiten konnte.

Ich will nur dich.Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum