49. Schlagzeile

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Ich wurde nach einer weiteren Woche auf der Intensivstation auf die normale verlegt, Carlo kümmerte sich sofort um ein Einzelzimmer. Meine Eltern sind vorrübergehend nach Hause gefahren und auch Flo, Pia und die anderen kamen seltener vorbei. Flo musste weiter zu Uni und Pia konnte ihren Job schlecht vernachlässigen.
Ich ließ jede Untersuchung über mich ergehen, bis endlich der Tag kam, wo ich ohne weiteres mein Bett endlich einmal verlassen durfte. Carlo war bei mir und stützte mich, während ich sofort den Weg ins Badezimmer aufsuchte. Als ich mich im Spiegel erblickte, zuckte ich.
Mein rechtes Auge war zwar abgeschwollen, aber die dunkle lila Farbe zog sich immer noch wie ein gefährlicher Schatten um das Auge.
Auf meiner aufgeplatzten Lippe hatte sich eine Kruste gebildet und mein Rippen war komplett blau und lila.
Carlo ließ mir die nötige Zeit, ehe er mich durch den Spiegel ansah.
„Das geht alles weg, Hanna." Ich nickte. Denn mein zweiter Blick glitt unauffällig auf meinen Bauch. Ich war heilfroh, dass man noch gar nichts erkannte.
„Ich will mich kurz waschen und vernünftig duschen, okay?" er nickte, nachdem er kurz gezögert hat.
Ohne weiteres verließ er das Badezimmer und ich stützte mich an der Wand vorwärts zur Dusche. Mein linker Knöchel tat höllisch weh, ich wusste, dass er genauso blau war, wie der Rest meines Körpers, aber ich musste da jetzt durch. Schmerz vergeht.
Warmes Wasser prasselte auf meine Schultern herab und ich genoss das Gefühl, das ich so lange nicht mehr hatte. Ich atmete tief durch und ging im Schnelldurchlauf die nächsten Tage durch.
Es war Montag, Freitag konnte ich gehen und musste dann noch eine bis zwei Wochen zuhause bleiben. Sobald mir schwindelig war, sollte ich das Krankenhaus in Stuttgart aufsuchen. Carlo hatte nächste Woche einige Interviewtermine und einen Auftritt in Freiburg. Ich musste mich wieder an meine Arbeit setzen, damit ich Nalas Buch zuende bringen konnte, um es mit meinen Kollegen und Fabian durchzugehen und es dann an den Druck zu schicken.
„Hanna? Alles okay?" Carlos Stimme drang gedämpft durch die Tür. Ich schloss die Augen und sank trotz unerträglichen Schmerzen in die Hocke. Ich hörte, wie die Tür aufging und Carlo herein kam.
Ohne irgendwas zu sagen, drehte er das Wasser ab und schob seinen Arm unter meine Oberschenkel und Rücken und hob mich aus der Dusche. Ich selber hätte es wahrscheinlich nicht mehr geschafft.
Er legte mich ins Bett und zog mir ein Pullover und eine Jogginghose an, sein Pullover war komplett durchnässt.
„Hast du einen zweiten Pullover mit?" fragte ich und er suchte meinen Blick.
„Ja, habe ich. Im Rucksack." Als er den holen wollte, hielt ich ihn fest und rückte im Bett auf, sodass er langsam sich setzte und sich dann neben mich legte. Ich sog seinen Duft, den ich so lange nicht mehr roch, intensiv ein und versteckte mein Gesicht in seinem Pullover.
Er zog mich vorsichtig an sich ran und zog die Decke höher, seine Lippen trafen meine Stirn.
„Ich liebe dich." Murmelte ich.
„Ich dich auch, ich liebe dich auch, Hanna." Wir kuschelten noch ein wenig weiter, bis die Schwester kam und Carlo rausschickte, weil der Verband gewechselt werden musste. Als er wieder reinkam, hatte er einen neuen Pullover an.

**

Der weiche Stoff der Couch zuhause fühlte sich wie Hoffnung unter meinen Fingern an. Ich war vor circa vier Stunden entlassen worden und gemeinsam mit Carlo war ich nach Hause gefahren. Vorbei an der Unfallsstelle, bei der ich unbewusst die Augen schloss.
Carlo war in der Küche und machte mir einen Tee, während ich gegen die Müdigkeit kämpfte.
Im Krankenhaus habe ich kaum geschlafen, weil die Schmerzen unerträglich wurden. Aber jetzt war ich zuhause, bei Carlo, in unserem Bett.
„Alles okay?" er musterte mich, als er den Tee auf dem Tisch abstellte, ich nickte.
„Bin ziemlich müde." Er setzte sich neben mich und zog meinen Kopf auf seinen Schoß.
„Ich muss heute nicht mehr ins Büro, ich bleibe hier." Ich nickte bloß und schloss kurz meine Augen.
„Jule kommt nächste Woche, wenn ich zum Auftritt muss. Sie war sowieso hier in der Gegend und ich will nicht, dass du alleine bist." Ich gähnte.
„Okay, danke Carlo." Und dann dämmerte ich langsam weg, während er am Handy rumtippte und der Fernseher im Hintergrund spielte.
In meinem Traum war es wieder, dieses Familiengefühl. Carlo auf dem Spielplatz mit dem Kleinen, ich saß auf der Picknickdecke und sah den beiden zu. Erst von einem Stechen in meiner Bauchgegend wurde ich wieder wach.
Carlo war weg und der Fernseher aus. Der Tee stand dort immer noch, bereits kalt und draußen ging gerade die Sonne unter.
„Carlo?" rief ich und setzte mich langsam auf. Die Wohnung war still.
Auf meinem Handy war keine neue Nachricht und auch nirgends lag ein Zettel, also legte ich die Decke beiseite und stand vorsichtig auf.
Ich schaffte es bis in den Flur, bevor eine Übelkeitswelle meinen Rachen überrollte und ich es gerade noch zur Spüle in die Küche schaffte, bevor ich mich übergab.
„Hanna!" woher auch immer Carlo plötzlich kam, er war da und stützte mich, aber mein Magen war leer. Mehr kam nicht.
„Ich fahr dich ins Krankenhaus." Meinte er sofort, aber ich winkte ab.
„Nein Carlo, mir geht es gut. Ich hab einfach noch nichts gegessen, das ist alles. Wirklich." Er sah mich misstrauisch an.
„Aber-"
„Carlo, es geht mir gut." Ich lächelte. Seufzend ließ er sich mir gegenüber fallen und erst jetzt sah ich, weshalb er weg war. Er hatte Brötchen, Getränke und andere Lebensmittel gekauft, der Kühlschrank war nämlich leer. Außerdem hatte er eine Zeitung gekauft, wo ich irgendwas mit CRO als Schlagzeile entziffern konnte.
„Du warst am Schlafen, also habe ich die Möglichkeit genutzt." Er lächelte schief.
„Ja, alles in Ordnung. Seit wann kaufst du dir Zeitungen? Du liest doch alles online?" ich sah ihn an.
„Die Zeitung hing überall im Supermarkt und da stand irgendwas mit Cro, also habe ich sie mitgenommen." Er griff sie und faltete sie auseinander, während ich so gut es ging die Lebensmittel einpackte und im Badezimmer meine Zähne putzte, um den säuerlichen Geschmack aus meinem Mund zu entfernen.
Als ich zurückkam, war Carlo komplett konzentriert in dem Artikel.
Ich setzte mich ihm gegenüber, als er die Zeitung runter nahm und sie mir rüberschob.
„Sieh dir die Schlagzeile an." Er lachte und schüttelte den Kopf.

RAPPER CRO ZUKÜNFTIG PANDAPAPA

Und dann fiel mein Blick direkt auf die Verfasserin dieses Artikels.



Sonntag! Ich hoffe, ihr hattet ein schönes Wochenende.

Platz 470 in Fanfictions. Schon krass, wenn man bedenkt, wieviele es gibt. Ist zwar nicht Platz 1, aber für mich schon was besonderes!

Feedback wäre super!

Wir lesen uns Donnerstag! a.

Ich will nur dich.Where stories live. Discover now