14. Mark

422 22 0
                                    

Mit den Händen voller neuer Manuskripte betrat ich das Treppengeschoss und versuchte meinen Haustürschlüssel hervorzukramen, ohne das mir ein Blatt herunter fiel.

„Soll ich Ihnen vielleicht helfen?" aus Schreck fiel natürlich gleich der ganze Stapel zu Boden. Ich seufzte stumm und drehte mich zu der Stimme um, die verdächtig nahe an die von Timo heran kam.
Vor mir stand ein gebräunter, gutaussehender Mann, der mich mit strahlendweißen Zähnen anlächelte.

„Das ist wirklich lieb von Ihnen, aber das schaffe ich schon." Ich schenkte ihm ebenfalls ein Lächeln, aber er kam mir zuvor und hob die verteilten Blätter auf, damit ich meinen Schlüssel herauskramen konnte.
„Ähm, vielen Dank..." ich hätte gerne seinen Namen genannt, wenn ich ihn wüsste.
„Mark. Mark Stevis." Er reichte mir seine freie Hand.
„Hanna. Hanna Tiekler. Vielen Dank Mark." Ich schloss rasch aus und nahm ihm lächelnd die Manuskripte aus der Hand.

„Lektorin?" fragte er beiläufig und ich nickte.
„Ähm, genau." Ich musste mir ein Lächeln abringen, um ihn nicht von oben bis unten zu mustern. Smalltalk war nicht wirklich meins und ich würde vermuten, dass dieser Mann das bei Frauen nicht nötig hatte. Die würden ihm bei einem Blick um den Hals fallen. Er war groß und schlank, gebräunt wie frisch aus dem Urlaub und hatte braune Schokoladenhaare. Er trug ein oben leicht aufgeknöpftes Hemd, das lässig in einer Jeans steckte. Seine fülligen Lippen schienen einen bei jedem Wort anzulächeln. Okay, Stopp Hanna. Diese Gedanken gingen eindeutig zu weit.

„Ich bin Fitnesstrainer." Erneut das weiße Zähne Lächeln. Gut, er war wirklich attraktiv und seinen Körper würde ich ebenfalls nicht schlecht beurteilen. Auch wenn dieser hinter dem Hemd versteckt lag.
„Das klingt ... wirklich interessant. Entschuldigen Sie, äh, du mich. Ich muss an die Arbeit." Er nickte zum Abschied.
„Als Nachbarn werden wir uns sicher öfter noch sehen. Bis dann, Hanna."

Carlo

Mit pulsierenden Adern trat ich aus dem Gebäude der Stuttgarter Zeitung. Wow, ich hatte eben tatsächlich meine Ausbildung abgebrochen. Einfach so, einfach nur wegen der Musik.
Möglicherweise war es riskant, aber das war es mir wert. Ich hatte eben die ‚Pandas gone wild' Tour hinter mir, hatte Städte gesehen, wo ich noch nie war und hab einfach Mukke gemacht.
Ich fingerte eine Kippe und gleichzeitig mein Handy, Hanna war die Erste, die davon erfahren sollte.
Es klingelte ein paar Mal durch, ehe sie abnahm.
„Hey Carlo!" ihr helle Stimme hallte durchs Handy.
„Hab meine Ausbildung abgebrochen." Genüsslich zog ich an der Zigarette und blies den matten Rauch in die Stuttgarter Luft. Es herrschte kurz Stille, ehe sie sich räusperte.
„Wer nicht riskiert, der nicht gewinnt. Mir war bewusst, dass du früher oder später dich für die Musik entscheiden würdest, als für deine Ausbildung." Sie klang total ruhig, was mich automatisch grinsen ließ.
„Wieso ruf ich dich eigentlich noch an." ich grinste.
„Weil du immer jemanden brauchst, der alles noch mal gut redet." Sie lachte leise.
Ja, da hatte sie Recht. Ohne ihre Meinung würde ich verrückt werden. Sie war neben meiner Familie der wichtigste Mensch in meinem Leben, ihre Meinung war so wichtig wie meine.

„Heute Abend Schräglage?" fragte ich beiläufig.
„Klar. Holst du mich ab? Markus vergisst mich." Sie lachte noch lauter.
„Naklar, bis nachher." Dann klickte es in der Leitung und das monotone ‚Tuut' erfüllte die Leitung.

Hanna

Der Bass wummerte in meiner Magengegend und vor meinen Augen zuckten bunte Laserlichter. Markus stand tanzend am DJ Pult, er hat spontan ausgelegt und der Club schien förmlich auseinander zu brechen.

Ich saß an der Bar, kippte den Rest meines Cola-Korns herunter und suchte in der Menge Carlo.
Er wollte kurz bei Markus vorbeischauen, aber seit einer knappen halbe Stunde war er verschwunden.

„Selbst hier sieht man sich." Eine dunkle Stimme drang von der Seite zu mir und ehe ich was sagen konnte saß mein attraktiver Nachbar neben mir.
„Hallo." Ich lächelte und hoffte, es würde nicht wieder einen katastrophalen Smalltalk kommen.

Es brach kurz unangenehme Stille zwischen uns aus, die unerträglich war. Es war nicht die Stille, wo man nicht wusste, was man am besten sagte, sondern die, wo man überhaupt irgendwas zum reden brauchte, um sich kennenzulernen.

„Du siehst fantastisch aus." Er sah an mir herab. Ich hatte eine schlichte Jeans an und eine weiße Bluse, das Kompliment was viel zu übertrieben und schien in diesem Moment nur aus einem Grund gefallen zu sein – mein Nachbar versuchte tatsächlich mit mir zu flirten. "Danke."
Ich suchte in meiner Handtasche nach Carlos Ersatz-Zigaretten Packet und schnippte eine heraus.
Ich war eine typische Gelegenheitsraucherin, mit einer Kippe zwischen den Fingern sah man mich kaum, aber irgendwas musste ich in dieser Situation tun und rauchen schien mir plötzlich ganz angemessen.

„Raucherin?" er schien ein wenig geschockt.
„Gelegentlich." Ich blies den Qualm aus und sah mich leicht verzweifelt um.
„Machst du Sport?" bevor ich auf diese Frage antworten konnte, legte sich ein Arm um meine Schulter und ich vernahm das bekannte Jacobs Parfum. Carlo.

„Hey Carlo, du warst ziemlich lange weg!" ich klang mehr erleichtert, als das es bei Mark so rüber kommen sollte.
„Wohl zu lange, wenn ich das so sehe." Er blickte erst auf meine Zigarette und dann auf Mark.
„Das ist Mark, mein neuer Nachbar. Mark, das ist Carlo, mein bester Freund." Carlos Arm drückte sich fester um mich, als er ihm freundlich die Hand gab.

Ich legte meinen Kopf in die Kuhle zwischen Nacken und Schulter, er passte einfach perfekt darein und es war zu gemütlich.
„Ich bringe dich heim, okay? Du bist ziemlich blass." Er nahm mir die Kippe weg und erleichtert verabschiedete ich mich. An der Hand zog er mich aus dem Club, verabschiedete sich hier und da, ehe wir in die Frischluft traten, wo sein Arm sich erneut um mich legte.

„Der steht auf dich." Meinte er beiläufig und klang ziemlich bissig dabei.
„Ich hasse Smalltalk." Meinte ich knapp und er nickte.
„Glaub mir, du bist die einzige, mit der er Smalltalk hält. Mit andern Frauen macht er des bestimmt nicht." Und mit diesen Worten bestätigte Carlo meine Vermutung. Mark war ein Aufreißer-Mark. Ein Fitnesstrainer-Aufreißer-Mark.

Mit seinem alten Mercedes setzte Carlo mich zuhause ab, ob er getrunken hatte war kein Thema, aber er kam ziemlich nüchtern auf mich rüber.
„Danke, bis morgen." Ich umarmte ihn zum Schluss. Der Mischgeruch von Rauch, Alkohol und Parfum zog um meine Nase. Er wartete so lange vorm Haus, bis er das Licht in meiner Wohnung bemerkte. Ein wahrer Gentleman.

Oder auch einfach nur ein Gentleman mit Aufreißer-Mark Paranoia.

Hey Guys! Fast eine Woche ist das alte Kapitel her, hui! Ich habe beschlossen, dass ich zwei Wochentage zum updaten nehme, wie findet ihr das? Ich dachte so an Donnerstag und Sonntag? Dann habe ich von Sonntag die Woche genug Zeit, um ein Kapitel bis Donnerstag zu schreiben und das zweite schreibe ich immer Samstags ;)
ABER: Es kann natürlich dazu kommen, dass das mal nicht klappt. ES hängt von Terminen, Zeit und Ideen ab, aber für euch versuche ich das einfach mal!

Würde mich sehr über Feedback und Votes freuen! Und die 1K Leser schaffen wir auch, oder nicht? <3

Bis Donnerstag! a.

Ich will nur dich.Where stories live. Discover now