31. Streit?

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Hanna

Luis saß bereits mit einem Kaffee an einem Tisch im Café und stand höflich auf, als er mich sah.
„Hallo Hanna, schön dich zu sehen." Er reichte mir die Hand und ich rang mir ein Lächeln ab.
„Hey Luis." Ich setzte mich, er bestellte mir einen Kaffee und legte mir eine Mappe vor.
„Also, in der Mappe sind Beispiele zu unseren Bildern, die wir in unserem Onlineshop veröffentlichen oder die in Amsterdam im Schaufenster hängen." Ich nickte und blätterte durch die schlichten Fotos. Die Klamotten waren wirklich schick und neu und freizügig war kein einziges Bild.
„Wir würden dich knapp eine Stunde shooten, dann sehen wir uns die Bilder gemeinsam an und du kannst frei entscheiden, welche Bilder nicht veröffentlich werden sollen." Das klang wirklich vernünftig und Luis sammelte gerade einige Sympathie Punkte.
„Und, ehm, also wieviel..." aus Scham wurden meine Wangen warm.
„Wenn das Shoot wirklich gelingt und wir einige akzeptable Bilder herausbekommen, zahlen wir dir eine Gage von 1,2." Ich verschluckte mich am Kaffee und wurde puderrot.
„1200 Euro?" schrie ich beinahe und er lachte.
„Ja. Das ist noch ein kleinerer Betrag, einige Models bei uns machen pro Job eine Gage von 2,5." Mir wurde bei dem Gedanken schwindelig.
Mit dem Betrag war meine Miete für zwei Monate gleich gedeckt und ich hätte noch Geld für mein Sparschwein.
„Und? Was sagst du?" er lächelte.
„Ich machs." Mit seinem Kugelschreiber unterschrieb ich den Vertrag.
„Eine Sache noch: Aufgrund meines Jobs kann ich nicht nach Amsterdam, kann dieses Shooting auch hier in Stuttgart ausgerichtet werden?" er nickte.
„Natürlich. Wie sieht's übermorgen aus? Wir haben zurzeit alles hier und dann bist du schon fertig damit." Das Angebot war perfekt. Ich sagte ohne Weiteres zu und verabschiedete mich, nachdem ich den Kaffee aufgetrunken hatte.

Aber meine gute Laune verrauschte beim Verlassen des Cafés.
„Hanna?" ich drehte mich zu der weiblichen Stimme um und sah Mirja.
„Hallo Mirja." Ich hielt einen gewissen Sicherheitsabstand und erinnerte mich an die hässliche Narbe an meinem Hals.
„Du arbeitest für Luis?" sie grinste. Mir wurde kalt. Woher kannte sie Luis?
„Ich habe selber für ihn gearbeitet." Ihr Lächeln erlosch sofort.
„Aha." Meine Stimme zitterte. Sie schien nicht wirklich begeistert von Luis zu sein und in dieser Sekunde machte sich gewisse Angst breit. War das eine Fehlentscheidung?
„Weiß dein toller Carlo davon? Das du jetzt als Model durchstarten willst? Bei mir war er nämlich alles andere als begeistert, Liebes." Ich wand mich ab.
„Lass mich in Ruhe, Mirja." Ich hörte noch ihr Schnauben, dann schien sie ins Café gegangen zu sein und ich ahnte noch nichts von dem, was mir bevorstand.

Carlo

Mit dem Arm hinter dem Kopf stützend dämmerte ich vor mich hin. Müde vom nichts tun trifft es ganz gut. Die Ärzte haben eben noch eine Kontrolle meiner Narbe vorgenommen, ein kleines Pflaster dient jetzt noch als Schutz.
Aber neben all dem ging mir Hanna nicht aus dem Kopf. Ich habe sie schon müde erlebt, aber sie war nicht nur müde, da steckte mehr dahinter.
Das Klingeln meines Handys riss mich aus den Gedanken, eine neue WhatsApp Nachricht.
Und der Kontakt, von dem sie kam, ließ mich die Stirn runzeln.
Mirja: Seit wann arbeitet denn dein Schatz für Luis? Sie schien begeistert, als sie den Vertrag unterschrieben hat. Grüße :*
Ich starrte den Bildschirm einfach nur an und fragte mich, ob das ein mieser Scherz war. All die schlechten Erinnerungen fuhren wie ein Film vor meinen Augen ab, Mirja hatte während unserer Beziehung selber für ihn gearbeitet.
Luis war ein dreckiges Schwein, der seine Mädchen ausnutzte und sie danach wegwarf, wie ein Stück Papier. Und von wegen Geld, die tollen Versprechen und all das, nichts davon sehen die tollen Models. Und wenn das wirklich stimmte, was Mirja mir da erzählte, dann werde ich Hanna davon abhalten müssen. Sie würde sowieso jeden Moment kommen, um mir einen Döner mitzubringen, weil das Essen hier eine Folter ist.

„Baby?" ich schluckte den Bissen herunter und sah sie an, wie sie mit dem riesigen Döner kämpfte.
„Hm?"
„Ich, äh, wo warst du heute Nachmittag?" sie zögerte und sah mich dann an.
„Ich habe zuhause aufgeräumt und eingekauft." Sie lächelte.
„Und wieso lügst du mich jetzt an?" ihr Gesicht wurde ein wenig blass.
„Ich, ähm, also ich war in der Stadt."
„Hanna, hör auf. Deine Lügen bringen dich da auch nicht raus. Du warst bei Luis." Jetzt legte sie langsam ihren Döner beiseite.
„Und bitte sag mir jetzt, dass du diesen Vertrag nicht unterzeichnet hast." Sie schluckte und mir wurde kalt.
„Hat Mirja dir das erzählt? Luis ist nett, sehr. Sein Angebot war fantastisch und der Gehalt..." ich klatschte meinen Döner auf den Tisch.
„Nett?! Hanna, du kannst nicht einfach irgendeinen Vertrag unterzeichnen! Weißt du eigentlich, was dieser Typ mit Mädels wie dir macht? Mit solchen naiven Mädchen?!" rief ich wütend und sah, wie auch sie zornig wurde.
„Carlo, ich brauche dieses verdammte Geld!" sie hatte ebenfalls ihr Essen beiseitegelegt und funkelte mich an.
„Geld?! Wofür brauchst du Geld?!" meine Stimme war kaum mehr als ein Knurren.
„Meine Wohnung ist gekündigt und ich muss diese scheiß Miete nachzahlen!" ich fasste mir an den Kopf. Wieso hatte sie mir das nicht erzählt und mich gefragt? Ich würde ihr sofort Geld geben, sie könnte bei mir wohnen, wofür sind wir denn ein Paar? Um uns anzulügen?
„Und wieso hast du dann nicht einfach mich gefragt?" meine Stimme war ruhig geworden.
„Damit du mir dein Geld hinterher wirfst? Weil ich ein Versager bin?" das Zittern in ihren Fingern traf mich mehr, als es sollte. Dachte sie wirklich, ich würde sie als Versager sehen? Sie war das Beste, was mir je passiert ist und ich würde alles für sie tun!
„Weil ich nicht von dir abhängig sein will, himmelherrgott! Ich werde dieses Shoot machen und entweder du akzeptierst das, oder eben nicht!" sie schrie, war aufgestanden und rauschte aus dem Zimmer. Ihr Döner lag kaputt auf dem Tisch, Stille kehrte ein und in meinem Magen blieb ein einfaches, unerträgliches dumpfes Gefühl.

Markus holte mich am nächsten Morgen ab und setztemich zuhause ab. Ich hoffte, Hanna würde dort auf mich warten, aber meinekleine Wohnung war einsam und verlassen.
Ich verstand wirklich nicht, wie wir uns deswegen streiten konnten. Ich wolltesie nur vor einer großen Dummheit bewahren, die sie bei Luis begehen würde!
Ich hätte nichts einzuwenden, wenn sie als Model arbeiten würde, auch wenn wiruns dadurch weniger sehen würden. Sie war wunderschön und wahrscheinlich wiegemacht für jede Agentur, aber Luis legte keinen Wert auf sowas. Hauptsacheseine Mädels sind naiv genug, um auf seine Höflichkeitsmasche reinzufallen.
Bei Mirja war es genau dasselbe. Sie dachte, sie würde wirklich in dieModelwelt hineinpassen, da Luis ihr das Blaue vom Himmel versprochen hat. Nachihrem ersten Shoot wurde er aufdringlicher und drängte sie zu weiteren Shoots.Aus diesem Teufelskreis kam sie nicht wieder raus, bis ich mit meinem Anwaltund den Bullen angerückt bin.
Ich fingerte mir eine Zigarette und lehnte mich ans Geländer meines kleinenBalkons, wo ich auf die Siedlung herabschauen konnte. Weit und breit keineHanna zu sehen.
Vielleicht sitzt sie in diesem Moment vor der Kamera dieses Mistkerls undlächelt freundlich.
Ich darf sie nicht auch noch in diesem Teufelskreis verlieren. Ich weiß, dassich Flo und Lucca auf meiner Seite haben werde, aber da Lucca in Barcelona istmuss ich mir die anderen Jungs auf meine Seite holen.
Sofern sie dann noch auf uns hören würde.


Einen wunderschönen guten Morgen! Oder auch guten Mittag, je nachdem wie lange ihr schlaft :D
Ich hoffe, dass Kapitel ist nicht allzu langweilig, nur ich muss es langsam angehen, weil wegen realistisch bleiben :D

Mich würde mal interessieren, wie ihr zu dieser Modelgeschichte steht? Gut oder schlecht?

Hinterlasst mir eure Meinung!

Wir lesen uns Donnerstag! a.


Ich will nur dich.Where stories live. Discover now