3O. Entscheidungen

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Ich nahm mir am nächsten Morgen frei. Meine Wohnung war ein einziges Chaos und mein Kopf brummte wie ein Wespennest. Jürgen war zwar nicht begeistert, weil mein Schreibtisch beinahe platzte, aber er musste mir als Arbeitgeber nunmal frei geben.

Müde schlurfte ich in die Küche und sah Luccas Nachricht, dass er auf dem Weg zu mir war.
Die Post lag noch immer quer über den Tisch gestreut und erneut nahm ich den Brief von meinem Vermieter in die Hand.

Sehr geehrte Frau Tiekler ... Mietwohnung im zweiten Stockwerk ... keine Mietzahlung ... Kündigung zum 3.06.2012 ..." mein Mund wurde trocken und meine Augen überflogen zum dritten Mal den Brief.

Und selbst, als es klingelte und ein gut gelaunter Lucca vor der Tür stand, hatte mein Kopf noch nicht realisiert, was in dem Brief stand.

„Was liest du da?" Lucca nahm mir den Brief aus der Hand, Stille folgte.
„Scheiße." Ertönte ganz leise aus seinem Mund, dann begriff ich endgültig, dass ich in knapp einer Woche keine Wohnung mehr hatte.

„Er kann doch nicht einfach kündigen ... und das so kurzfristig!" ich fasste mir geschockt an den Kopf.
„Der Brief kam vor zwei Wochen an, vielleicht hast du deine Post vergessen?" er setzte sich zu mir an den Küchentisch.
„Was soll ich denn jetzt machen? Ich kann nicht wieder zurück zu meinen Eltern und Jürgen flippt aus, wenn er davon Wind bekommt!" ich stand auf und tigerte wie wild durch meine Küche.

„Aber wieso hast du deine Miete nicht gezahlt?" ich sah ihn traurig an.
„Ich bin keine Großverdienerin, Lucca. Das weißt du doch. Diese Wohnung liegt direkt in der Stadt und ist groß genug, demnach auch der Mietpreis. Ich hab mich immer gut über Wasser gehalten, aber mein Vermieter hat die Miete irgendwann erhöht, mein Gehalt reicht dafür nicht." Er nickte bloß und zog mich in seine Arme.

„Ich kann das Carlo nicht erzählen, er hat Stress genug und mich bei ihm einquartieren kann ich auch nicht. Ich will nicht, dass er denkt, dass ich von ihm finanziell abhängig bin."
„Hör zu, du kannst bei mir wohnen, erstens habe ich noch ein Gästezimmer und zweitens bin ich jetzt sowieso erstmal vier Wochen mit Johannes in Barcelona." Fassungslos drehte ich mich zu ihm um.
„Vier Wochen?!" er nickte. Himmelherrgott, konnte dieser Tag noch schlimmer werden?
„Tut mir leid, Hanna. Aber vier Wochen ist nichts, ich bin pünktlich zum Release wieder zuhause, versprochen. Und bis dahin pennst du bei mir. Carlo wird das verstehen."

Lucca verabschiedete sich nach einer knappen Stunde und ließ mich völlig fertig zuhause. Lucca konnte doch nicht einfach für einen Monat nach Barcelona abhauen? Was sollte ich ohne ihn machen? Auch wenn wir in letzter Zeit kaum Kontakt hatten ist und bleibt er mein bester Freund. Aber nicht nur das er einfach abhaute, nein, meine Wohnung ist gekündigt, ich stand obdachlos da. Carlo würde mir sofort anbieten, dass ich bei ihm einziehe und ich konnte ihn auch verstehen, aber ich konnte diesen Schritt einfach nicht gehen. Zumindest noch nicht. Ich müsste mir einen Nebenjob suchen, mein alter in der Tanzschule habe ich bereits vor einiger Zeit aufgegeben, die Nachfrage war nicht mehr da.

Mein Blick fiel auf mein Handy, das direkt neben meinem Portmonee lag und mit dem nächsten Blinzelschlag hielt ich eine Karte in der Hand. Missins & CO.

Meinten die beiden nicht irgendwas von hohem Betrag? Ich kaute auf der Unterlippe und ließ das Gespräch noch einmal durch meinen Kopf geistern.
Vielleicht waren die beiden meine letzte Chance, nicht komplett als Versager da zu stehen. Und vielleicht konnte ich dann meine Wohnung behalten...

Das monotone ‚Tuuut' des Freizeichens hallte in meinem Kopf.
„Missins & CO, Sie sprechen mit Anna Schmitz, was kann ich für Sie tun?" eine gekünstelte Stimme nahm ab.
„Guten Tag, Hanna Tiekler hier. Ich würde gerne mit Luis oder Samuel sprechen." Ich hörte förmlich, wie sie schmunzelte.
„Sie meinen Herrn Brachmann oder Herrn Missins?"
„Ehm, genau die, ja." Meine Finger trippelten auf dem Tisch.
„Kleinen Moment bitte." Die Musik von Avicii erklang und ich atmete tief durch. Ganz ruhig, Hanna. Es geht nur um das Geld und so übel ist der Job bestimmt auch nicht. Du lässt einfach ein paar Fotos von dir machen, ignorierst sie im Internet und nach einer Woche ersetzen dich schon wieder neue Models.

„Luis Brachmann, was kann ich für Sie tun?" ertönte die raue Stimme von Luis. Ich sah den trainierten, jungen Mann vor meinen Augen mit den eisblauen Augen vor mir und seufzte.
„Luis? Hier ist Hanna. Vom Kongress in Hamburg." Meinte ich leise und einen Moment schien er nachzudenken.

„Hallo Hanna, schön von dir zu hören." Ich hörte sein Lächeln.
„Luis, ich habe mir das nochmal überlegt. Ich glaube, ich habe Interesse an dem Angebot, je nachdem wieviel, also ... ich brauche Geld." Ich hatte sofort ein schlechtes Gewissen. Carlo wusste noch rein gar nichts von meinen Problemen und ich vertraute sie direkt einem wildfremden Typ an.

„Das freut mich. Ich werde dir mehr darüber erzählen. Du kommst aus Stuttgart, richtig? Ich bin gegen Mittag dort, habe ein Treffen mit Sponsoren, dann treffen wir uns, okay?" ich nickte bloß.
„Okay."


Carlo

Meine Eltern waren ziemlich geschockt, als ich ihnen von meiner gestrigen OP erzählte, aber ich konnte sie davon abhalten, her zu kommen.
Hanna würde gleich kommen und allein der Gedanke verpasste mir gute Laune.
Wenn Schwester Rabiata dann noch ein wenig freundlicher die Bettwäsche wechseln würde und die Tür nicht immer knallen würde, könnte dieser Aufenthalt im Krankenhaus tatsächlich echt okay sein.
Basti und Kody waren eben ebenfalls hier, ich musste zwar noch eine Nacht bleiben, aber die Planungen behindert das nicht. Wir dümpeln dem Release sowieso nur noch entgegen.

Als die Tür aufging, erlosch mein Grinsen. Hanna lächelte zwar, aber der zerzauste Dutt und die dicken Augenringe machten mir Sorgen.
„Babe? Was ist los?" im ersten Moment sah sie ziemlich ertappt aus, aber sie setzte gekonnt ihr zauberhaftes Lächeln auf.
„Nichts besonders. Aber ohne dich kann ich nicht schlafen." Sie drückte mir ein Kuss auf die Stirn und setzte sich ans Ende des Bettes.
„Sicher? Du siehst ziemlich fertig aus." Ich setzte mich so gut es ging auf und machte Platz für ihre zierlichen Beine.
„Okay, du hast mich erwischt. Keine Ahnung, ob du schon mit Lucca geredet hast, aber er haut nach Barcelona ab. Für einen Monat." Trübe sah sie mich an.
„Babe, vier Wochen gehen ganz schnell rum." Ich zog sie weiter zu mir und drehte sie, dass sie mit dem Rücken an mich gelehnt saß.

Mich ließ trotzdem das Gefühl nicht los, dass sie noch etwas anderes bedrückte, aber um die Stimmung nicht kaputt zu machen.
„Sonst alles gut?" ich atmete ihren Duft ein und spielte gedankenverloren mit ihren Fingern.
„Ja, alles gut. Ich habe gedacht, dass wir nächstes Wochenende nach München fahren könnten, meine Eltern freuen sich bestimmt, dich kennenzulernen." Ich nickte.
„Ich klär das mit Kody ab, dann passt das." Sie nickte bloß.
Und mein Bauchgefühl schrie trotzdem, dass hier etwas nicht stimmte.


Donnerstag!!

Jaja sorry, dass die Kapitel in letzter Zeit miserabel sind, ich weiß. Aber hier fängt das langsam an, habt Geduld. Bald gibt es nicht mehr so ausgelassene Stimmung!

Trotzdem würde ich mich über Feedback freuen, um zu wissen, was ich besser machen kann.

+++WICHTIG+++
Ich kann vom 30.06 bis zum 8.07 kein Kapitel posten, da ich im Urlaub bin!
Schreibts euch in den Kalender, Wecker oder sonst was, aber danach kommen wieder regelmäßig Kapitel!

Wir lesen uns Sonntag, meine Lieben! a.

Ich will nur dich.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt