Anders als erwartet

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Wochen zogen ins Land. Louis schraubte fast jeden Tag an seinem Jaguar und bekam dabei Hilfe von Robin. Wenn er nicht in der Garage war, arbeitete er in einer kleinen Bäckerei etwas außerhalb der Stadt. Anne hatte ihm den Job besorgt und nach einem Tag Probearbeiten, wurde er genommen. Er verstand sich mit seinen Kollegen gut und war freundlich zu den Kunden. Nur dieser merkwürdige Pappaufsteller von einem ehemaligen Mitarbeiter der mitten im Laden stand, nervte ihn tierisch. Was sollte das?

Wenn Louis nicht in der Garage und nicht bei der Arbeit war, kochte er oft und gern. Dabei ging er nach den Rezepten seiner Großmutter vor und freute sich jedes Mal, wenn es Anne und Robin genauso gut schmeckte wie ihm.

Und wenn Louis weder in der Garage, noch beim Bäcker, noch in der Küche war... Tja dann traf er sich mit seinem Arzt. Außerhalb der Sprechstunde - versteht sich. Doc Hawthorne rief oft im Hause Twist an und irgendwann konnte Louis ihn nicht mehr ignorieren. Das erste Treffen war peinlich, das Zweite verklemmt, aber ab dem dritten Treffen ging es dann. Louis taute auf und konnte sich auch bald abgewöhnen, sein Date zu siezen. Er und Eric unternahmen viel zusammen. Sie gingen ins Kino, oder essen, besuchten ein Theater und Louis lernte auch einige von Erics Freunden kennen, die aber allesamt Erics Alter hatten und Louis wenig bis gar nicht beachteten. Niemand interessierte sich für ihn, also machte er Eric auch schnell klar, dass er ihn nicht mehr mitnehmen musste, wenn es ein Treffen mit diesen ungehobelten Wichtigtuern gab. Eric war einsichtig, entschuldigte sich für das Verhalten seiner Freunde und das war es, was Louis fast dazu brachte, sich in diesen Mann zu verlieben.

An einem frühen Freitagabend standen Louis und Eric in dessen Küche und kochten zusammen. Sie unterhielten sich und lernten sich immer besser kennen, sie alberten auch ein wenig herum, was Louis sehr gefiel da er fand, dass Eric meistens zu ernst war. Auch Eric schien ein wenig lockerer zu werden.

"Also Lou... Erzähl mir mehr von dir. Ich weiß dass du aus Doncaster kommst, bei deinem Großeltern gelebt hast und viele verschiedene Jobs hattest. Ich weiß das du hier in Holmes Chapel gestrandet bist und jetzt schon einige Wochen hier lebst... Aber mehr weiß ich nicht... Das würde ich gern ändern. Was ist mit deinen Freunden? Hast du Kontakt zu Ihnen?"

Eric sah Louis liebevoll an. Er wollte ihn nicht drängen, konnte aber nicht leugnen das er neugierig war was den Zwanzigjährigen betraf. Er beobachtete ihn dabei, wie er das Fleisch in einzelne Streifen schnitt, diese dann in eine Schüssel warf um sie mit Öl, Pfeffer und Salz zu vermischen.

"Als Kind hatte ich zu viel Energie. Das war der Grund, warum mein Dad nicht wirklich mit mir zurecht kam. Ich war einfach zu wild, konnte mich in der Schule nicht konzentrieren und brachte mir viel selbst bei. Ich war in der Schule dadurch schnell unterfordert und die Lehrer versetzten mich in eine höhere Klasse. Dort hatte ich das selbe Problem. Es dauerte nicht lange und ich war gelangweilt. Am Ende hatte ich ganze zwei Klassen übersprungen und machte mein Abitur mit 16. Die Kinder mit denen ich anfangs befreundet war, hielten mich für einen Freak und nannten mich Streber... Es störte mich nicht weiter, aber sie wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Die Älteren hielten mich für zu jung, um etwas mit mir zu unternehmen. Ich hatte also nie Freunde, bei denen ich mich jetzt melden müsste. Ich habe zu niemandem Kontakt, nicht mal zu meinem Vater. Aber das ist nicht weiter tragisch, weißt du? Ich will schließlich nach London und meine Mutter suchen. Da kann ich es nicht gebrauchen, dass Jemand versucht mich aufzuhalten..."

"Wow..."

Louis sah Eric fragend an, der das Messer bei Seite gelegt hatte und nach dem Weinglas griff.

"Was?"

Eric trank einen Schluck und stellte das Glas wieder ab.

"Ich versuche dich kennen zu lernen, Louis. Irgendwie mag ich dich und hatte gehofft, dass da vielleicht mehr draus wird und du schlägst mir eiskalt die imaginäre Tür vor der Nase zu."

Innerhalb einer Sekunde wurde Louis blass, als ihm klar wurde, wie unhöflich er gegenüber Eric war. Er hatte Recht. Er hatte Eric den Wind aus den Segeln genommen, bevor dieser das Schiff betreten hatte. Aber so war Louis. Er war ehrlich und sagte alles gerade heraus. Er mochte es nicht, um den heißen Brei zu reden.

"Es tut mir leid."

"Schon okay... Ich werde klar kommen müssen. Nicht wahr?"

Eric sah enttäuscht aus, als sich ihre Blicke das nächste Mal trafen und Louis bekam ein schlechtes Gewissen. Aber deswegen änderte er nicht seine Pläne, also nickte er nur und widmete sich dann wieder dem Essen. Während des Kochens wurde es still zwischen den Beiden. Es war unangenehm für beide, doch Eric klammerte sich an die Weinflasche und je mehr er trank, desto geselliger wurde er wieder. Louis trank Wasser, da er nicht vor hatte, die Nacht bei Eric zu verbringen und mit dem Auto bei ihm war. Ihr Abendessen war ein voller Erfolg. Beiden schmeckte es, sie quaselten wieder drauf los und lachten viel, bis Eric betrunken und Louis hundemüde war. Sie ließen den Abend enden, Eric begleitete Louis zur Tür und dieser verabschiedete sich mit einem Kuss auf die Wange von seinem Gastgeber.

Gerade drehte Louis sich um, da packte Eric ihn am Oberarm, drehte ihn wieder zu sich und zog ihn näher.

"Was zum..."

"Es ist nicht nett, dass du jetzt einfach gehst, Louis. Ich hatte mir den Abend etwas anders vorgestellt, muss ich zugeben. Und dann küsst du auch noch meine Wange?"

"Es war ein Wangenkuss, Eric. Keine Liebesbekundung. Du bist betrunken. Geh ins Bett und schlaf dich aus."

Louis versuchte sich aus Erics Griff zu befreien, doch der war auch betrunken noch stärker als ihm lieb war.

"Lass mich los, Eric. Du tust mir weh..."

Eric grinste nur, doch ließ Louis so abrupt los, dass dieser fast nach hinten fiel. Er fing sich, richtete seine Jacke und verließ das Haus, ohne noch mal zurück zu sehen.


Light My Fire [Larry Stylinson]✔️Where stories live. Discover now