Verhandlung

1.1K 116 9
                                    

(NIALLS POV)

Ich stand vor dem Rolltor vor dem Matrix-Complex auf der Peterborough Road und wartete. Ich wartete auf ein Wunder, aber vor allem auf Harry. Er hätte längst hier sein müssen, war es aber nicht. Es war sowieso schon riskant hier zu stehen. Abgesehen davon dass ich ohne Bodyguard hier war, hätten mich hunderte von Fans erkennen können und sie alle hätten sofort gewusst, das etwas im Busch war. Mehr als das. Das die Kacke gewaltig am dampfen war. Mein Handy klingelte und wieder war es Desmond.

„Ist er da?"

„Nein, immer noch nicht."

„In zwanzig Minuten geht es los. Wo steckt er?"

Und da sah ich den schwarzen Range Rover.

„Er kommt."

Ich beendete das Gespräch, schob das Handy zurück in meine Hosentasche und wartete am Straßenrand. Harry hielt direkt so an, dass ich sofort einsteigen konnte, dann bog er in die Einfahrt und nach einem kurzen Check-In, öffnete sich das Tor und wir fuhren auf den Parkplatz. Ich beobachtete Harry von der Seite. Er sah scheiße aus. Unter seinen Augen lagen tiefe, dunkle Augenränder, er war blass und schien nicht mal ganz bei der Sache zu sein.

„Du bist spät dran."

„Ja..."

Er parkte, wir stiegen aus und liefen dann ins Gebäude. Dort trafen wir auf Desmond, Liam und Zayn und noch ein paar andere Anzugträger die mir allesamt unbekannt und unsympathisch waren. Sofort fingen sie an auf Harry einzureden, ihm Tipps zu geben und ihm zu erklären, wie die Verhandlung laufen könnte. Es wäre möglich das bereits heute alles geregelt wird. Es könnte aber auch sein dass das Ganze Tage dauert. Harry nickte nur. Er schien völlig erschöpft zu sein und so wie er aussah, betete er, das alles schnell vorbei war. Das taten wir alle. Schließlich machten wir uns auf den Weg in den Konferenzraum. Die Tür war offen und nach einander gingen wir alle rein.

Mein Blick fiel sofort auf Simon. Natürlich saß er als Boss unseres Plattenlabels in der Mitte. Neben ihm saßen Harry Magee und Richard Griffiths von Modest! Und auf der anderen Seite saßen weitere Anzugträger. Wahrscheinlich waren es Anwälte.

Wir setzten uns an den ovalen Tisch. Harry saß in der Mitte, neben ihm sein Dad und der Rest verteilte sich zu beiden Seiten. Man könnte meinen, Harry wäre ein Prinz und wir seine Leibwache. Aber Jemand fehlte.

Louis.

Nicht weil er der Hauptgrund war, warum wir uns überhaupt hier in dieser Lage befanden. Vielmehr, weil er alles war, was Harry im Moment brauchte.

Simon erhob als erstes das Wort und damit began die Schlacht.

(HARRYS POV)

Ich war müde. Ich war ausgelaugt und ich hatte Angst. Ich wusste nicht was auf mich zu kam, hatte nicht geahnt, was all das für Folgen haben könnte. Auch wenn ich jede Menge Unterstützung hatte, so musste ich doch allein durch und am Ende war ich der Einzige, der mit den Konsequenzen leben musste. Ich hatte die Band auf dem Gewissen, habe die Fans enttäuscht und habe alles was ich mir erarbeitet hatte, für Louis auf's Spiel gesetzt.

Seit diesem verfluchten Kuss zwischen ihm und Doc Hawthorne war fast eine Woche vergangen und obwohl ich mir sicher war das Louis die Wahrheit sagte, hatte ich Angst ihm zu vertrauen. Ich fühlte mich elend und gab mir selbst die Schuld, denn ich wollte ihm vertrauen – schaffte es aber einfach nicht. Nachdem ich Louis aus dem Haus meiner Eltern gejagt hatte, hatte ich mein Handy ausgeschaltet und seit dem auch nicht wieder angemacht. Ich hatte Angst davor, dass er sich auf diesem Wege von mir trennen könnte, dabei war ich es, der sich von ihm getrennt hat. Jedenfalls glaubte ich, dass er das glaubte. Gerne würde ich das Gegenteil behaupten, aber so wie das gerade aussah, schien es darauf hinaus zu laufen.

„ABER DIESE KLAUSEL VERSTÖßT GEGEN DIE RECHTE DIESES MENSCHEN!"

Ich erschrak und tauchte aus den Tiefen meiner Gedanken auf. Mein Vater stand am Tisch und schlug auf die Tischplatte, das Gesicht rot vor Zorn. Meine Anwälte versuchten beide ihn zu beruhigen. Ich wusste gar nicht was Sache war.

„Er hat den Vertrag gelesen, akzeptiert und unterschrieben. Er wusste also worauf er sich einlässt."

„Diese Klausel dürfte dennoch überhaupt nicht existieren. Schon gar nicht in einem Vertrag, den sie mit einem nichtmal volljährigen Jungen unterzeichnen!"

„Seine Mutter hat unterschrieben."

„Weil sie Harry nicht in den Rücken fallen wollte. Verdammt nochmal! Er war sechzehn Jahre alt, als sie ihn in dieses Business zerrten. Sie wussten von Anfang an, welcher Sexualität er angehörte. Was das betrifft, hatte er von Beginn an, alle Karten offen auf den Tisch gelegt. Und dennoch wollen sie ihn dafür jetzt ruinieren? Das können sie nicht!"

„Das haben wir auch nicht vor. Im Gegenteil. Wir sind vernünftige Menschen, keine Monster."

„Sie schmeißen ihn aus der Band, weil er schwul ist... Wo bitte ist das menschlich?!"

„Dad..."

Plötzlich sahen mich alle an, als hätten sie vergessen das ich auch anwesend war.

„Wie sollen wir hier einen gemeinsamen Nenner finden, Simon?"

„Das werden wir nicht, Harry. Du hast dein bestes gegeben, um das zu verhindern. Wir schlagen dir jetzt folgendes vor. Du bist raus. Für dich wird es kein One Direction mehr geben. Du wirst eine ziemlich hohe Summe als Strafe für deinen Vertragsbruch zahlen, was dir aber kaum wehtun dürfte, und du wirst der Öffentlichkeit sagen, dass die Trennung von der Band aus eigenen Wunsch erfolgte. Lass dir etwas einfallen. Hauptsache es gibt keine schlechte Presse über Syco oder Modest! ."

„Und was habe ich davon?"

„Du bist frei. Du kannst lieben und vögeln, wen du willst. Du wirst in den nächsten Wochen Thema Nummer 1 in der Musikbranche sein und du behältst die Rechte an deinen Songs. Das sollte dir reichen..."

„Als ob es Harry darum geht", meldete sich Zayn zu Wort, doch wurde sofort von Liam in die Schranken gewiesen.

Ich war mir selbst nicht mehr sicher, was ich wollte.

„Gibt es Alternativen", wollte Niall wissen.

„Alternativen?"

„Ja... Ich meine... Können wir Harrys Liebelei nicht einfach als PR-Gag darstellen, er bleibt in der Band und alles läuft wieder wie bisher? Muss der Ausstieg aus der Band eine Folge sein? Harry ist einer der beliebtesten von uns. Wir schaden der Band, wenn er aussteigt..."

„Niall... nicht..."

Kurz herrschte Stille im Raum. Simon und die anderen Männer flüsterten sich gegenseitig etwas zu und ich rieb mit dem Daumen über meinen Handrücken bis dieser knallrot war.

„Ich glaube, Harry aus der Band zu werfen, bringt so oder so ein schlechtes Image. Ob er nun behauptet, es wäre sein Wunsch gewesen, oder nicht. Wenn Harry One Direction verlässt, werden die Fans auf die Barrikaden gehen", sagte Liam ruhig und wahrscheinlich hatte er Recht. Wenn ich aussteige, egal mit welcher Begründung, wird es Negativschlagzeilen geben.

„Es wäre eine Möglichkeit das Ganze zu umgehen. Aber dann müssten wir einfach alles dementieren... Jedes Treffen, jedes Lächeln... Wir müssen Louis Tomlinson aus deinem Leben komplett löschen..."

Das war eine Ansage.


Light My Fire [Larry Stylinson]✔️Where stories live. Discover now