Klatschpresse

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Lou lief im Supermarkt durch die Gänge, als es ihm zu viel wurde. Schon den ganzen Tag wurde er von Jungen und Mädchen, alten und jungen Leuten mit den verschiedensten Blicken betrachtet. Einige lächelten ihm schüchtern zu, andere grinsten schon fast euphorisch, wieder andere schienen ihn mit Blicken ausziehen zu wollen. Was zum Henker war los? Immer wieder sah Louis an sich herab, weil er Angst hatte sein Hosenstall könnte offen sein oder seine Kleidung schmutzig. Doch nichts war anders als sonst. Er sah aus wie immer und dennoch fühlte er sich dazu gezwungen alle 20 bis 30 Sekunden, irgendwem ein nettes Lächeln zurück zu schenken. Als er dann an der Kasse stand um den Einkauf zu bezahlen, war es die Kassiererin die ihn mit großen Augen ansah. Sie glotzte ihn schon fast an, während sie die Waren über den Scanner zog. Louis versuchte es zu ignorieren, packte nach und nach  alles ein und lächelte dann freundlich, als er das letzte Teil in den Beutel schmiss. Die Kassiererin sah ihn weiter an, sagte aber nichts.

"Was be-bekommen sie?"

"13.75."

Lou nickte, öffnete das Portemonnaie und bezahlte passend. Die Kassiererin reichte ihm den Kassenzettel, hielt diesen aber fest als Louis ihn an sich nehmen wollte.

"Sie sind wirklich der Typ, oder?"

"Wie bitte?"

"Na dieser Lover."

"L-Lover?"

Die Kassiererin zog eine Klatschzeitschrift unter ihrer Kasse hervor und deutete aufs Titelbild und tatsächlich... Louis entdeckte sich selbst darauf... neben Harry. Und die Schlagzeile verhieß nichts Gutes.

~Harry Styles schwul? Wer ist der schöne Fremde an seiner Seite?~

Louis traute seinen Augen kaum.

"Darf ich?"

Die Kassiererin reichte ihm ihre Zeitschrift, er stellte sich etwas abseits der Kasse in eine Ecke und blätterte zu dem Artikel. Es waren noch mehr Fotos abgebildet. Louis und Harry, die aus einem Auto steigen. Harry, der Louis die Tür zu einem Cafe'aufhält, Louis der Harry anlächelt, als gäbe es kein morgen mehr. Louis und Harry beim Verlassen des Rathauses.

"Fuck!"

Der Artikel erläuterte so ziemlich den kompletten Tagesablauf der Beiden von vor vier Tagen und das schlimmste daran war, dass irgendwer gequatscht haben muss, denn der Artikel sagte auch, dass der Fremde bei Harry eingezogen ist. Tatsächlich hatten sie aber wohl nicht seinen Namen heraus finden können, was gut war, aber immer noch eine absolute Tragödie. Louis wusste dass Harry immer wieder damit zu kämpfen hatte, dass die Presse ihn als schwul darstellt. Und auch wenn es der Wahrheit entsprach, so wusste Louis auch, dass es Harry strengstens verboten war, sich als schwul zu outen. Natürlich litt Harry darunter, aber sich dagegen wehren konnte er auch nicht, also schluckte er die bittere Pille und spielte allen etwas vor, obwohl die Wahrheit scheinbar offensichtlich war. Und nun hatte die Presse den nächsten Beweis. Louis atmete tief durch, gab der Kassiererin ihre Zeitschrift zurück und verließ den Supermarkt. Er lief schnell zum Parkplatz und wuchtete die vollen Beutel in den Kofferraum seines Wagens, da er schon wieder einige Leute entdeckte, die ihn scheinbar beschatteten. Er startete den Wagen und fuhr nach Hause und nachdem er dort angekommen war, die Einkäufe hinein getragen und verräumt hatte, schnappte er sich sein Handy und rief Harry an, der nach dem zweiten Klingeln dran war.

"Louis..."

"Hallo. Hast du es gesehen?"

Harry atmete schwer ein und aus.

"Ja. Facebook, Twitter und Instagram sind voll von uns."

"Es tut mir leid..."

Louis setzte sich an den Küchentisch und rieb sich die Stirn. Er wollte nicht kündigen. Er wollte weiter für Harry arbeiten und bei ihm leben. Aber wenn er Harry solche Schwierigkeiten machte, dann war es besser er würde gehen.

"Es ist nicht deine Schuld, Lou. Ich hätte es besser wissen und anders regeln müssen."

"Ich kann gehen. Wirklich Harry. Es macht mir nichts aus. Ich finde schon einen anderen Job."

"Ich will nicht das du gehst."

"Aber ich mache dir Probleme."

"Das ist mir egal. Ich habe bereits mit dem Management gesprochen und die lassen sich etwas einfallen. Wichtig ist nur, dass du nichts sagst, wenn du gefragt wirst. Egal welche Fragen aufkommen. Wenn du unterwegs von Fremden angesprochen wirst, dann sag einfach nichts. Die drehen dir die Worte im Mund um, das kann ich dir sagen. Also ist es am Besten den Mund zu halten."

Louis nickte, was Harry nicht sehen konnte.

"Okay..."

"Wenn du aber gehen willst, weil dir das zu viel wird, dann kann ich das verstehen."

"Nein! Nein... Ich ... Ich will nicht um meinet Willen gehen. Ich dachte nur..."

"Hör auf zu denken, Lou. Lass mich das machen. Es wird schon alles gut werden."

"Okay..."

Louis hörte ein leises Lachen von Harry und grinste dann selbst. Sie sprachen noch kurz, verabschiedeten sich dann von einander und beendeten das Gespräch. Lou atmete tief durch und legte sein Handy vor sich auf den Tisch. Er hatte keine Ahnung was noch alles auf ihn zu kommen würde, aber er war sich sicher, dass er es schaffen würde. Er würde jede Hürde überwinden, egal wie hoch, weit oder hart diese auch sein würde. Er war stark und das würde er auch beweisen. Komme was wolle. Als es an der Tür klingelte, wurde Lou aus seinen Gedanken gerissen, stand auf und lief in den Flur. Er befürchtete fast einen riesigen Andrang an Journalisten, so wie er es in dem Film Notting Hill gesehen hat. Doch als er die Tür öffnete, stand nur eine einzige Person vor ihm. Eine Person mit der er nicht gerechnet hatte und von der er sich fragte, was sie wollte. Eine Person die er nicht vermisst hatte, geschweige denn wieder sehen wollte.

"Was machst du hier? Was willst du? Woher weißt du, wo ich bin?"

Louis war wütend. Am liebsten hätte er den Mann vor ihm angeschrien. Doch dieser grinste nur und rieb sich das Kinn.

"Begrüßt man so seinen Vater?"

Light My Fire [Larry Stylinson]✔️Where stories live. Discover now