Burger und Wein

1.5K 135 3
                                    

Louis stand an Harrys Rangerover, hatte seine Stirn an den Wagen gelehnt und die Augen geschlossen. Er verstand sich selbst nicht. Sein ganzes Leben lang, wollte er seine Mutter kennen lernen, sie fragen warum sie ihn verlassen hat und heraus finden, was für ein Mensch sie war. Und als sie ihn ansah und ihn sofort erkannte, bekam er es mit der Angst zu tun und rannte davon. Er hörte noch Harrys vergeblichen Versuch, ihn zum Bleiben zu animieren, doch Louis war schneller weg, als ihm lieb war. Harry hingegen drehte sich wieder zu den beiden Frauen und nickte ihnen entschuldigend zu. Die Frau, die immernoch wie angewurzelt in der Tür stand lächelte traurig.

"Geht es ihm gut?"

Harry nickte.

"Ja. Ich denke schon."

Das Lächeln Louis' Mutter wurde größer und als Charlotte sich doch dazu entschlossen hatte zurück zu gehen, wurde sie von ihrer Mutter in den Arm genommen.

"War das wirklich Louis?"

"Ja Schatz..."

"Er sieht aus wie du, Mum."

Die Frau nickte nur, fing schließlich an zu weinen und Harry war gewillt, zu ihr zu gehen um sie zu trösten, doch seine Sorge gallt vorerst Louis, also verabschiedete er sich mit einem Nicken und lief zu seinem Wagen, wo er Louis stehen sah. Er lehnte mit dem Rücken an dem Auto, hatte die Hände in seinen Hosentaschen vergraben und sah auf den Boden, bis er Harry im Augenwinkel wahrnahm und zu ihm sah.

"Hast du mit ihr geredet?"

"Ich habe ihr nur ein Frage beantwortet."

"Welche?"

"Sie wollte wissen ob es dir gut geht."

"Es geht mir gut."

"Ja, das habe ich ihr auch gesagt."

Kurz herrschte Stille. Harry lehnte sich neben Louis an den Wagen und sah ihn weiterhin an.

"Wieso bist du weggerannt, Lou?"

"Ich weiß es nicht. Ich habe Panik bekommen, glaube ich. Vielleicht wollte sie nie, dass ich sie finde. Vielleicht hat sie ihrer Tochter nie gesagt, dass ich existiere und jetzt muss sie ihr einiges erklären. Vielleicht habe ich jetzt alles durcheinander gebracht?"

"Das Mädchen, wusste scheinbar von dir. Sie ist zu deiner Mutter gelaufen und konnte kaum glauben, wie ähnlich du ihr warst. Ich denke eher, dass deine Mutter immerzu von dir geredet hat und das jeder weiß, dass du existierst..."

"Wieso kam sie mir nicht nach?"

"Sie will dir Zeit geben, denke ich. Vielleicht will sie dich nicht überfordern..."

Louis nickte. Harrys Worte machten Sinn und gaben ihm Mut. Er beobachtete wie Harry sich wieder von dem Auto abstieß und sich vor ihn stellte. Harrys aufmunterndes Lächeln, ließ wieder die Schmetterlinge in Louis' Bauch durchdrehen.

"Fahren wir nach Hause. Und wenn du das nächste Mal hierher möchtest, begleite ich dich wieder. Du kannst wieder flüchten oder ich halte dich an der Hand und helfe dir stark zu bleiben."

"Okay."

Nun stieß sich auch Louis von dem Wagen ab, doch bevor Harry die Fahrertür aufmachen konnte, stellte sich Louis dich vor ihn, legte seine Arme um Harrys Nacken und drückte sich an ihn. Harry erwiederte die Umarmung sofort. Er legte einen Arm um Louis' Taille und einen an seine Schulterblätter, sodass er mit der Hand Louis' Nacken streicheln konnte.

"Danke Harry."

"Nichts zu danken..."

Louis schmiegte sich an Harry und Harry schmiegte sich an Louis. Beide Männer hatten die Augen geschlossen und genossen den Moment. Harry wollte Louis am liebsten gar nicht mehr loslassen. Er fühlte sich so wohl, mit dem Mann in seinen Armen und wollte augenblicklich so viel mehr von ihm. Er fragte sich, ob jetzt ein guter Moment wäre, Louis einfach zu küssen, doch er wollte nichts riskieren und so lösten sie die Umarmung schneller als beiden lieb war und stiegen in den Rangerover, um nach Hause zu fahren.

Auf dem Weg hielt Harry an einem Burgerladen und besorgte sich und Louis etwas zu essen, damit sie sich heute nicht mehr in die Küche stellen mussten. Louis konnte sich bei der Vielfalt an Angeboten kaum entscheiden, also hatte Harry ihm einen Burger empfohlen, den er selbst mochte und Louis nahm dann auch diesen. Harry bestellte einen Anderen, damit sie bei der Hälfte tauschen konnten und so in den Genuss beider Burger kamen. Auf dem Weg zurück zum Auto, wurde Harry natürlich von Fotografen belagert. Sie ließen ihn kaum durchkommen und hielten ihm ihre Kameras mitten ins Gesicht. Ständig blitzte es vor seinen Augen und auch Louis stand plötzlich in ihrem Fokus. Fragen über Fragen schrillten in ihren Ohren, doch Louis beantwortete nicht eine von ihnen. Harry blieb ruhig, lächelte, während er sich weiter zum Auto durchkämpfte.

"Bitte... Wir würden das Essen gern genießen so lange es noch warm ist..."

Als Harry den Wagen erreicht hatte, öffnete er die Tür und ließ Louis einsteigen. Er gab ihm die Tüte mit dem Essen, dann schloss er die Tür, lief ums Auto rum, verabschiedete sich von den Papps und stieg ein. Er fuhr sofort los und atmete tief durch.

"Ist das immer so, wenn du irgendwo hin gehst?"

"Meistens ja. Bei deiner Mum hatten wir Glück, dass es eine so ruhige Ortschaft ist. Dort würde mich niemand erwarten. Aber hier mitten in der Stadt ist es schwer unerkannt zu bleiben."

"Verständlich..."

"Wie war das für dich?"

"Erschreckend... Auf einmal waren soviele Menschen um uns herum, dass ich kaum vorwärts kam. Sie drängelten und drückten und schrieen mir Fragen ins Ohr, die ich gar nicht wiederholen möchte, geschweige denn je beantworten..."

"Ja daran muss man sich erst gewöhnen. Ich war 16 als das anfing. Anfangs waren die Fragen noch human und man konnte sie beantworten ohne Angst zu haben. Doch je älter ich wurde, desto intimer und primitiver wurden die Fragen. Und jetzt versuchen sie mich zu provozieren. Sie warten nur darauf das ich mal ausraste, damit sie ihre Negativschlagzeilen endlich veröffentlichen können. Und bald können sie das."

Louis fuhr blitzartig zu Harry herum.

"Was meinst du?"

Louis konnte beobachten wie sich Harrys Kiefer anspannte und sich seine Finger fester um das Lenkrad schlossen. Sein weicher Blick wurde hart und seine Fahrweise aggressiver.

"Harry?"

"Lass uns nicht jetzt darüber reden, Lou. Ich erzähle es dir ein anderes Mal. Okay?"

Louis nickte. Was sollte ihm auch anderes übrig bleiben?

Zu Hause angekommen parkte Harry den Wagen, während sich das Tor schloss und Louis bereits mit dem Essen ins Haus eilte. Er sah durch das Fenster, wie Louis sich die Hände wusch und dann sofort zwei Teller aus dem Schrank holte um die Burger darauf zu packen. Er holte noch zwei Gläser und eine Flasche Wasser und wartete schließlich auf Harry, der das Haus dann auch betrat, aber an Louis zügig vorbei lief.

"Mir ist nach Wein."

Louis erinnerte sich an das letzte Mal als er Wein trank und fragte sich, ob er es wagen sollte als Harry ihm bereits ein Weißweinglas vor die Nase stellte und ihm etwas einschüttete. Somit hatte er ihm die Entscheidung abgenommen, setzte sich Louis gegenüber an den Küchentisch und hob sein Glas zum Anstoßen. Louis tat es ihm nach, sie stießen an und tranken einen Schluck, dann begannen sie zu essen. Wie geplant aßen beide nur die Hälfte ihres Burgers und tauschten dann und Louis hätte sich in beide hineinlegen können. Sie schmeckten ihm unheimlich gut und der Wein passte perfekt. Er war fruchtig und schnell geleert, sodass Harry bald nachschenken musste. Louis wurde zusehend lockerer, quatschte irgendwann wild drauf los und holte kaum noch Luft. Harry wollte Louis nicht abfüllen und hätte er gewusst, das nicht mal zwei Gläser reichten um Louis betrunken zu machen, hätte er es bei einem Glas gelassen. Es war nicht so, das Louis ihn nervte, aber es faszinierte ihn wie schlagartig sich Louis verändern konnte.


Light My Fire [Larry Stylinson]✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt