Du bist nicht Er

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Es war ein Traum. Die Sonne schien und ich trieb auf einer Luftmatratze auf dem kristallklaren Meer. Hitze spürte ich nicht, aber die sanften Bewegungen der Wellen unter mir, die mich langsam aber sicher in den Schlaf wiegen wollten. Aber ich wollte nicht schlafen. Ich öffnete die Augen und sah den blauen Himmel. Ich bewegte meinen Kopf zur Seite und entdeckte die Luxussuiten, von denen eine Harry und ich bezogen hatten, als wir in unserem Jamaikaurlaub waren. Ich wusste dass das alles nur ein böser Traum war und atmete erleichtert auf. Ich lächelte, drehte mich auf der Matratze auf den Bauch und hielt nach Harry Ausschau. Bestimmt war er hier irgendwo. Vielleicht tauchte er ja? Ich versuchte etwas im Wasser zu erkennen und gerade als ich glaubte seine Silhouette zu erkennen, wurde es schlagartig dunkel. Der Himmel wurde dunkelgrau, dicke Gewitterwolken zogen in Windeseile zusammen und es began zu donnern und blitzen. Aus den kleinen ruhigen Wellen wurden riesige und die Luftmatratze schaukelte hin und her. Ich konnte mich kaum noch darauf halten.

Ich rief nach Harry, doch der tauchte weiterhin unter mir im Wasser und hörte mich nicht. Am Horizont konnte ich gigantische Wellen erkennen und geriet in Panik. Durch den Wind, der sich in einen Sturm verwandelte, wurde ich immer weiter von den Holzbauten abgetrieben. Noch einmal rief ich nach Harry, doch mein Schrei wurde erstickt, denn ich fiel von der Matratze und landete in dem eisigen Wasser. Ich versuchte aufzutauchen, schaffte es aber nicht und sah mich panisch um. Und dann kam er. Er tauchte auf mich zu und streckte die Hände nach mir aus. Als er mich erreichte, schloss er mich in seine Arme und lächelte mich an.

Das eisige Wasser fühlte sich an, wie ein Meer aus Scherben. Mein Körper brannte und es stach an meiner Haut. Ich wollte auftauchen, doch Harry ließ mich nicht. Er lächelte nur und zog mich weiter mit sich in die Tiefe.

Ich tat einen kräftigen Atemzug und im nächsten Moment fror ich mir den Arsch ab. Ich war völlig orientierungslos, bis ich meinen Vater erkannte, der neben mir stand und einen Schlauch in der Hand hielt. Ich sah mich um. Wieder ein neuer Raum. Ein Badezimmer? Ich befand mich in einer Art Duschkabine und hörte meinen Vater lachen. Als ich zu ihm sah, traf mich kurz darauf ein Strahl aus eisigem Wasser.

„Stop!... Hör auf..."

Ich hob meine Hände, konnte sie aber kaum oben halten, weil ich so zitterte. Ich bekam das Wasser in die Ohren und in die Augen, sogar in den Mund.

„AUFHÖREN! ... Bitte..."

Das Wasser stoppte und ich ließ meine Hände sinken. Ich saß zusammengekauert auf dem Boden an der Wand und schaffte es nicht mal den Kopf zu heben. Ich war müde und ausgelaugt, obwohl ich nichts getan hatte. Ich legte meine Arme um mich und versuchte ruhig zu atmen, aber egal wie sehr ich mich auch bemühte, das Zittern ließ einfach nicht nach.

„Steh auf."

Die Stimme meines Vaters klang bedrohlich und in dem leeren Raum hallte sie schon fast. Ich befahl meinem Körper sich zu bewegen, aber nichts geschah.

„Ich sagte, steh auf!"

Plötzlich griff er meinen Arm und zerrte mich auf die Beine. Seine Fingerspitzen drückten sich schmerzhaft fest in meine Haut und als ich endlich stand, wurde mir wieder schwindelig. Ich wankte und fiel ihm entgegen.

„Reiß dich zusammen, Junge."

Er schob mich vor sich her, führte mich durch eine Tür und wir liefen einen Flur entlang, dann eine Treppe hoch und schließlich kam mir alles vertraut vor. Ich war hier schonmal.

„Das ist Erics Wohnung..."

Mein Vater schwieg, aber ich wusste das ich Recht hatte. Ich erkannte alles wieder. Aus der Küche drangen Geräusche, es roch nach Essen und mein Magen zog sich zusammen. Wann hatte ich das letzte Mal gegessen? Ich wurde in einen Raum geführt, den ich vorher noch nicht gesehen hatte. Erics Schlafzimmer – Jedenfalls schien es so. Das Bett war gemacht und es lag Kleidung darauf.

„Zieh dich um."

Troy schubste mich Richtung Bett, verließ das Zimmer und zog hinter sich die Tür zu. Ich dachte gar nicht daran mich umzuziehen, obwohl mir wirklich danach war in was trockenes zu schlüpfen. Stattdessen eilte ich zum Fenster, schob die Vorhänge bei Seite und wollte es öffnen, doch der Griff ließ sich keinen Millimeter bewegen. Es wäre auch zu schön gewesen. Ich sah mich nach einer anderen Fluchtmöglichkeit um, doch außer der Tür gab es keine. Mein Magen knurrte, aber die Panik in mir stieg und ich suchte nach irgendwas, was ich als Waffe benutzen konnte. Eine Schere oder eine verdammte Nagelfeile würde mir schon reichen. Oder ein Telefon...

Ich öffnete jede Schublade und jeden Schrank, doch fand weder das eine noch das andere. Ich lief nochmal zum Fenster und sah nach draußen, hoffte das jemand vorbei kam der mir helfen konnte, doch es war scheinbar mitten in der Nacht. Niemand war auf der Straße. Die Zimmertür ging auf und ich drehte mich um. Eric stand im Türrahmen und sah mich bedrohlich an.

„Und ich hoffte du würdest kooperieren... Ich hab mich wohl geirrt..."

Eric lief auf mich zu und ich lief ums Bett, nur um so weit wie möglich von ihm weg zu kommen. Ich visierte die offene Tür an und sprintete förmlich darauf zu. Ich hastete aus dem Schlafzimmer, rannte durch den Flur Richtung Wohnungstür und als ich sie fast erreicht hatte spürte ich Erics Finger die sich die sich in mein Haar gruben und zupackten. Er riss mich am Kopf nach hinten und ich schlug auf dem Boden auf, während aus meiner Kehle eine Mischung aus Schrei und Stöhnen drang. Ein dumpfer Schmerz breitete sich in meinem Körper aus und dann lag er auf mir, hielt mich fest mit Armen und Beinen umklammert so das ich mich kein Stück mehr rühren konnte. Eine Hand strich mir das nasse Haar aus dem Gesicht.

„Du hättest es so einfach haben können, Lou..."

„Fick dich..."

Eric schnalzte mit der Zunge und schüttelte langsam den Kopf.

„London hat dich verändert, Lou... ER hat dich verändert."

Sein Griff lockerte sich und dann wanderten seine Lippen von meinem Ohr, über meinen Kiefer zu meinem Hals. Er biss sanft und fast schon liebevoll in meine Haut, aber es widerte mich dennoch an. Ich wandt mich in seiner Umarmung und wollte weg. Weg von ihm, raus aus dieser gottverdammten Wohnung und zu Harry. Ich wollte nirgends lieber sein als bei Harry.

„Du bist nicht er... Du wirst nie er sein..."

„Irgendwann wirst du ihn vergessen, Louis. Irgendwann wirst du nur noch mich sehen. Das schwöre ich."

Light My Fire [Larry Stylinson]✔️Where stories live. Discover now