Mutter-Sohn-Gespräch

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"Ich habe immer gebetet das ich dich mal so im Arm halten kann, Louis. Ich habe nie aufgehört an dich zu denken, nie aufgehört dich zu lieben... Ich liebe dich so sehr, Louis..."

Johannah weinte und schluchzte und drückte sich fest an ihren erwachsenen Sohn. Sie zitterte am ganzen Leib und war mit den Nerven völlig fertig. Natürlich hatte sie gehofft, dass Louis den Mut hatte zu klingeln, aber sie hatte nicht daran geglaubt. Und selbst verständlich wäre sie ihm gern entgegen gekommen und hätte ihn herein gebeten, aber sie wollte ihn nicht verschrecken und auch nicht überfordern. Sie wollte nicht, dass er für sie ins Haus kam, sondern für sich selbst - weil er es wollte. Und nun stand er hier in ihrer Küche, mit ihr in den Armen. Sie konnte ihn weinen hören. Sie spürte seine Wärme, seine feste Umarmung, roch seinen wunderbaren Duft. Doch irgendwann lösten sie die Umarmung und sahen sich an.

"Wollen wir uns nicht setzen? Möchtet ihr etwas essen? Oder trinken? Ich habe gebacken... und der Tee ist auch frisch aufgebrüht."

Louis nickte, setzte sich an den großen runden Küchentisch und Harry setzte sich neben ihn. Auch Dan setzte sich, nachdem er Jo half, die Sachen auf den Tisch zu verteilen und jedem Tee einzuschenken. Als sich dann auch Johannah gesetzt hatte, sahen sich Mutter und Sohn wieder an.

"Ich habe so unglaublich viele Fragen an dich... Aber vielleicht sollte ich erst deine beantworten."

Louis nickte, wusste aber gar nicht wo er anfangen sollte. Harry spürte die Zerstreutheit Louis' und nahm dessen Hand in seine. Sofort wurde Louis ruhiger, lächelte Harry kurz dankbar an und widmete sich dann wieder seiner Mutter.

"Wieso wuchs ich bei meinem Vater auf?"

"Troy und ich... Wir waren jung als wir uns kennen lernten. Ich war gerade dabei mein Abitur zu machen und er hatte erst kurz vorher mit seiner Ausbildung begonnen. Wir verliebten uns schnell ineinander und haben vieles überstürzt... Wir zogen schnell zusammen, weil meine Eltern meine Beziehung zu Troy nicht duldeten und mich vor die Tür setzten. Aber durch das Zusammenleben, haben wir beide schnell erkannt das wir zusammen nicht so gut funktionieren. Wir haben oft gestritten und Troy hat oft und viel getrunken. Er vernachlässigte seine Ausbildung und ich musste leider zugeben dass meine Eltern recht hatten, was Troy betraf. Er war kein guter Mann. Wir trennten uns und ich durfte wieder bei meinen Eltern einziehen. Aber ein paar Wochen später, stellte sich heraus das ich schwanger war. Von meinen Eltern bekam ich keine Unterstützung, also ging ich wieder zu Troy und wir beschlossen, dass wir es versuchen würde. Für dich. Wir wollten versuchen eine Familie zu sein und es sah auch alles ziemlich gut aus. Troy ging wieder seiner Arbeit nach, ich machte mein Abitur weiter und wir verstanden uns wirklich gut und dann kamst du. Gott, du warst das schönste Baby, was ich je sah. Du warst so zierlich und klein und ich wollte dich vor allem und Jedem beschützen. Jeder der dich sah, war begeistert. Besonders deinem Großvater - Troys Vater - hast du es angetan. Er war süchtig nach dir und wir verbrachten viel Zeit bei deinen Großeltern. Troy veränderte sich aber wieder. Trank, traf andere Frauen und vernachlässigte uns. Als ich mich dann wieder von ihm trennte, war es ihm erst egal, aber irgendjemand muss ihm gesagt haben, dass er für dich Unterhalt zahlen muss, wenn ich dich mitnehme und so nahm er dich mir weg. Wir lieferten uns einen harten Kampf um dich, aber das Jugendamt entschied zu seinen Gunsten, schließlich hatte er alles. Er hatte einen festen Wohnsitz, während ich bei Freunden unterkam. Er hatte Unterstützung von seinen Eltern, ich kannte nur Studenten, die keine Zeit und auch keine Nerven für eine junge Frau mit Baby hatten. Und er hatte einen Job, während ich mein Abitur vermasselte und schlussendlich gar nichts vorweisen konnte. Ich hätte dir nichts bieten können, Louis. Und deswegen beschloss das Jugendamt, dass du zu deinem Vater gehörst..."

Louis nickte. Was seine Mutter ihm erzählte, machte so viel Sinn und ähnelte dem was sein Vater ihm immer weiß machen wollte in keinster Weise. Seine Mutter war nicht die Frau, die ihr Kind nicht wollte. Seine Mutter war einfach jung und allein und hatte keine Chancen gehabt.

"Was ist dann passiert?"

"Eine Dame beim Jugendamt hat mir damals vorgeschlagen, dass ich meine Abiturprüfungen wiederholen sollte und versuchen sollte, etwas aus meinem Leben zu machen. Je mehr ich erreichen würde, desto größer wären die Chancen dich eines Tages zu mir zu holen. Also tat ich das. Ich wiederholte die Prüfungen, bestand und studierte dann. Während des Studiums lernte ich Dan kennen. Wir gingen einige Male aus, waren lange befreundet und schließlich fingen wir eine Beziehung an. Irgendwann zogen wir zusammen, ich wurde schwanger und wir heirateten. Dann kam Lottie..."

"Das Mädchen gestern?"

"Ja. Ihr Name ist Charlotte, aber wir nennen sie Lottie."

"Also habe ich eine Schwester..."

"Vier Schwestern..."

"VIER?"

Harry lachte über Louis' überraschten Aufschrei, räusperte sich dann aber schnell und riss sich wieder zusammen.

"Ja. Nach Lottie kamen noch Felicite und die Zwillinge Daisy und Phoebe."

"Wow..."

Louis freute sich unglaublich über diese Nachricht. Mit vier Schwestern hatte er nun wirklich nicht gerechnet.

"Wissen die Mädchen von mir?"

"Natürlich. Auch Dan wusste von Anfang an, das es dich gibt. Als Lottie dich gestern sah, war ihre Verabredung vergessen und sie weinte sich zwei Stundne lang an meiner Schulter aus, weil sie so sehr hoffte, dass sie dich eines Tages kennen lernen darf."

Louis nickte.

"Ich möchte sie auch kennen lernen. Alle. Und auch dich. Ich möchte vor allem dich so gern kennen lernen."

"Das wünsche ich mir auch, Louis. Aber ich möchte nicht, dass du dich zu etwas gezwungen fühlst. Ich möchte nicht das du etwas überstürzt und es dir dann vielleicht zu viel wird."

"Ich war mein ganzes Leben allein. Ich hatte nur meine Großeltern... Ich hatte nie einen Vater und auch nie Freunde. Und jetzt, wo ich dich habe und Dan und vier Schwestern... Jetzt möchte ich keine Zeit verschwenden. Ich habe genug Zeit verloren..."

Dan verdrückte sich bei Louis' Aussagen ein Tränchen und freute sich sehr über dessen Ehrlichkeit. Auch Harry freute sich über Louis' Entschluss, denn er wusste doch, dass Louis lange Zeit allein war. Dennoch hatte Harry Angst Louis zu verlieren. Jetzt wo er eine Familie hatte, war Harry vielleicht nur noch zweitrangig.

Gerade als Johannah Luft holte um etwas zu sagen, ging die Haustür auf und alle Köpfe drehten sich in die Richtung. Herein kam eine telefonierende Charlotte, die als sie in die Küche sah, sofort stocksteif stehen blieb und wieder einmal große Augen bekam.

"Susi, ich muss Schluss machen. Wir sehen uns morgen."

Ohne noch ein Wort abzuwarten, ließ Lottie die Hand die das Handy hielt sinken und sah nach einander in die Gesichter ihrer Eltern und dann in die von Louis und Harry. Louis stand schließlich auf, lief um den Tisch und ging auf seine Schwester zu, die den Tränen nahe war.

"Endlich!"

Mit einem Satz warf sich Lottie um Louis' Hals und heulte laut drauf los. Louis erwiederte die Umarmung sofort und streichelte seiner Schwester über den Kopf. Dann gesellte sich auch Johannah zu der Umarmung und küsste ihre beiden Kinder auf die Wangen.

Light My Fire [Larry Stylinson]✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt