Der zweite Versuch

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Als Harry aufwachte, fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar und sah an die Decke. Er wollte mit Louis reden, ihm erklären warum er so gehandelt hat und Louis auch gleich seine Meinung zu dessen Abgang sagen, denn schließlich war auch er gekränkt. Harry atmete tief durch, stand dann auf und zog sich erstmal eine Jogginghose und ein Shirt an. Er verließ sein Schlafzimmer, lief die Treppen runter und fand natürlich einen fertig gedeckten Frühstückstisch vor. Nur von Louis war weit und breit nichts zu sehen. Harry lief in die Küche, doch auch diese war leer.

"Louis?"

Harry rief mehrmals während er durchs Haus lief, doch bekam keine Antwort. Auch im Garten war er nicht. Dann fiel Harry aber die freie Parklücke auf und ihm wurde klar, wo Louis war.

"Das ist ja wohl nicht sein scheiß Ernst?!"

Wütend tigerte Harry zurück in sein Schlafzimmer, zog sich schnell etwas anderes an, schlüpfte in seine Boots und verließ das Haus. Er sprang in seinen Range Rover, passierte das Tor und fuhr los. Dieses Mal kam ihm die Strecke zu Lous Mutter nicht so weit vor. Er wusste nun auch ohne Navi wie er fahren musste und er war nicht überrascht Louis' Auto zu sehen, als er in die Straße einfuhr. Wieder parkte Louis etwas weiter von der eigentliche Adresse weg und Harry parkte seinen Wagen direkt vor Louis'. Er stellte den Motor ab, stieg aus, sperrte den Wagen ab und lief los. Louis stand dieses Mal vor dem richtigen Haus. Harry erkannte schon von weitem das er nervös war, denn er trat auf der Stelle und hatte scheinbar noch nicht geklingelt. Harrys Schritte wurden schneller, bis er hinter Louis zum Stehen kam.

"Erklär mir das."

Schreckhaft fuhr Louis herum und verlor beinahe sein Gleichgewicht.

"Harry!"

Harry hielt Louis fest, bis der sich wieder gefangen hatte, ließ ihn dann aber wieder los und sah ihm immernoch wütend ins Gesicht.

"Was zum Teufel tust du hier? Allein... Ich dachte..."

"Bitte Harry, ich will nicht drüber reden. Das Gestern..."

"Um Gestern geht es grad nicht. Ich will wissen warum du allein hierher gefahren bist? Hattest du vor zu klingeln? Ich wollte bei dir sein, wenn du diesen Schritt machst, verdammt. Ich wollte deine Hand halten und dich ermutigen, das habe ich dir doch gesagt... Und jetzt brauchst du mich nicht mehr? Ist es das?"

Harry war immer lauter geworden und Louis merkte, dass er Harry mit seinem Alleingang wohl ziemlich verletzt hat.

"Ich weiß nicht, ob ich geklingelt hätte. Ich stehe hier schon seit einiger Zeit, habe aber noch keinen weiteren Schritt gemacht. Und nach meinem peinlichen Auftreten gestern Abend, habe ich mich irgendwie nicht getraut dir unter die Augen zu treten... Ich kann mich an alles erinnern, doch ich wünschte es wäre nicht so. Ich fühlte mich gestern so gedemütigt, nachdem du mich ins Wasser geworfen hast..."

"Ich habe dich nicht ins Wasser geworfen, Louis. Ich habe dich fest gehalten und bin mit dir zusammen gesprungen. Das ist ein großer Unterschied, wenn du mich fragst. Gestern Abend warst du nicht Herr deiner Sinne. Du hast mich fertig gemacht und es hätte nicht mehr viel gefehlt und ich hätte meine gute Erziehung vergessen und dich gevögelt. Aber ich wollte deine Situation nicht ausnutzen. Ich will dich nüchtern in meinem Bett. Ich will den echten Lou, nicht den betrunkenen. Wenn ich uns nicht aufgehalten hätte dann würdest du mich jetzt hassen, weil ich es geschehen ließ. Ich wollte einfach das Richtige tun und die Abkühlung erschien mir in dem Moment einfach am besten. Du tust mir also Unrecht, wenn du glaubst ich hätte dich gestern nicht gewollt. Ich wollte dich und ich will dich auch jetzt... aber ich will dich eben bei klarem Verstand."

Louis war knallrot im Gesicht und Tränen liefen über seine Wangen. Harrys Ehrlichkeit machte ihn so glücklich und er hätte sich selbst ohrfeigen können, weil er Harrys Aktion völlig falsch verstanden hatte. Und jetzt war er auch noch allein hierher gefahren, obwohl er wusste wieviel es Harry bedeutet, bei diesem Schritt bei ihm zu sein.

"Es tut mir leid..."

Harrys Wut war wie weggeblasen, als er Louis' leise Stimme vernahm. Er zog ihn an sich und legte seine Arme um den Mann. Er wollte nichts mehr sagen, denn er hatte genug gesagt. Wenn Louis ihm jetzt nicht glauben würde, wüsste er auch nicht mehr weiter.

"Es tut mir leid, Harry. Ich habe dich völlig falsch verstanden."

Harry nickte, streichelte Lous Rücken und beruhigte ihn damit. Als er aufhörte zu weinen, sah er auf und die beiden Männer lächelten sich an. Harry wischte mit den Daumen über Louis' Wangen.

"Also... Willst du klingeln?"

Louis nickte.

"Ja. Jetzt wo du da bist, glaube ich, dass ich das kann..."

Harry lächelte glücklich, dann nahm er Louis' Hand und gemeinsam liefen sie zur Tür. Ein letztes Mal atmete Louis tief ein und aus, dann streckte er die Hand aus und betätigte die Klingel. Es dauerte eine Weile, aber dann wurde die Tür geöffnet und ein Mann um die 40 stand vor ihnen. Man sah ihm die Überraschung deutlich an, als er Louis sah, aber er lächelte sofort und reichte Louis die Hand.

"Ich bin Dan. Ich bin Johannahs Mann... Und du musst Louis sein."

Louis reichte Dan die Hand und nickte, dann stellte auch Harry sich vor, was unnötig war, denn Dan wusste wer er war.

"Du hängst im Zimmer von Lottie an den Wänden."

Harry lachte, freute sich dann natürlich und Dan trat einen Schritt zur Seite.

"Als Johannah dich gesehen hat, ist sie sofort in die Küche gegangen und hat Tee und Kaffee aufgesetzt. Sie hat auch etwas gebacken... Sie hatte gehofft, das du klingelst."

Louis hatte noch kein Wort verloren. Er wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Bis Harry das Wort ergriff und ihn ansah.

"Möchtest du rein?"

Louis sah ihn an und nickte.

"Ja."

"Gut..."

Harrys Griff um Louis' Hand wurde fester, was Louis gefiel und gemeinsam betraten sie das Haus, in dem es wunderbar nach Gebäck roch. Dan schloss die Tür und lief dann vor in die Küche.

"Wir haben Besuch, Jo..."

Johannah drehte sich um und in ihren Augen schimmerten Tränen. Sie zitterte vor Anspannung, aber sie lächelte Louis und Harry herzlich an und versuchte sich zusammen zu reißen.

"Hallo..."

"Guten Tag", grüßte Harry sofort, doch Louis' blieb die Sprache im Halse stecken. Eigentlich hatte er sich die Fragen die er hatte im Kopf bereits zurecht gelegt. Er wusste das er Antworten wollte und auch brauchte. Aber in dem Moment als er seine Mutter lächeln sah, wollte er sie einfach nur Umarmen. Er wollte ihr die Angst nehmen, die er deutlich in ihren Augen erkennen konnte und er wollte ihr beruhigende Worte zusprechen.

Und dann tat er es auch.

Er löste seine Hand aus Harrys Griff, machte einige Schritte auf sie zu und kaum hatte er sie erreicht, schloss er seine Mutter in die Arme. Ein lautes Schluchzen erklang und Johannah krallte sich im Pullover ihres Sohnes fest. Innerhalb dieses Augenblicks brachen zwei Herzen und setzten sich wieder zusammen. Beide weinten und auch Harry liefen nun Tränen über die Wangen. Er freute sich so sehr für Louis und war unendlich glücklich, dass er das erleben konnte.

Light My Fire [Larry Stylinson]✔️Where stories live. Discover now