genug angerichtet

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Mein Kopf dröhnte und ich hatte das Gefühl er würde jeden Moment explodieren. Obwohl ich die Augen geschlossen hatte, blendete mich ein helles weißes Licht.

Was war passiert?

Harry...

Wir hatten uns gestritten. Nein – nicht nur gestritten. Wir hatten uns getrennt. Als es mir wieder einfiel, brannten Tränen hinter meinen geschlossenen Augenlidern. Ich war ins Auto gestiegen und davon gefahren. Bin weg gerannt. Das konnte ich schon immer gut. Ich fuhr zu meiner Mom.

Aber ich war dort nie angekommen...

Ich riss meine Augen auf und setzte mich hin, bereuhte es aber sofort und ließ mich wieder fallen. Ich schützte meine Augen vor der Helligkeit und fing nochmal langsam von vorne an. Meine Hand bot mir Schatten und ich sah mich um. Ich befand mich in einem Raum den ich nicht erkannte. Überall standen Regale mit gefüllten Plastik- und Glasflaschen in allen möglichen Größen und Formen. Ein weiteres Regal beinhaltete Pappschachteln, dann entdeckte ich große Rollen von Papierhandtüchern. Wo zum Henker war ich hier?

Nachdem meine Augen sich an das grelle Licht gewöhnt hatten, nahm ich die Hand runter und stützte mich dann hoch, bis ich halbwegs saß ohne wieder umzukippen. Die Wände waren weiß gestrichen und nur ganz oben befanden sich kleine Fenster die mit Gittern versehen waren.

Ein Keller... Aber wessen Keller? Wo war ich?

Ich sah mich weiter um und erkannte das ich auf einer Art Pritsche lag. Nein es war keine Pritsche. Es war eine Untersuchungsliege. Ich nahm den Geruch von Desinfektionsmittel wahr und erkannte nun das die Pappschachteln in den Regalen mit Einmalhandschuhen gefüllt waren. War ich in einem Krankenhaus? Aber wieso war ich dann im Keller? Oder war es einfach nur der Vorratsraum?

Ich stand auf, war aber ziemlich wackelig auf den Beinen und hielt mich deshalb weiter an der Liege fest. Ich schaffte nur wenige Schritte bis mir schwindelig wurde und ich mich doch wieder hinsetzte.

Wenn ich nur wüsste, was ich hier tat...

Ich sah eine Tür, atmete nochmal tief durch und stand dann nochmal auf. Ich bewegte mich mit zittrigen Beinen auf die Tür zu und war erleichtert, als ich sie erreichte. Mein Puls raste, aber Angst hatte ich keine. Das muss alles ein merkwürdiges Missverständnis sein. Das lässt sich alles erklären.

Mir war schwindelig. Es wurde immer schlimmer.

Ich drückte die Türklinke runter, doch nichts geschah. Die Tür blieb geschlossen. Ich drückte nochmal runter, drückte und zog an der Tür, aber nichts tat sich. Dann schlug ich mit der flachen Hand dagegen, dann mit der Faust.

„Hallo? Hilfe! Ich bin eingesperrt. Hallo???"

Ich hörte Schritte und trat von der Tür weg. Schlüssel klimperten, dann wurde einer ins Schloss gesteckt und die Tür wurde aufgeschlossen. Sie war also absichtlich abgesperrt. Was zum...

Die Tür öffnete sich und vor mir erschien ein nur allzu bekanntes Gesicht. Ich machte einige wackelige Schritte zurück bis ich an die Liege stieß, doch ich konnte nicht weit genug weg kommen. Mein Gegenüber sah mich aus klaren blauen Augen an. Sie waren glasig, aber nicht weil er kurz davor war zu weinen, sondern weil er wahrscheinlich völlig drauf war.

„Du bist wach... Hatte schon Sorge, ich hätte zu viel von diesem Clorof... Na diesem Zeug genommen..."

„Was?"

„Ich hab dich abgefangen... Wusste das du früher oder später bei deiner Mutter auftauchen wirst... War nur ne Frage der Zeit..."

Mein Vater lächelte dümmlich und kratzte sich am Hinterkopf. Ich sagte nichts, sah ihn nur an. Er war dünner als noch vor ein paar Monaten. Seine Haut sah grau aus und er hatte tiefe Augenringe.

Light My Fire [Larry Stylinson]✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt