Erstes Kennenlernen

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Louis wusste nicht was es war, was Harry so aufwühlte, aber es musste etwas ernstes sein. Harry und er standen lange Zeit einfach nur im Flur. Harry weinte und Louis hielt ihn fest. Er versuchte nicht ihn zu trösten oder aufzumuntern. Er hielt ihn einfach nur in seinen Armen, streichelte seinen Rücken und ließ Harry weinen. Vielleicht war es gerade das, was er brauchte.

Viele Minuten vergingen, bis Harry sich beruhigt hatte und wieder gleichmäßig atmete. Loslassen tat er Louis aber nicht, was diesen keinesfalls störte.

"Tut mir leid..."

"Du musst dich nicht entschuldigen. Nicht deswegen... Aber wenn du reden willst, dann..."

"Nein. Erst mal nicht."

Nun löste sich Harry von Lou, sah ihm ins Gesicht und lächelte.

"Ich will dich kennen lernen. Ich will Zeit mit dir verbringen und dich kennen lernen."

Louis nickte.

"Das möchte ich auch."

Harry nickte grinsend, küsste dann Louis Stirn und nahm dann seine Taschen.

"Ich bringe die hoch, packe aus und dann möchte ich für heute nur noch entspannen."

"Ich kann... Soll ich... Ich mache dir Tee und Sue hat gestern Muffins gebacken. Die sind köstlich. Oder willst du ein Bad nehmen? Ich kann dir eins einlassen."

Harry war bereits auf dem Weg nach oben.

"Ein Tee wäre schön."

Louis nickte und sprintete in die Küche, wo die anderen beisammen standen und sich unterhielten. Er setzte Wasser auf, nahm eine Kanne aus dem Schrank und entschied sich für einen fruchtigen Tee, der zu den Muffins passte. Während er auf das Wasser wartete, drehte er sich zu den anderen und lächelte. Er war glücklich das Harry endlich wieder zurück war und das sahen ihm die anderen auch an. Dennoch gab es eine Schwierigkeit. Louis war Angestellter in diesem Haus. Er wollte keine Vorzüge genießen und im Gegensatz zu den anderen auch nicht anders behandelt werden. In gewisser Weise wollte er schon anders von Harry gesehen werden, aber er wollte seine Kollegen nicht gegen sich aufbringen. Es war eine Zwickmühle und er musste mit Harry darüber sprechen. Besagter betrat schließlich ebenfalls die Küche und alle sahen zu ihm. Er hatte sich bequeme Sachen angezogen und trug nun ein weißes lockeres Shirt, eine hellgraue weite Jogginghose und weiße Socken. Sein schulterlanges, lockiges Haar war in einen unordentlichen Dutt zusammengebunden - sofern man das Dutt nennen konnte und Louis verschlug es die Sprache. Ohne etwas dafür zu tun, sah Harry einfach unglaublich aus. Immer. Es war nicht fair, dass Harry Dinge mit Louis anstellte, die dieser nicht mal in Worte fassen konnte. Louis Herz raste, als Harry so locker und freundlich mit den anderen sprach. Er lächelte und obwohl er erschöpft wirkte, war er so aufgeschlossen. Hinter Louis begann die Wasserkanne auf dem Herd zu pfeifen und Dampf stieg auf. Louis kümmerte sich darum und brühte den Tee auf.

"Wo möchtest du den Tee trinken?"

"Im Wohnzimmer, bitte."

Louis nickte, stellte die Teekanne und eine Tasse auf ein Tablett und trug dieses ins Wohnzimmer. Harry wandte sich in der Zeit an seine Angestellten.

"Ich habe etwas für euch..."

Er legte sechs Umschläge auf die Arbeitsfläche vor sich und sah diese noch einmal durch um sicher zu gehen, keinen vergessen zu haben. Für Jeden war einer dabei, nur Sophie und Sam hatten einen zusammen.

"Es ist keine Abfindung. Niemand wird hier gekündigt, also keine Sorge..."

Es begann ein kollektives Durchatmen.

"Dennoch wird sich in nächster Zeit einiges ändern. Wie ihr wisst, haben die Jungs und ich diese Pause eingelegt und das bedeutet das ich eine ganze Weile lang nicht unterwegs sein werde. Ich bin also viel hier und das bedeutet für euch, dass ihr nicht mehr jeden Tag hier aufkreuzen müsst um mich zu bekochen oder hier zu putzen. Das mache ich jetzt erst mal selbst und ihr macht einen ausgiebigen Urlaub."

Harry verteilte die Umschläge und jeder sah hinein. Es befanden sich Checks in den Umschlägen. Geldchecks mit ziemlich hohen Beträgen.

"Ruht euch aus. Fliegt nach Thailand, Südeuropa, Amerika... Tut etwas für euch. Macht einen drauf... Egal. Nur tut es. Ich möchte euch ab morgen für die nächsten Wochen hier nicht sehen. Ihr habt Urlaub."

Sophie schmiegte sich lächelnd an die Brust ihres Mannes, während sie zusah, wie alle Harry mit einer Umarmung dankten. Niemand konnte so wirklich glauben, was hier gerade passierte. Harry gab zwar immer großzügig Urlaub, aber jedem diesen auch noch zu bezahlen, war neu.

Am Abend verabschiedeten sich alle von einander. Louis stand neben Harry im Flur, während dieser allen einen schönen Urlaub wünschte. Sophie drückte Louis noch mal fest an sich und küsste dessen Wange.

"Ruf trotzdem an, wenn irgendetwas ist..."

"Versprochen..."

"Und halte mich auf dem Laufenden, was deine Mutter betrifft."

"Mach ich..."

Sophie drückte Louis ein letztes Mal, dann sagte sie Harry Tschüss und dann waren die beiden jungen Männer allein. Sie atmeten beide durch und lächelten. Es war nach sechs Uhr, also hatte Louis offiziell Feierabend und fühlte sich auch nicht mehr so merkwürdig. Er nahm sich die Freiheit, sich locker zu machen und lief mit Harry ins Wohnzimmer. Dort setzten sie sich auf die Couch und Harry sah Louis neugierig an.

"Was meinte Sophie, als sie sagte du sollst sie auf dem Laufenden halten? Ist was mit deiner Mutter?"

"Das ist ne längere Geschichte..."

Harry setzte sich bequemer hin und starrte Louis weiter neugierig an, dieser atmete dann tief durch und fing an zu erzählen. Nebenbei tranken sie die nächste Kanne Tee, aßen die letzten Muffins und Harry fand einiges über Louis heraus. Lou versuchte nichts auszulassen. Er erzählte Harry von seiner Kindheit, seinem schulischen Werdegang und von der Tatsache, dass er ein Streber war. Harry erfuhr von Louis' Großeltern, seinem Vater und der Tatsache, dass er seine Mutter nie kennen lernte, sie aber ausfindig machen möchte um das zu ändern. Schließlich verstand Harry auch, warum seine Mutter Louis den Job in seinem Haus gab und warum Sophie sich ebenfalls so für diesen Jungen einsetzte. Schon allein beim Erzählen, erkannte Harry, was für ein toller Mensch Louis war. Er lächelte viel, war hin und wieder etwas geknickt, was Harry immer dazu veranlasste Louis' Hand zu streicheln. Dann war er aber wieder der quirlige Typ, der plötzlich auf dem Sofa rumhüpfte und sehr deutlich erklärte, wie sich ein Motorschaden bei einem Oldtimer bemerkbar machte und Harry musste oft lachen. Louis erzählte ihm auch von Tai und wie sie seine Vertraute wurde und Harry wollte das Mädchen ebenfalls kennen lernen. Schließlich wurde es spät und beide Männer gähnten. Sie beschlossen den Abend zu beenden, gingen nach oben und verabschiedeten sich vor ihren Zimmern.

"Schlaf gut, Lou..."

"Du auch, Harry..."

Light My Fire [Larry Stylinson]✔️Where stories live. Discover now