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Yoongi PoV:

Der Stift kratzte übers Papier und hinterließ eine feine, stetige Spur Tinte, bis ich ihn absetzte, als die Zeile zu Ende war, und eine neue begann.

Es war inzwischen schon weit nach Mitternacht, die Straßen draußen vor meinem Fenster verlassen und nur noch bewacht vom einsamen Mond, der schon hoch am Himmel stand, und ich wusste, dass ich morgen genauso aufwachen würde, wie heute Morgen:
Den Kopf auf die Arme gelegt am Tisch sitzend und mit dunklen Ringen unter den Augen.

Meine Eltern dachten, ich würde bis spät in die Nacht lernen. Zumindest hatten sie es gedacht, bis sie mein Zeugnis gesehen haben. Dafür, dass ich vorgab, stundenlang für die Schule zu büffeln, waren meine Noten bei weitem viel zu schlecht.

Es war ja auch nicht so, dass mich etwas ablenkte und mich vom Lernen abhielt. Ich hatte einfach keine Lust und weigerte mich.

Oder eher gesagt, hatte ich etwas viel verlockenderes zu tun, als stundenlang für die Schule zu büffeln.

Dass ich nicht lernen wollte, erklärte aber immer noch nicht, warum ich bis spät in der Nacht am Schreibtisch saß und wie wild das Blatt Papier vor mir mit meiner etwas unordentlich Schrift füllte.

Ich schrieb weder in ein Tagebuch, noch entwarf ich irgendwelche Schreibpläne für Geschichten. Ich schrieb Songtexte.

Neben meinem Block lag meist auf der linken Seite mein schwarzes Federmäppchen, das durchgehend so gut wie leer war, da wir nicht das Geld hatten, mir ständig neue Stifte zu kaufen, und ich zugegebener Maßen auch nicht die Lust drauf hatte, in einen Laden zu gehen und mein Geld für Stifte auszugeben.
Auf der rechten Seite stand mein Laptop, aufgeklappt, und das Musikprogramm geöffnet.

Der Laptop war mein wertvollster Besitz und mein ganzer Stolz. Stundenlang hatte ich Bücher gewälzt, um herauszufinden, welches Modell das Beste für meine Zwecke war, und wie Computer grundsätzlich funktionierten. Weitere Stunden lang hatte ich Zeitungen ausgetragen, im Altenheim den Boden gewischt und in der Pizzeria ausgeholfen, bis ich genügend Geld zusammengekratzt hatte.

Es war ein wunderbares Gefühl gewesen, als ich nach Hause gekommen war und meiner Familie hatte zeigen können, für was ich mich Monate lang abgerackert hatte. Und, dass ich es tatsächlich geschafft hatte.

Seitdem stand der Laptop auf der rechten Seite meines Schreibtisches und ermöglichte es mir, meinem Hobby nachzugehen.

Doch dies hatte auch seinen Preis.

Seit dem Moment, in dem ich das Musikprogram geöffnet hatte, hatte ich etwas, wofür es wert war, nichts für die Schule zu tun. Ich machte nur noch die nötigsten Hausaufgaben und lernte beim Essen oder auf dem Weg zur Schule.
Meine Noten hatten sich in allen Fächern drastisch verändert. In allen Fächern, bis auf Musik.

Musik war aktuell mein bestes Fach. Ich war darin Klassenbester, und das sollte was heißen, wenn man mit ein paar der aktuell besten Schüler der Schule Tag aus, Tag ein, im Klassenzimmer saß.

Es war mir eigentlich egal, dass meine schulischen Leistungen im Gegensatz zum Rest der Klasse ziemlich weit unten waren, doch mein Schlafmangel machte sich langsam bemerkbar.

Eigentlich liebte ich Schlafen.

Sobald ich die Augen schloss, tauchte ich in eine andere Welt ein. Eine Welt, in der alles gut war und in der ich ich selbst sein konnte.

In dieser Welt existierten lila Elefanten, sprechende Gummibärchen, Ratten, die doppelt so groß waren, wie ich, und Konzerte, auf denen ich der Star war, zu dem alle aufblickten.

Nicht, dass das meine größten Träume waren.

Wer wollte schon Ratten, die größer als man selbst waren?

Oder eine Horde kreischender Fans?

Es war traurig und entsprach eigentlich so gar nicht meinen eigentlichen Angewohnheiten, dass ich in letzter Zeit dieser Welt viel zu selten einen Besuch abgestattet hatte und selbst wenn, nicht richtig hatte abschalten können.

Doch so leid ich mir selbst tat, der Schreibtisch hielt mich jeden Abend bis spät in die Nacht gefangen.

Die Wörter schienen nur so aus dem Stift zu fließen, als hätten sie mein Leben lang darauf gewartet, freigelassen zu werden.

Manchmal ärgerte ich mich sogar darüber, dass ich nicht schneller schreiben konnte, und mich gedulden musste, bis ich mit dem nächsten Satz anfangen konnte, der in meinem Kopf schon längst zu Ende gedacht worden war.

Doch letztendlich war das egal.

Es war egal, dass ich grottenschlecht in der Schule war, es war egal, dass meine Eltern unzufrieden waren, es war egal, dass wir nicht gerade zur Oberschicht Seouls zählten, es war egal, dass mir teilweise der Magen so laut knurrte, dass ich es selbst durch die Kopfhörer hören konnte.

Das einzige was zählte, war das Gefühl, das ich hatte, wenn ich Rhythmen aneinander reihte, Melodien erfand und Texte schrieb.

In diesen Momenten war ich einfach nur glücklich.

~~~

Seufzend rieb ich mir über die leicht juckenden Augen und gähnte ausgiebig. Dabei streckte ich mich ausgiebig auf meinem Hocker und schielte auf die Uhr, die ein kleiner Reisewecker auf meiner Kommode war.

Halb zwei.

Für heute hatte ich eindeutig genügend getan.

Vor allem, da ich seit letzter Woche wusste, was passieren würde, wenn ich mir sagte: 'Noch eine Stunde, dann kannst du mir gutem Gewissen ins Bett gehen...'- Ich würde nur wieder mitten drin einschlafen und meine Unterlagen vollsabbern, worauf ich, seit besagter letzter Woche, nicht wirklich erpicht war.

Also stand ich ächzend auf, streckte mich abermals, klappte den Laptop zu, nachdem ich mein heutiges Werk gespeichert hatte, und torkelte hundemüde zum Bett.

'Nur kurz schaun, ob's auch so gemütlich ist, wie ich's in Erinnerung habe', dachte ich mir, aber mir war selber klar, dass dies nur eine Ausrede war, damit ich einfach einschlafen konnte, ohne mich umzuziehen.

Doch ich tat nichts dagegen und fiel mit einem letzten tiefen Seufzen in die Dunkelheit und übertrat die Schwelle zur Traumwelt.

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Ja, willkommen zu meiner ersten Fanfiction^^

Ich freue mich, dass du angefangen hast, sie zu lesen, und hoffe, dass du viel Spaß haben wirst!

Für Kritik bin ich immer offen^-^

-Alice

Before That DayTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang