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Jungkook PoV:

Draußen glitzerte der Schnee auf den Autodächern und die Menschen eilten an den Fenstern des Cafés vorbei.

Heute hatte ich mich wieder mit Jennie getroffen, oder war eher gesagt gerade dabei.

Sie saß mir gegenüber in dem Café meines Vaters und hielt meine Hand, die ich auf den Tisch gelegt hatte.

Seit Donnerstag waren wir zusammen und ich konnte mich zu den glücklichsten Menschen auf Erden zählen.

Wir hatten uns an allen möglichen Orten schon getroffen, jedoch erstaunlich selten hier im Café.

Warum das so war, war ganz einfach: ich hatte keine Lust gehabt, mich unter den Adleraugen meines Vaters mit ihr zu treffen.
Doch da er heute krank war und nur eine Vertretung von ihm anwesend war, hatte ich nun nichts dagegen.

Außerdem wollte ich Jennie heute jemanden vorstellen. Oder jemandem Jennie.

Wie man's nimmt, ich wollte, dass sie Tae kennen lernte, da ich ihr schon so viel von ihm erzählt hatte und es meiner Meinung nach üblich war, deine Freundin mit deinem Freundeskreis bekannt zu machen.

"Wann kommt er denn?", fragte sie nun neugierig und spähte durch die großen Fenster auf die Straße hinaus, in der Hoffnung, ihn kommen zu sehen.

Ich sah auf die Uhr.

"Also, seine Schicht beginnt in einer Viertel Stunde, normaler Weise kommt er etwas früher. Also sollte er bald da sein."

Sie nickte und nippte an ihrem Kakao.

Dann wurden ihre Augen unmerklich ein wenig größer und sie sah mich nochmal an.

"Er arbeitet hier?"

"Ja.", erwiederte ich leicht verdutzt, "Hab ich das vorher noch nicht erwähnt?"

Jennie schüttelte den Kopf und langsam breitete sich etwas wie Unglaube und Panik in ihren Augen aus.

Verwundert drückte ich ihre Hand über den Tisch hinweg und sah sie aufmunternd an.

"Was ist denn? Willst du ihn nicht kennen lernen?", wollte ich wissen, wobei ich das eher nicht für den Grund ihres merkwürdigen Benehmens hielt. Und zugegeben, ich würde es ihr auch etwas übel nehmen, wenn es so wäre.

Sie zögerte und ihr Blick huschte unruhig durchs Café.

"Nein, das ist es nicht. Mir- mir ist nur eingefallen, dass ich- dass ich einen Termin habe!", sie sprang auf und begann hektisch, ihre Sachen in ihre Handtasche zu packen und sich ihre Jacke anzuziehen.

"Was? Warte!", ich stand auch auf und zwang sie, aufzuhören, indem ich ihre Hand wieder in meine nahm und ihr tief in die Augen sah. "Was zur Hölle ist los?"

"Nichts, absolut nichts, ich bin nur echt spät dran und muss jetzt los." Sie entzog sich meinem Blick, und eilte zur Tür, mich mit sich ziehend, da ich ihre Hand nicht loslassen und sie immer noch zum Bleiben überreden wollte.

Doch das schien sie tatsächlich nicht vorzuhaben, weshalb ich sie kurz vor dem Ausgang nochmal zu mir zog und ihr einen Kuss gab.

"Ich möchte eine Erklärung. Doch die kann bis nach deinem Termin warten.", flüsterte ich und sie nickte zögerlich, um dann herumzuwirbeln und die Tür zu öffnen.

Zumindest hätte sie das getan, wäre die Tür nicht schon offen gewesen, und hätte nicht jemand darin gestanden.

Dieser jemand war Taehyung, der wie festgefroren im Eingang stand und uns ansah, als wären wir sein lebendig gewordener Albtraum, der hinter einer Ecke auf ihn gewartet und ihn überrascht hatte.

Before That DayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt