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Yoongi PoV:

Es war ruhig und friedlich auf dem Namsan. Unter uns lag Seoul, mit all seinen Lichtern, Autos und Reklametafeln. Die Geräusche des Verkehrs stiegen zu uns auf, während wir im Gras saßen und, was mich betrifft, bewundernd auf unsere Stadt blickten.

"Also.", durchbrach Jimin dann die Stille und mein Magen krampfte sich zusammen, "Wozu das ganze Getue? Wozu dieser Sarkasmus, diese Ironie, die Ignoranz?"

"Es ist leichter.", antwortete ich leise, die Augen immer noch auf die Stadt geheftet, als würde ihr Anblick mich beschützen.

""Aber das bist nicht du."

"Die Leute denken es jedoch."

"Du versteckst dich.", sagte er und versuchte Augenkontakt aufzubauen, doch meine fixierten immer noch die Lichter unter uns, "Du versteckst dich vor den Kommentaren der Anderen und baust ein Scheinbild auf, da es bei dem nicht so weh tut, verletzt zu werden. Aber das bringt dir nichts."

"Woher willst ausgerechnet du das denn wissen?"

"Weil es so ist."

Die Überzeugungskraft dieser Antwort warf mich fast um.

"Du musst wissen, dass dein Zustand bei mir zu Hause mich sehr erschrocken hat. Ich kannte dich so gar nicht."

"Du kennst mich ja eh nicht sonderlich gut.", bemerkte ich trocken.

"Ich kenne dich gar nicht! Weil all dein Benehmen, deine Handlungen,... das bist nicht du!"

"Und wer bin ich dann?", fragte ich, nach einer halben Minute Schweigens und schlang die Arme um meine angezogenen Beine.

Daraufhin schwieg Jimin und starrte wieder nach unten auf die Stadt.

"Erzähl mir von deiner Familie.", sagte er dann, nachdem er die gleich Position wie ich angenommen hatte und sein Kinn auf die Arme stützte.

Ich hatte es inzwischen aufgegeben, mich in irgendeiner Weise zu wehren und entschloss mich, einfach nur zu reden.

"Ich habe eine Mutter und einen Vater.", begann ich und der Junge neben mir schnaubte, "Mein großer Bruder wird bald heiraten. Er hat seine Freundin im Supermarkt vor drei Jahren kennengelernt. Die Hochzeit soll im Sommer sein, wahrscheinlich im 'Seoul Forest Park'. Er ist glücklich. Mein Vater trinkt zu gerne Alkohol meine Mutter stattdessen gar nicht."

"Was heißt 'zu gerne'?"

"Er ist ... Stell dir einfach das schlimmste vor, das dir in den Sinn kommt.", sagte ich. Aussprechen wollte ich es nicht. Sonst würde ich keinen Abstand mehr davon nehmen können.

"Meine Mutter ist kleiner als ich.", fuhr ich fort mit etwas belanglosem, um ein bisschen Zeit zu schinden, "Ich war sehr stolz, als ich sie überholt habe. Sie ist auch sehr schön. Mein Vater hat sie in der Schule kennengelernt. Sie war seine erste große Liebe."

"Und deine?"

"Was?"

"Wer war deine erste große Liebe?"

"Das weißt du."

Ich seufzte und fuhr fort.

"Ich habe vor drei Jahren mit dem Arbeiten angefangen, da ich aus meinen Jeans raus gewachsen war, und wir uns keine neuen leisten konnten. Es war ein Lieferjob von einer Pizzeria. Die hat jetzt zu gemacht. Deshalb hab ich mit diesen Job im 'Soup Seoul' besorgt. Es macht mir komischer Weise Spaß. Obwohl es so laut ist, habe ich das Gefühl, ich könnte in Ruhe über alles nachdenken. Und wenn ich mich mal langweilen sollte, hab ich ja immer die Privatshow vor meiner Nase."

Before That DayWhere stories live. Discover now