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Seokjin PoV:

Er küsste mich.

Kim Namjoon küsste mich.

Mich!

Ich wusste nicht, was ich tun sollte, mein Gehirn schien einfach abgestürzt zu sein.

Er schien verdammt nervös zu sein, seine Hände, die immernoch warm meine Wangen umfassten, hatten nicht aufgehört zu zittern und er hatte die Augen fest zusammengepresst.

Ja, ich hatte meine noch offen, auch wenn das bestimmt sehr merkwürdig aussah, aber ich war so geschockt und überrumpelt, dass ich gar nicht wirklich schnallte, was vor sich ging.

Dann, als er mich immernoch fest hielt und mein Gehirn immernoch nicht Anstalten machte, irgendeinen Befehl von sich zu geben, bewegte ich kurz meine Lippen gegen seine und merkte sofort, wie er sich anspannte und dann seine Finger aufhörten zu wackeln.

Er schien erstaunt aber auch unglaublich erleichtert, was mich innerlich kurz grinsen ließ.

Ich wunderte mich sehr, warum er plötzlich kam und mich küsste, da er ja homosexualität verabscheute und wahrscheinlich alle, die so waren, auf den Mond schießen wollte.

Und das war der Moment, in dem mein Gehirn sich wieder aus dem Abgrund hangelte, in den es gefallen war, und sich einschaltete.

Denn, stimmt, er hasste schwule.

Er hasste mich.

Er hatte die Bibliothek einfach aufgegeben, weil ich dort meinen Fuß hineingesetzt hatte.

Er hatte mich beschimpft und mich nicht akzeptiert.

Mein Gehirn lief auf Hochturen und sofort kehrten wieder alle Gefühle zurück, die nicht Verwunderung und Unwissen waren.

Die Wut platzte in meinem Bauch auf und flutete meinen ganzen Körper, gefolgt vom Schmerz, der in jede Ecke von mir kroch und wieder begann an meinem Inneren zu knabbern.

Ich riss meine Augen, die ich halb geschlossen hatte, als ich kaum merklich erwiedert hatte, wieder auf und schubste ihn von mir.

Die Kälte, die um uns herum herrschte, wurde mir schlagartig wieder bewusst, als seine Körperwärme nicht mehr zu spüren war und er zwei Meter weg stolperte.

Ich merkte, wie die Tränen in mir zu brennen begannen, als mir klar wurde, was das für eine erbärmliche Aktion von ihm war.

Er hatte mich bloß geküsst, um mich gnädig zu stimmen, damit ich wieder mit ihm abhing, weil er so unglaublich einsam geworden war seit unserem Streit.

Das war es!

Und um ihm nur all zu klar zu machen, dass sein Plan schief gegangen warf ich ihm ein "Was sollte das? Wenn das eine Wiedergutmachung sein sollte, hast du kläglich versagt, es ist nähmlich nichts gut! Lass mich doch einfach in Ruhe, du hast schon genug angerichtet!" entgegen und drehte mich um, um an Jimin und Yoongi, die, in Jimins Fall mit offenem Mund und in Yoongis mit nachdenklicher Meine, hinter uns standen, vorbeizustürmen und mich so schnell wie möglich auf den Weg nach Hause zu machen.

Dort könnte ich dann nähmlich so zusammenbrechen wie es meinem Zustand gebührt und dann etwas Kochen.

Meine Familie würde heute ein Festmal erwarten...


Namjoon PoV:

Ich sah Jin verzweifelt nach.

Er hatte noch nicht einmal zehn Sekunden gebraucht, um vom Schulgelände zu verschwinden und mich hier alleine, vor Kälte und angestauten Gefühlen zitternd, stehen zu lassen.

Before That DayWhere stories live. Discover now