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Seokjin PoV:

Es war schon lange dunkel, doch ich saß immer noch auf dem Fensterbrett und starrte auf die Straße hinab. Wahrscheinlich dachten die Nachbarn gegenüber schon, ich würde zum Stalker mutieren, so lange, wie ich hier schon sitze und konzentriert das Geschehen draußen betrachte.

Es war zu einer Gewohnheit geworden, die ich mir seit knapp einer Woche zugelegt hatte und es entspannte mich, nach draußen zu sehen und zu überlegen, was die Passanten für Probleme hatten.

Ich dachte mir Geschichten aus und kam so von meinem Alltag weg.

Es hatte lange gedauert, bis ich mich richtig beruhigt hatte.

Ich hatte mich noch nie so sehr mit Namjoon gestritten.

Es war eine, gelinde gesagt, neue und außergewöhnliche Erfahrung gewesen.

Ich hatte danach tagelang nicht richtig denken können. Es war furchtbar gewesen. Zum Davonlaufen.

Aber ich hatte es, so unglaublich es auch klingen mag, überlebt.

Inzwischen hatten der Schmerz, die Verletzung und die Trauer einem leeren Gefühl der unterdrückten Wut Platz gemacht. Ich war zwar immer noch unglaublich verletzt doch nun war es nicht so, dass ich immer heule, wenn ich auch nur seinen Namen höre.

Ich würde am liebsten schon heulen, aber ich würde ihm auch sehr gerne eine Reinhaun, für den Mist, den er da die ganze Zeit abzieht.

Doch er hatte sich kein einziges Mal mehr in der Bibliothek gezeigt, so, wie er es auch gesagt hatte und im Unterricht bin ich nicht an ihn dran gekommen. Okay, ich habe mich von ihm fern gehalten, um Yoongi nicht noch mehr wegen den Taschentüchern zu schulden. So viel Geld hatte ich nicht. Und er bestand auf die Kohle, auch, wenn ich vorher dachte, es sei ein Scherz.

Jedenfalls habe ich es mir angewöhnt, mich auf die Fensterbank in meinem Zimmer zu setzten und die Leute auf der Straße zu beobachten, um meinen Sorgen und Gefühlen zu entkommen.

Denn egal, was die anderen sagten, und was ich machte, ich mochte ihn immer noch. Und zwar sehr.

Es war zum verrückt werden!

Raus gekommen war die ganze Sache letzte Woche Mittwoch, als Joon und ich wie jede Pause in der Bibliothek saßen und Bücherlisten abarbeiteten, Bücher sortierten, Bücher einbanden, und taten, was man noch so alles mit Büchern machte.

Er war sehr...gereizt gewesen und ich hatte ihm den Tipp gegeben, auch das tanzen auszuprobieren, um ein bisschen Frust abzulassen. Er hatte laut gelacht und gesagt, dass Tanzen echt nicht sein Ding sei und er eh nicht denselben Mist wie Jimin machen wollte, da der doch hundertprozentig auch schwul sei, wie der ganze Haufen.

Er hatte es bei weitem unhöflicher formuliert, als ich jetzt gerade und es hatte mir einen Stich versetzt.

Bis zur Geburtstagsfeuer hatte ich gar nichts von seiner Einstellung gewusst, nur, dass sein Vater ziemlich homophob war.

Ich hatte ihm gesagt, er solle mal wieder von diesem Trip runter kommen, da Liebe ja Liebe sei, und es doch vollkommen egal sei, wer wen liebt. Ich muss sagen, ich habe ziemlich spitz geklungen und das hatte er anscheinend auch bemerkt, da er mich gefragt hat, warum ich jetzt plötzlich die Schwulen verteidige und was denn in mich gefahren sei.

Ich wusste von seiner Einstellung, ich wusste, wie er drauf war, wenn es um das Thema ging, und doch konnte ich nicht meine verdammte Klappe halten und schweigen.

Ich fragte ihn, was wäre, wenn ein Junge in ihn verliebt wäre. Er hatte mich nur angesehen und gerade, als er zu einer Antwort ansetzen wollte sagte ich, dass ich ihn liebte.

Before That DayWhere stories live. Discover now