{50}-Rückblick

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Yoongi PoV:

Die Stimmen wurden immer lauter und ich hörte Mama schluchzen und wimmern. Im Flur rumpelte es und ich vergrub mich tiefer in meiner Decke um den Krach auszublenden und endlich schlafen zu können.

Als meine Eltern durch die Wohnungstür verschwanden kehrte Stille ein und dann hörte ich das Auto auf der Straße wegfahren.

Wahrscheinlich waren sie nun auf dem Weg zum Krankenhaus, wie sie es mir vor wenigen Stunden erklärt haben, als Mama noch nicht alle fünf Minuten das Gesicht verzogen und sich den Bauch, der wie ein riesiger horizontaler Hügel aussah, gehalten hat.

Heute würde endlich meine Schwester auf die Welt kommen und ich freute mich riesig!

Jedoch konnte ich nicht genau verstehen, warum Mama dafür solche Schmerzen durchstehen muss, doch Papa hat als Antwort nur gesagt, dass es einfach so ist und man es nicht ändern kann, weshalb ich mich damit zufrieden gegeben hatte.

Also kuschelte ich mich mehr in mein Kopfkissen und schloss mit einem leichten Seufzen meine Augen, um nun endlich zu schlafen um morgen meine Schwester kennen zu lernen.

~~~

Junki und ich saßen gerade beim Frühstück, als die Wohnungstür aufging und Papas Schritte im Flur zu hören waren.

Aufgeregt hüpfte ich von meinem Stuhl und rannte in den Eingangsbereich, um ihn zu begrüßen und mit Fragen zu bestürmen, dicht gefolgt von meinem Bruder.

"Hallo Papa, wo ist Mama? Und wo ist unsere kleine Schwester?", fragte ich, "Ist alles gut gegangen? Ist sie süß? Und wie heißt sie denn jetzt? Sag schon!"

Doch Papa lief einfach stumm an mir vorbei in die Küche und wedelte mit dem Arm um meine kleine Hand abzuschütteln die sich in seinen Ärmel gekrallt hatte. Er lief schnurstracks zum Schrank und holte eine Flasche heraus zusammen mit einem Glas, in dass er den halben Inhalt der Flasche zu kippen schien.

Seit seiner Ankunft hatte er nichts mehr gesagt und auch Junki hatte geschwiegen, als hätte er ein Gespür dafür, wenn etwas ungutes passierte.

Ziemlich verwirrt ging ich zu Papa rüber, um ihm die Fragen nochmal zu stellen, vielleicht hatte er sie ja nicht gehört.

Mit großen Augen sah ich ihn von unten an und fragte zum zweiten Mal:

"Und Papa? Wie geht es Mama? Ist meine Schwester süß? Wie klein ist sie denn? Und wo ist sie? Ist sie noch im Krankenhaus?", wollte ich also wissen, und lächelte meinen Vater breit an, als er sich endlich zu mir umdrehte.

Sein Gesicht wurde von vielen Falten dominiert, die sich in die Haut gruben und ihn noch mürrischer aussehen ließen. Doch das war im Normalfall so. Dieses Mal war sein Gesicht vor Wut verzerrt und als er den Mund endlich öffnete, schrie er mich an:

"Was willst du denn jetzt, hm? Halt verdammt nochmal deine Klappe und zieh Leine, ich hab jetzt keine Zeit für dich!", rief er.

"Aber was ist denn mit-", setzte ich an, doch er unterbrach mich.

""Was ist denn mit-", äffte er winselnd meine Stimme nach und sah mich hasserfüllt an, "Nichts ist mit ihr, NICHTS! Denn es gibt sie gar nicht! Sie ist tot, Yoongi, TOT!", schrie er, während er aufstand und den Stuhl, auf dem er vorher gesessen hatte und den er beim Aufstehen umgekippt hatte, gegen die Wand warf.

"Was?", flüsterte ich nur und duckte mich reflexartig.

"JA!", rief er, unkontrolliert, während es nun auch dem Glas und der Flasche an den Kragen ging, "SIE IST TOT, DEINE SCHWESTER IST TOT!!! UND BEI DEINER MUTTER WISSEN SIE NICHT, OB SIE ES NOCH SCHAFFT!!!"

Junki hatte sich schon längst aus dem Zimmer geschlichen und ich hörte ihn ihn im Flur nach Luft schnappen, als Papa mit großen Schritten den Raum durchquerte und den Kühlschrank aufriss. Seine Augen waren zusammengekniffen und strahlten Wut aus, jedoch war dies nicht die einzige Emotion, die man aus ihnen herauslesen konnte.

Sie schienen vor Trauer und Sorge zu ertrinken und ich hätte ihn so gerne getröstet, wenn ich in dem Moment nicht größere Angst gehabt hätte, er würde mich zusammen mit dem anderen Zeug gegen die Wand schmettern.

Ich konnte es nicht glauben, was Papa da sagte.

Meine Schwester sollte doch eigentlich geboren werden, nicht sterben!

Und Mama? Warum ging es ihr jetzt so schlecht?

Nun flogen auch alle möglichen Lebensmittel durch die Gegend und ich hielt schützend meine Arme über den Kopf, um der Milch zu entgehen, die über mir hinweg und auf den Boden flog, wo sie aufplatzte und der Inhalt an die Wände spritzte. Ihr folgte ein Topf mit Fleisch, das sich dann auf dem Esstisch verteilte und die Tischdecke beschmutzte, die Mama noch gestern Abend, bevor sie gegeangen war, hingelegt hatte.

"Und was machst du noch hier?", fragte Papa leise, als er sich vom nun leeren Kühlschrank wegdrehte und ihm anscheinend auffiel, dass ich noch da war, mit leiser, doch bedrohlicher Stimme.

Der Raum sah aus wie ein Schlachtfeld. Brokkoli lag neben einer zermatschten Tomate, die ihren Saft mit der Milch mischte, welche das Fleisch aufsaugte, das von zerbrochenen Sauceflaschen bedeckt wurde.

Langsam ging er auf mich zu, während ich vergeblich nach Worten suchte.

"Ich-ich-", flüsterte ich, doch er schnitt mir abermals das Wort ab, da er mich schlug.

Seine Hand klatschte an meine Wange und hinterließ ein Gefühl der Taubheit, bevor der Schmerz eintraf. Ich stolperte nach hinten, von der Wucht seines Schlages fast von den Füßen gerissen.

Automatisch fasste ich mir an die Stelle, wo ich förmlich spüren konnte, dass sie rot wurde und richtete mich langsam auf, den Blick auf meinen Vater gerichtet, der mich immernoch mit zusammengekniffenen Augen ansah.

Meine Sicht begann leicht zu verschwimmen, es schien wie in einer parrallelen Welt, in die ich gerutscht war.

Draußen im Flur konnte ich Junki abermals laut Luft holen hören, doch hier, in der Küche, war es Still.

Papa und ich taxierten uns mit Blicken, bis ich meinen senkte.

Es tat einfach zu weh.

Langsam knickte ich ein und sank zu Boden, meinen Körper so klein wie möglich machen wollend, die Fliesen zu einer grau-weißen Masse vor meinen Augen verschwimmend.

Papa stand noch eine Weile da und sah auf mich hinab, sien blick schien sich in mich zu bohren und cih machte mich sofort noch kleiner. Dann ging er, eine neue Flasche von seiner riesigen Sammlung in der Hand, hinaus.

Das war der Moment, in dem ich vor Angst, Schmerz und Trauer den Tränen endlich freien Lauf ließ und bitterlich begann zu weinen.

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Soo...

Jetzt wisst ihr, was damals vorgefallen ist.

Ist die Aktion aller Akteure verständlich?

Juuu...

Danke!🙏

Danke, dass ihr die Geschichte bis hier her verfolgt habt, wir sind noch nicht einmal bei der Hälfte (😅😅), es ist eher vielleicht ein Viertel?

Ich weiß es nicht, aber das ist ja auch egal.

Danke dafür, dass ihr euch das durchlest, ihr müsstet den Readanzeigen nach ungefähr 14/15 Leute sein...😘

Danke!!!🙏🙏🙏

Na dann noch einen schönen Tag!😇


Before That DayWhere stories live. Discover now