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Yoongi PoV:

Vorfreudig öffnete ich das Garagentor und trat ein, seit langem Mal wieder alleine hier.

Die kleine Box mit dem Takeaway- Mittagessen stellte ich auf den Tisch, schaltete den Computer an, dann zog ich mir meine Schuhe aus.

Kaum zehn Minuten später war ich auch schon vertieft in einer Aufnahme, die ich nun schon zum vierten Mal abspielte.

Es war das Lied, das ich zusammen mit Jimin aufgenommen hatte, das, nach dem wir uns gestritten hatten.

Nun war ich dabei, es zu überarbeiten, das Klaviersolo, das ich noch einbauen wollte, zu schreiben und mir noch Text für die Bridge auszudenken, die ich dann singen wollte.

Oder, ich wollte es zumindest versuchen zu singen. Genauso, wie ich versuchen wollte, endlich mit dem ganzen anzufangen.

Doch anstatt das Keyboard zu mir zu ziehen oder den Block, der gebrauchslustig in meinem Rucksack lag, starrte ich wie in Trance auf den Bildschirm, den Finger nochmal hebend, um mit einem Klick die Aufnahme von neuem zu starten.

Jimins Stimm erklang zum fünften Mal, nachdem die Melodie einmal gespielt wurde, vernahm man sein leises Summen. Als er die Strophen, die zwar nicht gerade lang und auch noch improvisiert waren, sang schlich zum gefühlt hundertsten Mal Gänsehaut auf meine Arme.

Mit jedem Mal, wo ich den Song von neuem hörte, festigte sich meine Meinung, nichts zu verändern. Oder zumindest nichts schwerwiegendes.

Seine Stimme sollte im Vordergrund bleiben, sie machte das Lied aus, wie ich gerade erst richtig realisierte, und ich wollte nichts daran verändern.

Also riss ich mich nach dem sechsten Mal vom Bildschirm und zog das Keyboard zu mir heran.

'Man könnte ja wenigstens ein bisschen Mehrstimmigkeit hineinbringen.', dachte ich mir und suchte die Datei, auf der ich die Tonart und weitere Zusatzinfos zum Lied gespeichert hatte.

Ziemlich schnell war durch ein paar Akkorde mehr Fülle in dem ganzen und ich kopierte einen Part von seinem Gesang in eine Extradatei, um den dann hinunter zu schreiben, sodass ich eine zweite Stimme singen könnte.

Den Part hörte ich mir dann mehrmals an, Jimins Stimme klang doppelt und zweistimmig sogar noch besser, doch letztendlich sang ich den kleinen Teil ins Mikro ein, um den dann unter seinen Gesang zu basteln.

Ich hörte mir das ganze Leid nochmal an.

Der Anfang war gleich geblieben, doch im Mittelteil und Richtung Ende war das Klavier genau richtig gewesen. Ich hatte den Refrain zweimal spielen lassen und beim zweiten Mal den Part, den ich gerade eingesungen hatte, unter seine Stimme gesetzt, sodass man mich leise im Hintergrund hören konnte.

Ich musste zugeben, dass mein Gesang, wenn ich mir Mühe gab, ganz passabel war.

Zufrieden hörte ich mir die Aufnahme an.

Ich hatte letztendlich zwei meiner Ideen, die ich eigentlich umsetzten wollte, gelassen: es gab weder eine Rapeinlage von mir, noch ein Instrumentensolo, außer am Anfang. Aber das war ja vorher schon da gewesen.

Lächelnd speicherte ich das fertige Lied und zog es dann nochmal auf einen Stick, den ich dann Jimin gebe würde.

Zwar wäre es für die Zweistimmigkeit besser gewesen, wenn wir es zusammen gesungen hätten, aber so war es auch ganz in Ordnung.

Ich packte meine Sachen grob zusammen und schnappte mir dann die Box um meinen hungrigen Magen zu füllen, als das Garagentor quietschend geöffnet wurde.

Before That DayWhere stories live. Discover now