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Jimin PoV:

Ich saß immer noch an der Wand gekauert am Rande des Ganges und war vor Erschöpfung schon fast eingeschlafen, als ich gedämpfte Schritte hörte, eine der Glastüren, die immer den Gang in zwei Hälften teilten, aufgerissen wurde und Yoongi hindurch stürmte, mich am Boden entdeckte und auf mich zu lief.

Er sah so sorgenvoll aus, wie ich ihn noch nie erlebt hatte und seine Hände zitterten, als er seine Arme um mich schlang und mich so fest drückte, als wüsste er, was sich die letzte Stunde durchgestanden hatte.

Ich drückte mich an ihn und saugte den gewohnten und beruhigenden Geruch ein, den er ausstrahlte. So saßen wir eine ganze Weile an der Wand auf dem Boden und umarmten uns, die Nähe des anderen genießend. Dann löste er sich langsam von mir und nahm mein Gesicht in seine Hände.

"Dir ist aber nichts passiert, oder?", fragte er leise und ich nickte schwach, woraufhin er mich noch einmal in die Arme schloss und über meinen Hinterkopf strich, was ich mit einem leisen Schniefen quittierte.

"Also,", sagte er dann und setzte sich neben mich, "was ist denn jetzt genau passiert?"

Ich begann, leicht stockend, zu erzählen, was passiert war, wobei ich mir öfter unter der Nase entlang streichen musste, da sie unaufhörlich lief und Yoongi ausnahmsweise mal keine Taschentücher dabei hatte.

Es war furchtbar, das alles noch einmal zu durchleben, doch er war geduldig und wartete auch fünf Minuten, wenn ich die Zeit brauchte um mich zu sammeln. Dann legte er einen Arm um mich und ich lehnte mich nach hinten und an ihm an.

Dieses Ereignis schien selbst Yoongi, der eigentlich nicht so Kontaktfreudig war, zum größten Schmusebär des Planeten werden, was mich irgendwie zum schmunzeln brachte.

So saßen wir eine Weile einfach so still an die Wand gelehnt nebeneinander, bis Yoongi anfing zu sprechen:

"Ich könnte ihn dafür umbringen!", zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch und ich drehte mich leicht erschrocken zu ihm um.

"Aber bist du denn nicht froh, wenn er durch dieser OP kommt, und alles wieder gut wird?", fragte ich etwas verwirrt, aber auch wütend.

"Ich mein doch nicht Tae, obwohl ich mit ihm auch noch ein Wörtchen sprechen werde, wenn er wieder fit ist. Ich meine Hoseok!", antwortete er, wobei er Hoseoks Namen fast schon ausspuckte.

"Was ist in den Kerl gefahren? Einfach so anzufangen unschuldige Leute abzustechen! Was tickt bei ihm nicht richtig?", fauchte er und ich zuckte leicht zusammen. So hatte ich ihn noch nie erlebt, und ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte.

"Ich weiß nicht, vielleicht hat er einen schlechten Tag gehabt, oder Ji Wos Freund hat irgendwas gesagt, dass ihn so wütend gemacht hat..."

"Ach komm schon, das glaubst du doch wohl selber nicht!", meinte er leicht verächtlich, "Es muss schon von vorne rein etwas falsch laufen, wenn einen Wut zu so einer Tat treiben kann!"

Ich erwiderte nichts, da ich nichts fand, was noch für Hoseok sprechen würde, aber auch Yoongi nicht noch wütender machen wollte, der wahrscheinlich einfach nur komplett überfordert mit den ganzen Gefühlen war, was ich absolut nachvollziehen konnte.

Also verfielen wir wieder in Schweigen, nur ab und zu hörte ich Yoongi wütend mit den Zähen knirschen.

Nach ungefähr einer halben Stunde, wobei man sich nicht auf mein Zeitgefühl verlassen sollte, da ich dieses seit der Attacke verloren zu haben schien, waren Schritte hinter der Glastür zu hören und drei Personen erscheinen hinter ihr, gefolgt von fünf anderen.

Before That DayWhere stories live. Discover now