Chapter 101

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"Ihr Freund hat Leukämie".
_________

Und in diesem Moment fiel ein dunkler Schatten über das gesamte Krankenhaus.

Ein sehr dunkler Schatten.

Realisieren aber tat ich jedoch nichts in diesem Moment, da sich prompt irgendetwas in meinem Kopf ausschaltete, und das einzige, wozu ich noch imstande war zu sagen, war ein leises, kaum hörbares 'Was?'.

"Tut mir Leid, Herr Jeon, aber bitte malen Sie jetzt nicht den Teufel an die Wand", legte der Mann im weißen Kittel seine Hand an meine Schulter, wobei ich lediglich nur in die Leere blickte, versuchte, mich selbst wieder aus meiner Starre zu befreien.

"Die Krankheit Ihres Freundes ist definitiv noch händelbar, da Sie nun rechtzeitig erkannt wurde, dennoch kann ich Ihnen nichts versprechen. Wir werden nächste Woche die erste Chemotherapie in Angriff nehmen und hoffen, dass Taehyung darauf reagiert", erklärte er mir und auch wenn ich wusste, dass er dies nur gut meinte, wurde mir das zu viel.

Viel zu viel.

Mit jedem Wort was er sprach, zog sich die unsichtbare Schlinge um meinen Hals immer enger zu, weswegen ich schließlich kopfschüttelnd von ihm zurückwich und tief Luft holte.

"Ich... Tut mir Leid, ich vertrag das gerade echt nicht so... Ich... Ich werde Sie später nochmal aufsuchen", stammelte ich, war komplett überfordert und spürte, wie jeglich Kräfte aus meinem Körper wichen und meine Beine wackelig wurden.

Mein Blick sank daraufhin zu Boden und ich kehrte dem Arzt den Rücken, ging langsam zurück zu dem Raum, von welchem ich kam.

Doch je mehr ich die Tür erreichte, desto zögerlicher wurden meine Schritte.

Und nun fingen meine Gedanken auch an, mir den Kopf zu zerbrechen.

Leukämie?

Taehyung hat Leukämie?

Wieso hat er mir nichts davon gesagt?

Ist das heilbar?

Wird man ihm helfen können?

Werd ich ihn vielleicht verlieren?

"Verdammt...", hauchte ich mit heiserer Stimme zu mir selbst, als ich vor der Tür stand und nicht nachvollziehen konnte, was gerade passierte.

Eines war mir aber klar.

Mit Worten, Fragen, Erklärungen oder langen Diskussionen konnte man in so einer Situation rein gar nichts verbessern.

Es war zu viel, um noch irgendwie erdgebunden mit der Sache umgehen zukönnen.

Innerlich machte ich mir Vorwürfe, schreckliche Vorwürfe, obwohl ich ja selbst kaum etwas an dem Geschehniss ändern hätte können.

Schweigsam schaffte ich es letztendlich die Türklinke nach unten zu drücken und diese für eine Weile so zu halten.

Noch einmal nahm ich tief Luft, bevor ich in den Raum trat und Taehyung nun auf dem Stuhl neben dem Fenster saß, dabei still für sich weinte.

Die Schlinge um meinem Hals zog sich erneut qualvoll enger, denn ich wollte meinen Freund nicht so sehen.

Genug hatte er in seiner Vergangenheit mitgemacht und diese scheinbar unendliche, traurige Geschichte weiterlesen zu müssen, schmerzte mich und mit Sicherheit auch ihn.

Taehyung hatte es verdient, glücklich zu sein.

Er hatte es verdient, unbeschwert lachen zu können.

Er hatte es verdammt nochmal verdient, gesund sein zu können.

"Taehyung...", brachte ich nur murmelnd aus mir und sein Kopf zuckte hoch, seine roten Augen und verweinten Wangem trafen mich dabei wie Dolche mitten ins Herz.

Sofort zerrte er sich in die Höhe, schluchzte trauererfüllt und war noch schwächer auf den Beinen, als zuvor, wobei es es mir nun auch die Tränen in die Augen drückten.

"Es tut mir so Leid, Jeongguk. Ich wollte nicht, dass du-", fing er an, doch prompt unterbrach ich ihn, indem ich auf ihn zustürmte und ihn einfach in meine Arme schloss.

"Sei still jetzt", flüsterte ich ganz leise, versuchte ihn trotz meiner Traurigkeit Mut und Stärke zu vermitteln.

Ohne zu Zögern schlang Taehyung auch seine Arme dicht und fest um mich, legte sein Kinn auf meiner Schulter ab und seufzte dabei so zittrig und gebrechlich aus, sodass sich mein Herz immer schmerzvoller zusammenzog.

Doch ich musste nun stark sein.

Er brauchte mich jetzt und ich werde für ihn da sein.

Egal was kommen wird, ich werde an seiner Seite bleiben.

Und dazu benötigte man keine Worte.

Er wusste, dass ich da war.

Er wusste, dass ich auf ihn aufpassen werde und er wusste, dass wir es zusammen schaffen konnten.

Taehyung war tapfer, auch wenn er manchmal jeglichen Mut zur Hoffnung verloren hatte.

Er wird es schaffen.

Wir werden es schaffen.

Wir werden es schaffen, uns endlich unser Glück zu holen.

Und dieses werden wir dann auch nie wieder hergeben.

"Alles wird gut, okay? Alles wird gut".







... und dass am Ende ausgerechnet Jeon Jeongguk derjenige war, der Taehyung fest in seinen Armen hielt und ihn nie wieder loslassen wollte, hätte sich zuvor auch niemand erträumt.









♥ Ende ♥

bite  ᵍᵍᵘᵏᵗᵃᵉWhere stories live. Discover now