59. Kapitel

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- Sams POV -

Ich lag schon einige Stunden wach in meinem Bett; konnte aber einfach nicht einschlafen. Vorher war ich noch richtig müde gewesen, doch jetzt war der Drang mich hinzulegen und zu schlafen wie verschwunden.

Widerwillig setzte ich mich auf und griff nach meinem Handy, um Jassi, meine Freundin, anzurufen.

„Hey! Du lebst ja auch noch", schrie sie ganz außer sich in den Hörer.

„Jap.. Wie geht's so?", meinte ich leise.

„Ganz gut, dir?"

„Auch.."

„Du hörst dich an als hättest du geweint..", erwiderte sie sanft.

„Mhm.." Ich merkte erst jetzt, wo sie es sagte, das sich wirklich einzelne Tränen über meine Wangen stahlen.

„Verdammt, Sam?! Wir kennen uns schon lange genug, dass ich weiß das etwas schlimmes passiert sein muss! Was ist los?"

Kurz stockte mir der Atem, weil sie so laut geworden war. Doch als ich mich wieder gefangen hatte, wisperte ich: „Hast du Zeit?"

„Klar! Soll ich zu dir kommen?"

„Bitte.."

„Okay Sam, bis gleich."

Noch bevor ich etwas erwidern konnte, hatte sie jedoch schon aufgelegt.

*****

„Was genau ist passiert?!", fragte Jassi sofort, als ich meine Eingangstür geöffnet hatte.

Als ich jedoch nichts erwiderte, zog sie mich zu sich und schlang ihre Arme um mich.

„Alles wird gut..", wisperte sie leise und strich mit ihrer Hand in sanften Bewegungen über meinen Kopf.

„Nichts wird wieder gut!", schrie ich und schluchtzte mal wieder laut auf.

Sanft löste sie sich wieder von mir und sah mich an.

„Komm erst mal..", meinte sie leise und griff nach meiner Hand, um mich hineinzuziehen.

Im Wohnzimmer angekommen, zog Jassi mich erst mal weiter zu einer Couch und drückte sanft meine Schultern nach unten, sodass ich mich hinsetzen musste.

„Hat es was mit Harry zu tun?"

„Ja.. Also.. Dieses Wochenende war ich mit Harry auf einer Hochzeit in Schottland. Er wurde eingeladen und hat mich als Begleitung mitgenommen. Wir waren schon am Freitag angereist und am Sonntag sollte letztendlich die Hochzeit stattfinden. Am Samstag wurde dort eine Party veranstaltet und Harry und ich wollten ein wenig feiern.. Jedenfalls bin ich recht müde gewesen und wollte schon mal vorgehen. Vor unserem Zimmer habe ich mich jedoch umentschieden und wollte ihn holen. Und als ich ihn dann gesehen habe.."

Kurz musste ich schlucken, fing mich jedoch wieder, als Jassi ihre Hand auf meine legte.

„..war er nicht alleine. Er hat ein Mädchen einfach so geküsst."

Als ich mit meinen Erzählungen fertig war, kam ich mir vor wie ein kleines Häufchen Elend. Ich hatte mir schon immer wieder Gedanken gemacht ob ich gut genug für ihn war, doch das war der eindeutige Beweis dafür gewesen, dass meine Zweifel berechtigt gewesen waren.

„Vielleicht hast du das falsch verstanden. Ich hab Harry zwar nur ein paar Mal gesehen, doch wie ein Typ der einfach seine Freundin hintergeht ist er mir nicht vorgekommen", meinte sie anschließend und musterte mich noch immer ernst.

„Ich hab es aber mit meinen eigenen Augen gesehen.."

„Sam.. mach dir nichts drauß", sagte sie anschließend, bevor sie mich auch schon wieder in eine herzliche Umarmung zog.

„Ich kann aber nicht anders."

Immer wieder merkte ich wie sich alles in mir zusammenzog. Alleine die Vorstellung an ein Leben ohne Harry war schmerzlich. Wie sollte ich das durchstehen können?!

Ich richtete mich wieder auf, als Jassi einen Anruf bekam und fuhr mir aufgebracht durch meine Haare.

„Einen Moment", bemerkte sie noch, bevor sie sich auch schon ihr Handy ans Ohr hielt.

Nachdem sie ihr kurzes Telefonat beendet hatte, drehte sie sich zu mir und meinte: „Sam, mach dir wie gesagt nicht allzu große Sorgen. Ich muss jetzt leider los. Tut mir leid."

„Okay.."

Zusammen standen wir anschließend auf und gingen zur Eingangstür.

„Meld dich mal", sagte Jassi noch mit einem leichten Lächeln und verschwand anschließend durch die Tür. Geräuschlos schloss ich diese und ging wieder in mein Schlafzimmer.

Dort angekommen legte ich mich wieder in mein Bett und schnappte mir ein Buch, um mich so ein wenig abzulenken. Als ich mich jedoch nach ein paar Seiten noch immer nicht konzentrieren konnte, weil ein gewisser jemand in meinem Kopf herumspuckte, legte ich dieses wieder auf mein Nachtkästchen und kuschelte mich in meine weiche Decke.

Was Harry wohl gerade machte? Heute fand ja die Hochzeit statt.. War er mit ihr dort?

Und auch noch bevor ich mir nähere Gedanken über ihn machen konnte, begann ich mal wieder zu weinen und mich zu einer Kugel zu ballen.

Es tat richtig weh ihn nicht bei mir zu haben. Das er mir noch in Schottland einfach so gesagt hatte, dass ich verschwinden soll.. das machte das ganze nicht gerade leichter. Immerhin bedeutete das ja sogar, dass er mich vielleicht nie wieder sehen wollte.

Es war wie ein richtiger Stich, den ich in meiner Brustgegend vernahm als ich einen alten Pullover von Harry, neben meinem Bett am Boden entdeckte. Widerwillig richtete ich mich auf und schnappte ihn mir. Ohne groß zu überlegen zog ich mir den Pullover an, legte mich hin und deckte mich wieder zu. Warum musste das Tei nur so intensiv nach ihm riechen?!

Und so schlief ich am späten Nachmittag in einen von Harrys Pullis eingewickelt und komplett verheult ein.

- Harrys POV -

Nach der Hochzeit hatten Gemma und ich uns (wie zuvor ausgemacht) auf den Weg zum Flughafen gemacht. Drei Flugtickets hatten wir auch zuvor zusammen bestellt. Jedoch würden wir leider nur 2 Tickets brauchen; weil Sam ja schon heimgereist ist.

****

„Alles okay, Harry?", fragte mich Gemma, als wir im Flugzeug Platz nahmen.

„Klar.."

Nachdem ich ihr heute morgen von den Geschehnissen erzählt hatte, ließ sie mich praktisch nicht mehr aus den Augen und ließ die überfürsorgliche große Schwester raushängen.

„Wie wär's wenn du erst mal ein paar Tage zu mir kommst?", fragte sie als wir uns schon in atemberaubender Höhe befanden.

„Ich weiß nicht..", erwiderte ich leise und richtete meinen Blick aus dem winzigen Fenster.

„Komm schon.."

„Okay..", sagte ich letztendlich und gab mich somit geschlagen.

„Das wird sicher toll! Ablenkung würde dir ja nicht gerade schaden!"

Nur gab es da ein Problem. Ablenkung reichte nicht aus um Sam zu vergessen oder wenigstens aus meinen Gedanken zu vertreiben.

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Es ist mir richtig schwer gefallen dieses Kapitel zu schreiben, weil ich so sehr mitgefühlt habe. Ich hoffe ich habe die Emotionen von den beiden gut rübergebracht. :) ♡

Melli <3

You & I [H.S.]Where stories live. Discover now