Kapitel 11

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Suvi saß da, neben dem Typen mit dem gebrochenen Arm, und lauschte dem Gesang ihres Vaters. Er sang Heartbreak Century und Suvi war begeistert. Zwar hatte er den Song schon mehr als einmal gesungen und Suvi war auch schon mehr als einmal live dabei gewesen, aber es war trotzdem etwas anderes. Samu stand auf der Bühne und sein Blick schweifte über die Menge während er den Refrain das zweite Mal wiederholte.
Als das Lied verklungen war, erklang tosender Applaus. Samu blickte zu Riku und beiden wussten, welcher Song als nächstes Folgen müsste. Riku gab auch Osmo, Raul und Sami ein Zeichen und alle verstanden. Der nächste Song war: I help you hate me
Suvi liebte dieses Lied. Der Refrain, die Strophen einfach alles. Es gehörte zweifellos zu einem ihrer Lieblingssongs. Schon als die ersten Töne erklangen quietschte sie auf, wie ein kleines Kind. Samu lächelte ihr zu und die blonde Frau neben Suvi fiel beinahe in Ohnmacht.
Wenn ich jedes Mal so reagieren würde wenn Papa lacht, dann wäre ich alleine schon wegen den ständigen Ohnmachtsanfällen im Krankenhaus gelandet!, dachte Suvi, ließ sich allerdings nicht die gute Laune nehmen.
Viel zu schnell war die erste halbe Stunde des Konzertes vorbei und die Jungs auf der Bühne machten eine kurze Trinkpause. Samu konnte nicht zu Suvi gehen, da er hinter der Bühne schon von Fans belagert wurde. Er seufzte und signierte ein T-Shirt, einen Gips und noch so einiges mehr. Aber so konnte und würde er das nicht hinnehmen.
„Es geht gleich weiter. Wärt ihr wohl so nett, zurück auf eure Plätze zu gehen?", forderte er die Fans freundlich aber dennoch bestimmt auf.
Dann eilte er zu Riku und fragte: „Glaubst du...?", noch ehe er seine Frage stellen konnte, nickte Riku.
„Klar kannst du Suvi hoch holen.", Riku klopfte seinem besten Freund auf die Schulter. „Sie freut sich bestimmt."
Samu grinste. „Ich habe das Gefühl, du kennst mich ein bisschen zu gut."
Riku trank einen Schluck aus seiner Wasserflasche und lachte dann: „Aber nur ein bisschen! Und jetzt, zurück auf die Bühne!"
Samu salutierte und gemeinsam mit den anderen betraten sie die Bühne wieder.

Suvi war gespannt wie es weiter ginge. Sie hatte gesehen, wie ihr Vater und Riku etwas besprochen hatten. Und dabei ging es mit Sicherheit nicht um den neusten Klatsch und Tratsch.
„Here we are again!", sagte Samu in das Mikrofon und erntete dafür nochmals Applaus. „So, nun habe ich ein Anliegen. Es sitzt eine Person im Publikum, mit der ich jetzt singen möchte... Sie weiß es wahrscheinlich noch nicht, aber findet es gleich heraus. Denn Osmo hat schon gesagt, er trägt ihr eigenhändig die Infusion auf die Bühne. Also mach das jetzt einmal!", Samu grinste in das Publikum, vermied es allerdings, Suvi anzusehen. Diese saß völlig perplex in der ersten Reihe und starrte ihren Vater an. Damit meinte er doch hoffentlich nicht sie! Nein, das konnte nicht sein! Das glaubte sie nicht. Doch als Osmo neben ihr auftauchte, konnte sie es schlecht leugnen.
„Komm.", forderte er sie auf.
„Muss ich wirklich?", fragte sie und verzog das Gesicht.
„Sieh es mal so, wie blamierst du deinen Vater mehr? Wenn du jetzt hier bleibst und nicht mit nach oben kommst, oder wenn du mit nach oben kommst und mit ihm singst?", fragte Osmo und sofort wurde Suvi von Schuldgefühlen geplagt. Osmo hatte recht, sie könnte ihren Vater nicht da oben hängen lassen. Sie erhob sich und folgte Osmo in den provisorischen Backstage-Bereich.
Samu war erleichtert als er sah, wie Suvi Osmo folgte. Er hatte schon befürchtet, er müsse das Ganze mit einem plötzlichen Notfall als Notlüge wieder raus reden. Doch jetzt wo er sicher war, das Suvi kam, beruhigte er sich wieder etwas.
„So, ich habe gesehen, sie kommt gleich. Aber bis dahin, noch mal einen Klassiker?", fragte er und sah seine Band an. Osmo kam auf die Bühne gestürmt und nahm seinen Platz wieder ein.
„Sie kommt gleich.", formte er mit seinen Lippen und Samu nickte. Schon begannen sie mit dem Intro von ‚Fairytale gone bad'
Hinter der Bühne bemühte Suvi sich nicht in Panik zu verfallen. Sie bekam eine Jeans und ein Sunrise Avenue T-Shirt in die Hand gedrückt und musste sich dann schnell umziehen. Als sie fertig aus der Umkleide kam, sah sie Dr. Paakkanen. Er sah sie an und musterte den Infusionsständer.
Dann meinte er zu ihr: „Ich glaube, dein Zustand ist stabil. Wir können die Infusion ab machen... aber nur wenn du mir versprichst gleich nach jedem Song mindestens zwei große Schlucke Wasser zu trinken!", sagte er und sah sie an.
„Ich glaube das schaffe ich.", sagte Suvi und lächelte etwas. Dr. Paakkanen nickte und entfernte die Infusion wieder. Plötzlich kam ein Pfleger mit einer schwarzen E-Gitarre in der Hand.
„Du bist Suvi, richtig?", fragte er. Suvi nickte verwundert und musterte die Gitarre. War das nicht ihre? Der Pfleger nickte erleichtert. „Ich soll dir deine Gitarre bringen."
Sie nahm das Instrument dankbar an und bekam noch In-Ears gereicht, welche sie sich sofort in die Ohren tat. Sie wusste von ihrem Vater, wie wichtig diese kleinen Kopfhörer auf der Bühne waren. Ehe sie das Zeichen für Start gab, nahm sie noch das Mikrofon und warf es von der einen in die andere Hand und wieder zurück.
Nachdem sie bereit war, winkte sie Sami zu, der wiederum Riku zu winkte. Dieser nickte und wartete darauf, dass der letzte Ton von ‚Fairytale gone bad' verklungen war und nahm dann sein Mikro in die Hand.
„Und jetzt, begrüßen sie mit mir: Samu's Tochter, Suvi Haber!", sagte er und das ganze Publikum fing an zu applaudieren. Suvi betrat mit klopfendem Herzen die Bühne und ging lächelnd nach vorne. An ihrem linken Arm hatte sie zwar einen Verband, was sie jedoch nicht daran hinderte Gitarre zu spielen. Sie ging auf Samu zu der sie angrinste.
„Danke.", flüsterte er ihr zu und sie nickte.
„Ich bin sehr nervös... ich habe noch nie vor so vielen Leuten gesungen...", sagte sie in das Mikrofon und war überrascht wie klar und deutlich sie ihre Stimme im Ohr hörte.
„Das wird schon. Jungs, ihr wisst wann ihr einsteigen müsst?", fragte Samu an seine Band gewandt.
Riku sah ihn an und fragte: „Für wie blöd hältst du uns?"
Samu grinste ihn frech an und Suvi hätte schwören können, dass mindestens eine der Frauen im Publikum gleich mit einem Herzanfall in der Notaufnahme landen würde.

SEINE Tochter (Samu Haber)Where stories live. Discover now