SEINE Tochter (Samu Haber)

Kapitel 65

Suvi zuckte zusammen.
In gewisser Weise hatte sie zwar damit gerechnet das Charlott/Sophie wieder hier auftauchen würde, aber sie dann doch so Angesicht zu Angesicht zu sehen, war doch noch einmal um einiges schlimmer.
„Ach, schön, dich auch noch einmal zu sehen, Charlott. Oder sollte ich besser Sophie sagen?", sie wusste nicht warum, aber Suvi fühlte sich stärker als bei ihrer Entführung.
„Oh, sind wir etwas vorlaut geworden?"; fragte Sophie und richtete ihre Waffe auf Karl.
„Dank nicht dran.", sagte sie zu ihm und Suvi sah Karl an. Dieser zuckte nur mit den Schultern.
„So, wenn ihr nun bitte mitkommen würdet!", forderte sie die vier auf. Doch Suvi stellte sich vor ihre Freunde.
„Du willst mich und meinen Vater, dann nimm auch mich und meinen Vater! Die Anderen können da nichts für und wenn du Rache ausüben willst, dann tu es. Aber nicht an meinen Freunden.", sagte sie mit fester Stimme.
„Wie ehrenhaft!", sagte Sophie hämisch. „Bitte, tu dir keinen Zwang an. Diese Vollpfosten interessieren mich ohnehin nicht.", sagte sie und drehte sich um.
„Tu es nicht!", sagte Phil und hielt Suvi fest. Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen.
„Ich schaffe das schon! Bringt ihr euch nur in Sicherheit. Wenn ihr das macht, fühle ich mich wesentlich stärker.", sagte sie und Phil ließ die Schultern hängen.
„Bitte, Suvi. Nimm wenigstens einen von uns mit.", flehte auch Nick.
„Ey, das habe immer noch ich zu entscheiden!", erklang Sophies Stimme, doch alle ignorierten es.
„Nein, Nick. Ich kann und ich werde euch nicht in Gefahr bringen. Bitte, tut mir einfach den Gefallen und rettet euch.", sagte sie und sah auch Nick tief in die Augen. „Bitte.", flüsterte sie und umarmte Nick. „Ich weiß, dass ich das schaffen kann. Aber nur wenn ihr in Sicherheit seid.", fuhr sie fort und Nick hob sie hoch.
„Na gut. Aber nur wenn du mir versprichst, auf dich aufzupassen.", sagte er.
Suvi nickte. „Versprochen.", sie drückte ihn noch einmal und dann ließ er sie runter. Suvi wandte sich noch einmal an Karl. „Pass auf Papa auf.", flüsterte sie und Karl nickte. Dann wollte sie sich umdrehen, doch Karl zog sie in eine Umarmung.
„In deiner Hosentasche ist ein kleines Mikro eingenäht. Man weiß nie.", flüsterte er und Suvi nicke kaum merklich. Karl war einfach der beste Sicherheitschef.
Suvi drehte sich zurück zu Sophie.
„Seid ihr mal fertig mit eurer Gefühlsduselei?",  fragte sie genervt. Doch Suvi wollte sie noch ein wenig provozieren. Sie wusste, dass es dann vermutlich nur noch schmerzhafter werden würde, aber sie wollte es riskieren. Sie ging zu Phil und umarmte auch ihn.
„Pass auf dich auf.", flüsterte sie und Phil drückte sie ebenfalls.
„Mache ich.", sagte er und dann ließ er sie los. Suvi nickte ihren Freunden aufmunternd zu und ging zu Sophie.
„Also von mir aus, können wir gehen.", sagte sie und lächelte etwas. Sie wusste nicht, warum sie lächelte oder warum sie so überhaupt keine Angst hatte, aber sie hatte das Gefühl, dass es Sophie provozierte und darum war es gut. Suvi hoffte, dass sie Sophie solange ärgern konnte, bis diese unvorsichtig wurde und viele Fehler machte.

Samu stand auf der Bühne und hatte ein ganz seltsames Gefühl. Er spürte, dass irgendetwas im backstage Bereich war und nichts Gutes brachte. Er versuchte sich nichts anmerken zu lassen und spielte einfach weiter. Doch plötzlich schaltete sich der Funkverkehr auf seine In-Ears und er konnte seinen Gesang nicht mehr hören. Verwundert sang er weiter. Zu seinem Glück war der Song schon so gut wie zu Ende. Als er fertig mit dem Song war, erklang Karls Stimme:
„Samu, meine Männer schützen dich und die Band, aber es könnte sein, dass gleich jemand die Bühne stürmt..."
Samu zuckte zusammen. Bühne stürmen?!
„Und jetzt verfall bitte nicht in Panik, aber sie haben-", er konnte den Satz nicht beenden, weil plötzlich ein Schuss erklang. Samu wandte sich erschrocken um und sah, wie Sophie ihre Waffe in die Luft hielt.
„Scheiße!", entfuhr es ihm und Sophie grinste böse. Sie winkte jemandem zu und Suvi wurde auf die Bühne geschubst. Zu Samus Verwunderung, sah sie ziemlich entspannt aus.
„Hi, Papa.", sagte sie als würden sie sich gerade im Supermarkt treffen. Sophie stakste auf die Bühne und nahm Samus Mikro.
„Meine Damen und Herren, bitte verfallen sie nicht in Panik. Alles in Ordnung. Ich möchte mich nur rächen. Ich will ihnen erzählen was passiert ist.", fing Sophie an. „Bei dem Konzert in Madrid, haben Samu und ich uns verliebt und nach dem Konzert wollten wir das dem jeweils Anderen in einer romantischen Geste sagen. Aber dieses kleine Balg hat sich eingemischt. Also haben wir es versucht in Köln noch einmal zu klären. Ich habe das Balg weggebracht und wollte mich dann mit Samu unterhalten, aber sie hat die Polizei angerufen. Ich und einer meiner Freunde wurden angeklagt, haben den Prozess aber gewonnen, weil wir schließlich nichts Verbotenes getan haben. Suvi wollte das immer noch nicht verstehen und darum, muss sie heute bestraft werden. Es kann nämlich nicht sein, dass sie ungestraft davon kommt, obwohl sie ihrem Vater die Liebe zerstört."

Samu bebte vor Zorn. Er entriss Sophie das Mikro und wandte sich an Sophie.
„Als erstes Mal, ich habe mich nicht verliebt und schon gar nicht in eine solche Frau wie du es bist! Zweitens, nichts getan?! Ernsthaft? Du hast meine Tochter mit einem Gürtel verprügelt, in eine Zwangsjacke gesteckt und von der Decke einer Fabrik hängen lassen! Das nennst du nichts?! Drittens, ist Suvi kein Balg sondern die wundervollste Tochter die man sich nur wünschen kann!", rief er und Sophie ballte die Fäuste.
„Es gibt keine Beweise dafür, dass ich Suvi geschlagen habe!", rief sie.
„Suvi, zeig ihnen deinen Rücken!", forderte Samu seine Tochter auf und diese entblößte sofort ihre Narben. Ein Raunen ging durch die Menge.
„Und jetzt noch einmal, für alle hier: Ich liebe dich nicht! Ich mag dich nichteinmal und daran wird sich auch nichts ändern!", rief Samu. Sophie holte aus und schlug ihm vor versammelter Mannschaft ins Gesicht. Die Fans schrien entsetzt auf und Suvi hatte eine Idee. Sie grinste böse und lief zu Riku.
„Bringt euch in Sicherheit!", dann sprang sie von der Bühne und scheuchte die Fans ein Stück zurück. Sie öffnete das Gitter und sprang wieder auf die Bühne.
„Lauf, Papa!", rief sie und riss ihn von Sophie weg. Sie rannten in den backstage Bereich und überließen Sophie den wütenden Fans. 

Sie gingen zu den Anderen, die in der Umkleide saßen. Auch Markku und Aare waren wieder da.
„Hast du wirklich das Gitter auf gemacht?", fragte Phil als Suvi und ihr Vater die Umkleide betraten. Suvi wollte antworten, doch Nick riss sie zu sich.
Er drückte sie an sich und flüsterte: „Du machst das nie wieder. Ich habe mir die größten Vorwürfe gemacht."
Suvi drückte ihn ebenfalls und sagte leise: „Aber du hättest mich ohnehin nicht aufhalten können."
Nick lachte leise etwas auf und ließ Suvi wieder los. „Stimmt.", meinte er und Suvi grinste.
„Suvi, das war eine hervorragende Idee, mit den Fans!", lobte Riku sie. Samu stand noch immer völlig überfordert mit der ganzen Situation mitten im Raum und starrte ins Leere.
„Hapa?", fragte Riku besorgt, doch Samu rührte sich nicht. Er stand mit dem Rücken zur Tür als die plötzlich aufging und Tom herein kam.
„Tom gut, dass du-", rief Phil doch schluckte den Rest runter.
Tom hatte eine Pistole in der Hand und zielte damit auf Samus Herz.