Kapitel 55

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„Komm eine Stunde nach dem Konzert zu dem Auto mit dem Kennzeichen K FT 3452 und steig ein. Wenn du die Polizei rufst, merke ich das und deine Tochter wird leiden. Was ich verlange sage ich dir, wenn mein Fahrer dich hergebracht hat.
Deine Tochter ist bisher noch für ihr Schicksal selber verantwortlich. Wenn du allerdings Unsinn machst, wird sie es zu spüren bekommen.
In Liebe, Charlott."
Riku las den ganzen Brief vor. Geschockt sah er von dem Papier auf und blickte zu Samu. Dieser saß völlig zerstört auf dem Sofa und ließ die Worte durch seinen Kopf gehen. Dann stand er auf und ging in die Duschen.
„Ähm, Hapa?", rief Riku ihm unsicher nach, doch Samu hörte ihn nicht. Er zog seine verschwitzten Bühnenklamotten aus und stellte sich unter die Dusche. Als das eiskalte Wasser seinen Körper herunterlief, konnte er klar denken.
Ich werde tun was da steht. Solange sie Suvi nichts antun ist mir alles egal! Ich sage Riku, dass wenn ich nach drei Stunden nicht wieder zurück bin oder mich nicht gemeldet habe, er die Polizei anrufen soll. Und dann hoffe ich, dass nichts weiter passiert., dachte er und wusch sich schnell ab.
Als er fertig war, zog er sich eine Jogginghose und ein Shirt an und ging zurück zu den Anderen.
„Hapa, was hast du jetzt vor?", fragte Riku besorgt. Er kannte seinen besten Freund gut genug, um zu wissen, dass er jetzt auf eigene Faust handeln würde.
„Ich sage es dir nicht, weil du es mir sonst ausreden willst. Aber wenn ich in drei Stunden nicht zurück bin, ruf die Polizei und erkläre ihnen, was du weißt.", sagte Samu und ging, ohne eine Antwort abzuwarten, hinaus.

Suvi saß derzeit noch immer auf dem Stuhl und wartete. Ihr Rücken war von blutigen Schnitten und Schrammen überzogen und brannte. Sie unterdrückte den Schmerz so gut es ging. Auch wenn Carlos in der Ecke stand und sie beobachtete, ließ sie die ein oder andere Träne über ihr Gesicht rollen, damit sie später mehr wegstecken könnte.
Plötzlich flog die Türe auf und eine gut gelaunte Charlott kam herein gehüpft.
„Dein Vater ist auf dem Weg hier hin.", flötete und sofort richtete Suvi sich etwas auf.
„Was habt ihr ihm getan?", fragte sie besorgt und gleichermaßen zornig.
„Nichts, Schätzchen. Wir haben ihm nur den Brief geschrieben.", sagte sie und holte wieder den Gürtel heraus. „Wenn ich mich recht entsinne, dann habe ich noch zwanzig Schläge?", fragte sie und grinste böse. Sie machte Suvi los und diese wehrte sich nicht einmal mehr. Ihre Schmerzen hatten die Oberhand gewonnen und ihr war alles egal.
Sie gingen wieder in die Halle und Suvi kniete sich wieder hin.
„Ah ah. Aufstehen.", forderte Charlott Suvi auf und diese tat es einfach. Als sie stand holte Charlott aus und ließ den Gürtel erst auf ihren Bauch und dann auf ihren Arm schnellen. Suvi zuckte zusammen sagte aber nicht mehr. Auch als Charlott ihr den Gürtel an den Hals schlug, gab sie nicht mehr als ein Zucken von sich. Wie ein wilder Tiger schlich Charlott um Suvi herum und wartete auf den perfekten Moment zum Angriff. Dann ließ sie den Gürtel auf Suvis Beine schnellen und lachte.
„Komm mit! Dein Vater sollte bald kommen, und wir wollen ihm doch einen angenehmen Empfang bescheren.", grinste sie böse und Suvi folgte ihr. „Du siehst so... willenlos aus!", lachte Charlott und Suvi zuckte mit den schmerzenden Schultern. „Zieh das an!", rief Charlott und hielt Suvi eine Zwangsjacke entgegen.
„Ernsthaft? Eine Zwangsjacke? Das ist schon ziemlich einfallslos!", lachte Suvi nahm die Zwangsjacke allerdings trotzdem und schlüpfte hinein. Charlott machte sie etwas zu feste fest, doch Suvi sagte nichts.
„Hinlegen!", forderte Charlott das Mädchen auf und sie tat es. Dann rief sie Carlos und dieser fesselte Suvi an ihren Füßen. Charlott nahm einen Hacken und machte die Fesseln daran fest.
„Los Carlos.", forderte sie ihn auf und dieser zog Suvi hoch. Jetzt hing sie kopfüber von der Decke der Halle und war in eine Zwangsjacke gefesselt.

Samu kam derzeit auch an der Fabrik an und stieg aus. Er fühlte sich extrem unwohl, aber er unterdrückte dieses Gefühl. Er ging auf die Fabrik zu und klopfte. Der Schall trug das Klopfen gefühlt Meilen weit. Samu schluckte als die Türe aufging und das Weib aus Madrid ihn anstrahlte.
„Schön, dass du gekommen bist!", lächelte sie und zog ihn für einen Kuss zu sich. Samu wollte sich wehren erinnerte sich dann allerdings an die Worte aus dem Brief: 'Wenn du Unsinn machst, wird sie es zu spüren bekommen.' daher lies er den Kuss über sich ergehen.
Als Charlott endlich von ihm abließ fragte er: „Wo ist meine Tochter?"
Charlott zog eine Schnute.
„Ja, bei unserem ersten Treffen wart ihr nicht so nett zu mir und meinem Freund und das hat sie jetzt schon einmal zu spüren bekommen. Sie hängt gerade in der Halle.", sagte sie und Samu hielt mitten in der Bewegung inne.
„Sie hängt?!", rief er geschockt.
„Ja. Aber mach dir keine Sorgen. Die Zwangsjacke ist gar nicht so fest.", sagte sie als wäre es das natürlichste dieser Welt.
„Zwangsjacke?!", rief Samu schon etwas lauter.
„Entspann dich.", forderte Charlott ihn auf. Sie führte ihn in die Halle wo Suvi von der Decke hing.
„Suvi!", rief Samu geschockt und als seine Tochter die Stimme ihres Vaters hörte, wandte sich in der Jacke hin und her.
„Lass mich runter, Charlott!", schrie sie, doch Charlott machte keine Anzeichen, sich zu bewegen.
„Nein. Ich kümmere mich jetzt erst um Samu.", sagte sie und fuhr mit ihren Gelnägeln über seinen Rücken. „Wir müssen noch die fünf Minuten aus Madrid nachholen...", sagte sie und ging um ihn herum. Samu stand einfach da, und sah zu seiner Tochter. In seinem Kopf schwirrten die Gedanken durcheinander und er konnte nicht klar denken.
Was hat sie mit Suvi angestellt? Wieso ist Suvi in einer Zwangsjacke und hängt von der Decke? Was soll ich denn jetzt machen? Und wie kann Charlott es wagen, so mit mir zu reden?!, dachte er und langsam wandelte sich seine Verwirrtheit in Wut um.
„Charlott, lass meine Tochter runter.", sagte er leise, um nicht herumzuschreien.
„Aber dann können wir doch nicht da weiter machen, wo wir in Madrid aufgehört haben.", beklagte Charlott sich, doch Samu bebte vor Zorn.
„Lass. Meine. Tochter. Runter.", sagte er mit bebender Stimme.
„Äh, Nein!", rief Charlott und schlug Samu ins Gesicht. „Du willst doch gar nicht mit mir schlafen!", schrie sie und Samu wandte das erste Mal seinen Blick zu ihr.
„Will ich ja auch nicht!", brüllte er und rang um Fassung.
„Du lässt jetzt auf der Stelle meine Tochter von der Decke und nimmst ihr die Zwangsjacke ab!", brüllte er weiter und wandte sich an Carlos.
„Weg!", wies er den großen, stämmigen Mann an, doch dieser rührte sich keinen Millimeter.
„Wer nicht hören will, muss fühlen!", murmelte Charlott hinter Samu und holte den Gürtel heraus.
Plötzlich knackte es von oben und die drei Erwachsenen rissen die Köpfe hoch. Suvi hatte sich so viel bewegt, dass der Hacken sich gelöst hatte.
Sie war jetzt im wahrsten Sinne des Wortes, einen Millimeter vor dem Absturz.   

SEINE Tochter (Samu Haber)Where stories live. Discover now