Kapitel 51

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August:
Einige Wochen waren vergangen und die Tour war in vollem Gange. Sie waren durch Spanien durch, hatten Frankreich abgeklappert, Italien hinter sich gelassen, in der Schweiz waren sie gewesen und in Deutschland hatten sie Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Hessen hinter sich gelassen und waren jetzt gerade auf dem Weg nach Nordrheinwestfahlen – Köln.
„Wir sind daa!", rief Suvi. Es war mitten in der Nacht und alle anderen schliefen noch. Bis jetzt.
„Suvi, hast du mal auf die Uhr geguckt?!", murrte Riku aus seinem Bett heraus.
„Ja, habe ich. 3:45 genau.", grinste sie und sprang von ihrem Bett herunter. „Ihr habt mir aber versprochen, dass ihr mit Köln zeigt wenn wir da sind!", rief sie beleidigt.
„Machen wir auch!," kam es von Samu.
„Aber nicht um viertel vor Vier in der Nacht!", fügte Riku hinzu.
„Na gut...", murrte Suvi und kletterte wieder in ihr Bett.
Den ganzen Weg von Hessen nach Köln hatte sie sich gefreut. Sie war hundemüde, weil sie die Nacht noch nicht eine Minute geschlafen hatte, konnte es aber nicht erwarten endlich Köln sehen zu können. Sie zog den Vorhang zu und machte das Licht an. Dann nahm sie ihr Handy. Sie öffnete den Chat mit ihrer Band und lachte leise auf. Seit sie in Spanien gewesen war, konnten sich die fünf auf keinen Namen einigen. Aber Suvi war zuversichtlich, dass ihnen da noch etwas einfallen würde. Sie legte ihr Handy wieder weg und las in einem Buch. Doch irgendwann war auch sie eingeschlafen.

Als Samu am nächsten Morgen aufwachte, stand er auf und sah in das Bett seiner Tochter. Er lächelte, als er sah, wie Suvi mit dem Buch in der Hand eingeschlafen war.
„Gemütlich ist anders, aber gut.", murmelte er und ging zur Kaffeemaschine. „Riku, aufstehen.," weckte er seinen besten Kumpel.
„Mhh, was denn?", murrte dieser wieder.
„Stand up! Du Schlafmütze!", lachte Samu und Riku fuhr hoch.
„Ich bin keine Schlafmütze!", protestierte er und Samu lachte auf.
„Und was dann?", erklang die Stimme von Suvi.
„Na, du hättest noch schlafen können! Hast dir die ganze Nacht um die Ohren geschlagen...", sagte Samu zu seiner Tochter.
„Ich will aber Köln sehen!", protestierte sie und sprang aus dem Bett. „Ich ziehe mich schnell um, und dann gehe ich mir Köln angucken! Wer mitkommen will kann das tun oder ich gehe allein!", sagte Suvi bestimmt.
„Schon gut, schon gut!", winkte Samu ab. „Ich komme mit. Und Riku auch!", fuhr er fort und Riku nickte. Suvi holte aus ihrem Koffer ein T-Shirt und eine kurze Hose und lief damit zur Toilette wo sie sich umzog.
Als sie fertig war, trat sie aus dem Bus und wartete. Sie sah sich die Lanxess Arena an und genoss die Sonne. Wenig später stieg auch Samu mit seiner Sonnenbrille in der Hand, aus und gemeinsam warteten sie auf Riku.
„So, wir können!", sagte er als er ausstieg. „Wohin möchtest du denn?", fragte Samu seine Tochter.
Diese überlegte kurz und antwortete dann: „Zum Kölner Dom."
Samu lachte und nickte. Dann bestellte er ein Taxi, das sie zum Dom fuhr.
„Woah, ist der riesig!", stellte Suvi fest als sie auf der Domplatte ankamen.
„Ja... 157 Meter meine ich...", gab Samu zurück.
„Ich habe eine Idee!", rief Riku und Suvi sah ihn erwartungsvoll an. „Wir können den Dom doch einmal hoch gehen. Soweit ich das weiß, kann man den einen Turm besichtigen.", erklärte er und Suvi klatschte begeistert in die Hände.
„Oh ja! Können wir das machen Papa? Bittöö!", sie sah ihren Vater an und dieser nickte.
„Als wenn ich diesen Augen widersprechen könnte.", lachte er und gemeinsam gingen sie zu der rechten Seite des Domes und dort eine Treppe runter. Sie folgten der Menschenmasse durch einen Tunnel und Samu kaufte an der Kasse mit seinem gebrochenen Deutsch Karten. Dann begann der Aufstieg.
Nach der 342 Stufe hörte Suvi auf zu zählen und ging einfach nur die scheinbar unendliche Treppe hinauf.
„Papa, wie weit noch?", fragte sie und Samu zuckte mit den Schultern.
„Guckt mal, da kann man sich die Glocken angucken!", rief Riku auf einmal. Tatsächlich, wenn man dem schmalen Gang folgte gelangte man zu einer großen Glocke. Samu musste den ganzen Weg durch den Gang den Kopf einziehen, und schaffte es so ohne weitere Verletzungen durch den Gang hindurch zu kommen.
„Boah Papa. Hast du schon mal eine so große Glocke gesehen?", fragte Suvi fasziniert und Samu verneinte. Während Suvi sich die Glocke ansah und gespannt den Text las, blickte Samu aus dem Fenster.
Köln ist auch eine schöne Stadt., dachte er als ihn plötzlich jemand antippte.
„Entschuldigen Sie, sind Sie Samu Haber?", fragte jemand auf Deutsch.
Samu nickte. „Ja.", und drehte sich zu dem Mädchen um.
„Können wir ein Foto machen?", fragte sie und sah sehr aufgeregt aus.
„Na klar."
So gut konnte Samu dann doch deutsch, um das zu verstehen.
„Riku, mach mal ein Foto.", forderte er seinen Kumpel in Finnisch auf.
„Jo."
Das Mädchen reichte dem Gitarristen ihr Handy und Samu legte seinen Arm um sie. Dann machte Riku ein Foto.
Suvi stand derzeit auf der anderen Seit und las einen Text. Als sie zu ihrem Vater zurück sah, machte er gerade mit einem Fan Fotos. Suvi war es noch immer nicht gewöhnt, wenn jemand mit ihrem Vater Fotos machte. Und es war jedes Mal wie ein Schlag ins Gesicht. Suvi versuchte sich zu beruhigen und konzentrierte sich wieder auf den Text.
Entspann dich, Suvi! Papa mach ständig Fotos mit Fans. Das hat alles seine Richtigkeit. Alles ist gut!, ermahnte sie sich in Gedanken selber und spürte, wie die Wut in ihr abnahm. Als sie sich wieder voll und ganz beruhigt hatte, ging sie zu Samu und Riku zurück.
„Oh mein Gott! Das ist Suvi!", rief das Mädchen auf Deutsch. Suvi, die kein Wort deutsch konnte, verstand es nicht.
„Hallo Papa.", sagte sie zu ihrem Vater, der sie nur angrinste. Dann wandte er sich an das Mädchen und fragte auf Deutsch: „Du kennst Suvi?"
Das Mädchen nickte wie wild.
„Suvi, das Mädchen kennt dich.", sagte Riku auf Finnisch, da er auch Bruchstücke Deutsch verstand.
„Was?", fragte Suvi verwundert und Samu nickte.
„You know me? (Du kennst mich?)", fragte sie das Mädchen verwundert und diese nickte wieder wie wild.
„I think the video of the concert at the hospital is so beautiful! You can sing so beautifully! (Ich finde das Video von dem Konzert aus dem Krankenhaus so schön! Du kannst so schön singen!)", sagte sie und Suvi wurde rot.
„Thank you.", lächelte sie.
Das Mädchen nickte und fragte aufgeregt: „May we all four take a picture? (Können wir alle vier ein Foto machen?)"
Suvi sah erst ihren Vater und dann ihren Paten an und beide nickten. Sie stellten sich nah zusammen und Samu machte das Foto.
„Thank you so much! Have a nice day, and we see us at the concert tomorrow! (Vielen Dank! Noch einen schönen Tag und wir sehen uns beim Konzert morgen!)", sagte das Mädchen und ging zu ihrer Familie zurück.
Suvi schüttelte den Kopf. „Die Deutschen sind schon irgendwie seltsam...", sagte sie und Samu kicherte.
„Das habe ich auch gesagt als ich hergekommen bin.", lachte er. Auf dem Weg zur Aussichtsplattform erzählte Samu viel über die unlogische deutsche Sprache. Oben angekommen verschlug es ihm allerdings die Sprache.
„Boah.", sagte Suvi und Samu nickte nur. „Da kann man ja bis... bis... bis voll weit weg gucken!", sagte sie und Samu nickte wieder.
„Riku, mach mal bitte ein Foto.", forderte sie ihn auf.
„Werde ich noch zum Fotograph?", fragte dieser und Suvi nickte.
„Riku Rajamaa, professioneller Fotograph. Klingt doch gut.", lachte sie und Riku schüttelte den Kopf. Samu hatte sich inzwischen auch gefasst und legte seinen Arm um Suvi. Sie machten Fotos und schließlich nahm Samu sein Handy und winkte Riku zu sich.
"Ihr guckt euch die Aussicht an, und ich mache ein Selfie!", forderte er die beiden auf und Suvi und Riku ließen es sich nicht zwei Mal sagen. Nach diesen wunderbaren Fotos gingen sie die insgesamt 533 Stufen wieder nach unten und fuhren zurück zum Bus.

SEINE Tochter (Samu Haber)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt