Kapitel 22

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Am nächsten Morgen wachte Suvi noch immer eng an ihren Vater gekuschelt auf. Das Feuer war erloschen und jetzt fror sie ein wenig. Sie setzte sich auf und nahm vorsichtig das Handy von Samu, welches ihm wohl aus der Tasche gefallen war. Sie sah darauf und erschrak als sie realisierte das es erst fünf Uhr war. So früh konnte sie die Jungs nicht wecken. Sie legte sich wieder neben ihren Vater und schloss die Augen.
Sie schlief zwar nicht wieder ein, aber sie genoss lange die Ruhe und die Wärme, die ihr Vater ausstrahlte. Sie kuschelte sich noch enger an ihn und lächelte etwas. Unwillkürlich fragte sie sich, wie es gewesen wäre, wenn Samu früher schon so ein guter Vater gewesen wäre wie er es jetzt war. Würden sie dann jetzt auf dem Boden eines Cafés liegen und gestern die Beerdigung ihrer Mutter gefeiert haben? Eher nicht. Oder?
Suvi sah ihren Vater skeptisch an. Dieser seufzte im schlaf und wachte langsam auf. Suvi richtete sich auf und sah ihn an.
„Guten Morgen Papa.", flüsterte sie leise und Samu machte verschlafen eines seiner blauen Augen auf.
„Suvi, wie spät ist es?", fragte er und warf seinen Arm schwerfällig zur Seite, um nach seinem Handy zu tasten.
„Wenn du dein Handy suchst, das habe ich. Und wir haben, viertel vor sieben.", erklärte Suvi ihrem Vater der langsam nickte.
„Viel zu früh, um aufzustehen!", sagte Samu und schloss das Auge wieder. Suvi schüttelte den Kopf und stand auf. Sie streckte sich und nahm von dem Stuhl Samus Jackett und zog es an. Dann ging sie um die Theke herum und suchte nach einer Schneeschippe.
Als sie endlich eine gefunden hatte, kam sie wieder zu den schlafenden Musikern und ging vorsichtig um sie herum um keinen zu wecken. Dann öffnete sie die Türe und wurde von einer eisigen Böe begrüßt. Sie kniff die Augen zusammen und begann damit, einen Ausgang zu schippen, damit man das Café wieder betreten und verlassen konnte.
„Suvi, was machst du denn da?"
Suvi sah sich um und sah Samu der verschlafen an der Tür lehnte.
„Ich habe nur den Schnee weg gemacht, damit wir gleich, wenn alle wach sind und gefrühstückt haben, gehen können.", sagte sie und kam zu ihm zurück.
„Du bist doch verrückt.", lächelte er und nahm sie in den Arm.
„Warum?", fragte sie.
Skeptisch sah Samu an ihr herunter und sagte dann: „Du trägst ein Kleid und ein Jackett. Beides ist nicht dafür bekannt, besonders viel Wärme zu spenden. Und trotzdem gehst du raus in den Schnee und fängst an einen Durchgang zu schippen.", sagte er und zog sie zurück in den Laden. Beschämt sah sie ihn an.
„Ich wollte dir doch nur helfen.", sagte sie kleinlaut.
„Ich weiß. Darum bin ich dir ja auch nicht böse. Oder bin ich böse?", fragte er und stupste Riku mit der Fußspitze an.
„Lass mif!", sagte dieser verschlafen und schlug halbherzig nach Samus Fuß. Dieser fing an zu kichern und wandte sich zu Suvi.
„Wollen wir sie wecken?", fragte er und grinste böse. Sie lächelten sich fies an und Suvi ging hinter der Theke zum Wasserhahn und füllte vier Gläser mit Wasser. Dann ging sie zurück zu Samu der inzwischen die Jacken in Sicherheit gebracht hatte. Suvi gab ihm zwei Gläser und stellte sich dann zu Osmo und Sami.
„Auf drei!", sagte Samu und Suvi machte sich bereit. „Eins... zwei...", Samu machte eine kurze Pause und rief dann: „drei!"
Suvi und er schütteten Osmo, Sami, Raul und Riku gleichzeitig das Wasser in die Gesichter. Erschrocken fuhren die vier hoch und Suvi und Samu kringelten sich vor Lachen.
„Ihr hättet eure Gesichter sehen müssen!", prustete Samu. Doch die anderen sahen sie finster an.
„Haha, sehr witzig!" sagte Riku und Suvi musste sich an einem Stuhl festhalten, um nicht umzukippen.
Als Samu und Suvi wieder eingekriegt hatten, machten sie das Wasser selbstverständlich auch weg.
Riku beobachtete sie dabei und gab ab und zu mal einen Kommentar wie: „Seid ihr aber selber schuld.", oder „Tja, hättet ihr uns mal besser schlafen lassen."
Von sich aber Samu und Suvi waren noch immer der Ansicht, dass es sich vollkommen gelohnt hatte.
Als sie auch damit fertig waren, kam gerade die Wirtin nach unten und wünschte allen einen guten Morgen. Dann bedankte sie sich bei Suvi für das Schneeschippen, da sie von ihrem Zimmer aus gesehen hatte, wie Suvi es gemacht hatte.
„Das habe ich doch gerne gemacht.", lächelte diese und sah zu ihrem Vater.
„Übrigens, danke das wir hier gestern übernachten konnten.", bedankte dieser sich bei der Wirtin.
„Ach, nicht dafür. Es wäre Selbstmord gewesen, wenn Sie draußen rumgelaufen wären. Außerdem war alles vollkommen zu geschneit.", winkte die Wirtin ab.
Doch Samu ließ nicht locker. „Es ist aber nicht selbstverständlich gewesen, und darum wollten wir uns bei Ihnen bedanken.", sagte er und die Wirtin lächelte.
„Diese jungen Leute...", lächelte sie und ging kurz nach hinten, um den Anwesenden einen Frühstücksteller zu bringen.
Als alle gefrühstückt und Samu und Osmo bezahlt hatten, verließen sie das Café wieder und jeder ging nach Hause. Auch Suvi und Samu gingen nach Hause, allerdings mussten die beiden noch zu dem Wirtshaus von der Beerdigung gehen, weil dort noch immer das Auto stand und darauf wartete vom Schnee befreit zu werden. Samu rettete sein Auto von dem weißen Grab und setzte sich nach drinnen.
„Papa, du musst echt mehr darauf achten, dass du nicht nur im Hemd draußen im Schnee stehst!", sagte Suvi und reichte ihm sein Jackett.
„Also gut, ich passe auf.", sagte Samu und zog sein Jackett wieder an. Dann fuhren sie nach Hause. 

SEINE Tochter (Samu Haber)Where stories live. Discover now