Kapitel 68

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Den ganzen restlichen Tag blieben Suvi, Nick und Riku bei Samu. Erst am Abend mussten sie gehen.
„Rufst du mich an, bevor du ins Bett gehst?", fragte Samu Suvi und diese nickte.
„Hab dich lieb, Papa. Bis morgen.", verabschiedete Suvi sich und drückte ihren Vater ehe sie mit Nick und Riku das Krankenhaus verließ.
Riku fuhr erst Nick und dann Suvi nach Hause. Diese hatte etwas Angst, das erste mal seit knapp einem halben Jahr wieder alleine irgendwo zu schlafen, ließ sich aber natürlich nichts anmerken.
„Danke fürs mitnehmen, Riku.", bedankte sie sich und stieg aus.
„Ich komme morgen um 8 und hole dich wieder ab.", verabschiedete er sich und fuhr wieder davon. Suvi schloss die Haustüre auf und betrat das Haus.
Suvi saß auf dem Sofa und tat nichts. Sie starrte den schwarzen Fernseher an und dachte an nichts. Plötzlich stand sie auf und ging zum Klavier. Auf der Bühne hatten sie es nicht mehr geschafft, das Duett zu singen. Mitten in der Bewegung hielt sie inne und überlegte.
Was ist eigentlich mit Sophie passiert? Phil ist ja dort geblieben. Ich rufe ihn an, der weiß so etwas immer.
Gedacht getan. Sie nahm ihr Handy und rief den Keyboarder an.
„Hi, Suvi. Ist dein Vater wieder wach?", erklang die Stimme am Handy.
„Ja, er ist wieder wach. Der Arzt sagt, wir können Gott danken. Hätte Tom etwas weiter auf der Seite getroffen, hätte er eine Arterie getroffen und Papa wäre sofort gestorben. Aber egal, darum soll es jetzt gar nicht gehen. Weißt du, was mit Sophie passiert ist?", fragte sie.
„Oh ja. Das ist ziemlich lustig. Nachdem ihr weg wart, haben die Polizisten Tom verhaftet und wollten dann wieder gehen. Riku hat dann einen riesen Aufstand geprobt, dass sie gefälligst auch Sophie verhaften sollten. Dann haben wir die Polizisten zur Bühne geführt, wo die Fans Sophie noch immer belagert haben. Die Polizisten haben sie dann gerettet und direkt verhaftet. Und ich sage dir, du hättest ihr Gesicht sehen müssen! Die war grün und blau geschlagen von den ganzen Leuten!", lachte Phil und Suvi stimmte mit ein. Wie gerne sie das gesehen hätte.
„Danke, Phil. Wollen wir am Montag Bandtreffen machen?", fragte sie.
„Ja klar, gerne!", freute Phil sich. „Aber du, geh mal schlafen. Du klingst ziemlich müde. Ich kümmere mich darum, dass die anderen davon erfahren und am Montag anwesend sind.", sagte er und Suvi meinte etwas Besorgnis in seiner Stimme hören zu können.
„Danke, Phil. Du bist der Beste! Bis Montag.", verabschiedete Suvi sich und legte auf. Dann ging sie tatsächlich auf ihr Zimmer. Sie wollte nichts essen und hatte auch kein Hungergefühl. Sie legte sich in ihr Bett und schloss die Augen.
Nach einer Weile, die ihr vorkam wie eine halbe Ewigkeit, fiel sie in einen Unruhigen schlaf.

Suvi stand neben Samu und vor ihnen stand Tom.
Er hatte die Pistole auf Suvi gerichtet und den Finger auf den Abzug gelegt. Wie in Zeitlupe, drückte er ab und Suvi spürte, wie ihr Vater sie weg schubste und selber in die Flugbahn sprang. Er fing die Kugel mit seinem Körper ab und ging dann leblos zu Boden. Sein Kopf schlug auf den grauen Boden, aber er zuckte nicht zusammen. Suvi landete jetzt ebenfalls auf dem Boden, rappelte sich allerdings schnell wieder auf und rannte zu ihrem Vater rüber. Sie riss wieder seine Jacke auf, aber dieses Mal, hatte die Kugel sein Herz getroffen.
Tom lachte laut.
Suvi flossen Tränen über ihr Gesicht und nahmen ihr die Sicht.
Ihr Vater war tot.

Schweißgebadet wachte Suvi in ihrem Bett auf.
Sie setzte sich hin und legte ihre Hand aufs Herz. Es raste nur so vor Angst. Sie blinzelte in die Dunkelheit und beruhigte sich allmählig. Sie legte sich wieder hin und starrte an die Decke.
Plötzlich fiel ihr ein, dass sie Samu noch anrufen sollte und sah auf die Uhr. 23:33. Sollte sie Samu jetzt noch anrufen? Es war nicht unwahrscheinlich, dass sie um eine solche Uhrzeit noch wach war. Sie nahm ihr Handy und rief ihn per Facetime an.
„Hallo Papa."
Samu lächelte müde. „Hallo, mein Schatz. Ich hatte schon gedacht, du hättest mich vergessen.", er hob theatralisch die Hand.
„Könnte ich doch nie! Nein, ich war müde und hatte mich aufs Bett gelegt. Dann bin ich eingeschlafen und gerade aufgewacht.", erklärte sie. Das sie nichts gegessen hatte, verschwieg sie ihm allerdings.
„Ach so. Na dann. Ich sollte, wollte, müsste jetzt auch ins Bett, von daher. Ich habe dich lieb. Bitte, träum nichts schlimmes. Mir geht es allerbestens. Dir geht es auch gut und den anderen auch. Also. Schlaf gut.", sagte er und lächelte wieder etwas.
„Ich habe dich auch lieb.", sagte Suvi und lächelte ebenfalls. Dann legte sie auf.

Am nächsten Morgen stand Riku tatsächlich pünktlich um 8 auf der Matte.
Suvi hatte nichts gefrühstückt und ihr Magen grummelte. Sie unterdrückte es allerdings. Sie hatte noch immer keinen Appetit und wollte nichts essen. Sie öffnete Riku die Türe und lächelte etwas.
„Guten Morgen, Kääpiö.", begrüßte er sie und legte einen Arm um seine Paten Tochter ehe er die Türe zuzog und sie gemeinsam zum Auto gingen.
„Ich muss mir dringend einen Spitznamen für die ausdenken.", Stellte Suvi fest und Riku lachte.
„Viel Spaß beim Nachdenken.", dann startete er den Motor. „Wollen wir Hapa noch was zum Frühstücken mitbringen? Wie du weißt, hasst er Krankenhausfrühstück.", schlug Riku vor und Samu nickte.
„Als ich im Krankenhaus war, hat er aber mit recht viel Appetit gegessen.", stellte sie fest.
„Stimmt. Aber da hatte er auch noch nicht gefrühstückt.", sagte Riku ehrlich und Suvi sah ihn erstaunt an.
„Nicht? Mir hat er immer gesagt, dass er nur noch ein zweites Frühstück braucht..."
„Nein. Er hat seine Bedürfnisse mal wieder ganz nach hinten gestellt und sich um alles gekümmert was anstand. Zum Frühstücken ist er da wohl er weniger gekommen.", erklärte Riku und Suvi fühlte sich schon wieder schlecht. Sie hielten vor einem Bäcker und Suvi sprang aus dem Auto und kaufte für Riku und Samu Brötchen und Salat. Dann setzte sie sich wieder ins Auto und sie fuhren weiter.
Am Krankenhaus angekommen, parkte Riku den Wagen und gemeinsam betraten sie das Gebäude.
Samu saß in seinem Zimmer und tat nichts. Seine Brust wurde ständig von kurzen stichartigen Schmerzen durchzuckt und er zuckte immer zusammen. Daher konnte er nicht wirklich etwas anderes machen als sich in dem langweiligen Zimmer umzusehen und auf Riku und Suvi zu warten.
Als die Tür dann endlich aufging, zuckte er noch einmal zusammen und hoffte, dass Suvi es nicht gesehen hatte. Er wollte nicht schwach rüber kommen.
„Guten Morgen, Papa! Wir haben dir Frühstück mitgebracht.", sagte Suvi gut gelaunt und sofort wurde Samu von ihrer Laune angesteckt.
„Guten Morgen ihr beiden! Frühstück! Habt ihr auch für euch etwas mitgebracht? Es sähe komisch aus, wenn der Typ im Krankenhausbett Essen in sich rein schaufelt, während die anderen ihm dabei zu sehen.", grinste er.
„Natürlich, für Riku und dich. Ich habe keinen Hunger und ohnehin schon gefrühstückt.", log Suvi, was Samu allerdings nicht wusste.
„Na dann!"
Suvi reichte ihm die Tüte und Riku setzte sich auf einen Stuhl. Sie selber setzte sich wieder auf das Bett und eine lustige Unterhaltung begann.

Suvi blieb noch den ganzen Tag auf Samus Zimmer. Riku musste allerdings einmal ganz dringend zu Lennja und musste seinen besten Freund daher bei Suvi lassen.
„Suvi, alles gut? Du bist so... ich weiß auch nicht... blass.", fragte Samu besorgt und Suvi wandte ihr Gesicht ab. Ihr war schlecht da sie auch kein Mittagessen zu sich genommen hatte und sie hatte Kopfschmerzen.
„Nein, alles gut.", log sie. Doch Samu glaubte ihr nicht. Er streckte seine Hand aus und legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn. Dann drehte er ihr Gesicht zu sich.
„Rede mit mir. Was ist los?", fragte er noch einmal. Suvi konnte ihr Gesicht dieses Mal nicht abwenden und sie seufzte.
„Mir ist ein bisschen schlecht.", gestand sie.
„Brauchst du was zum Essen?", fragte er besorgt und ließ ihr Kinn wieder los.
„Nein, alles gut. Das liegt bestimmt nur daran, dass die Tage jetzt auf einmal nicht mehr so anstrengend sind.", redete sie sich heraus und Samu gab nach.
„Wenn was ist, versprichst du mir, mit mir zu reden?", fragte er und Suvi nickte.
„Versprochen." Nicht., fügte sie gedanklich hinzu. Auf keinen Fall wollte sie ihrem Vater gegenüber schwäche zeigen.
Und er hatte ohnehin schon genug mit seiner eigenen Genesung zu tun, da brauchte sie ihm nicht auch noch zur Last zu fallen.

SEINE Tochter (Samu Haber)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora