Kapitel 12

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Suvi und Samu standen nebeneinander auf der Bühne. Man hatte Suvi inzwischen auf einen Ständer für ihr Mikrofon gebracht und es für sie eingestellt. Jetzt war es still. Alle warteten darauf, dass die beiden auf der Bühne endlich anfingen.
„Wie in der Hütte.", sagte Samu so leise, dass nur Suvi es verstehen konnte. Sie schloss ihre Augen und fing an zu spielen. Ihre Finger bewegten sich wie von alleine über die Saiten der Gitarre und schlugen sie an. Sie hatte diesen Song schon so oft für sich gespielt, langsam konnte sie es im Schlaf.
„Tell me 'bout the road you've chosen.", fing sie an. sie sang die erste Strophe alleine. Wie in der Hütte. Erst beim Refrain stieg Samu ein. Die zweite Strophe sang er dann. Und gemeinsam sangen sie den Rest. Die Band setzte irgendwann auch ein, und Suvis Arme und Beine wurden von einer Gänsehaut überzogen. Es war ein epischer Moment. Und noch so viel anders, als in der kleinen Hütte. Gleicher Song, fast das gleiche Instrument und nur ein anderer Ort. Trotzdem war es so viel schöner als alleine.
Als Suvi die Augen wieder öffnete, sah sie, wie sämtlich e Menschen im Publikum ihre Handys gezückt und auf die Bühne gerichtet hatten. Samu neben ihr hatte ein wenig feuchte Augen und auch die Jungs hinter Suvi sahen alle sehr berührt aus. Suvi wollte aber keine Tränen fließen sehen. Sie wollte nicht, dass hier irgendjemand weinte. Schnell überlegte sie, welcher Song sorgte auch sehr schön für gute Laune? Der erste Song der ihr einfiel, den sie eigentlich auch noch ganz gut spielen und singen konnte, und der wenigstens ein bisschen gute Laune verbreitete, war: 'Somebody like me (crazy)'
Sofort fing sie mit dem Gitarren Intro an und stellte Blickkontakt mit Riku her, damit er übernahm. Dann sah sie ihren Vater an. Dieser grinste als er den Song erkannte und stimmte daher natürlich auch gleich mit ein.
Und so standen sie da, noch den ganzen Vormittag. Ja, richtig gelesen. Vormittag. Nachdem Suvi gestern gegen Abend eingeliefert worden war, waren über dreizehn Stunden vergangen. Als Samu sich diese Tatsche vor Augen führte, merkte er erst, wie lange er schon wach war.
Das Konzert neigte sich dem Ende und Suvi und Samu sangen gemeinsam als letztes ‚Afterglow'. Dann verabschiedeten sie sich und verließen die Bühne wieder.
„Das war mal was... anderes.", sagte Suvi und lehnte sich gegen ihren Vater.
„Wem sagst du das? Ich glaube, dass ist das erste Mal, dass ich mit jemandem zusammen auf der Bühne gesungen habe, der noch nicht einmal achtzehn ist...", sagte Samu und streichelte ihr vorsichtig über die Schulter.
„Papa, wo ist Riku?", fragte Suvi und sah sich um. „Ich muss mich noch bei ihm bedanken.", fügte sie noch hinzu.
„Der müsste glaube ich gerade auf der Toilette sein.", meinte Samu und sah sich ebenfalls um.
„Wer müsste gerade auf der Toilette sein?", fragte Riku plötzlich von hinter ihnen.
„Du!", antwortete Suvi und drehte sich zu ihm um. „Ich wollte mich bei dir bedanken Riku. Das war ganz besonders für mich.", sagte sie und nahm den Gitarristen in den Arm.
„Oh nicht dafür. Ich fand es auch schön. Aber pass ja auf, dass dein Vater bald ins Bett kommt. Der läuft noch gegen eine Wand, so müde wie er ist.", sagte er und erwiderte die Umarmung kurz. Suvi lachte und Samu sah seinen Kumpel finster an.
„Ich bin müde, nicht taub.", sagte er und haute Riku leicht gegen den Arm. Suvi kicherte und stolperte von ihnen weg.
„Alles ok Suvi?", fragte Samu besorgt.
„Ja, mir ist nur ein bisschen schwindelig.", gab sie zu. Plötzlich schoss ihr etwas durch den Kopf. Sie hatte vergessen zu trinken. Und das war auch der letzte Gedanke ehe sie umfiel und in Samus armen landete.
„Acht du Scheiße!", fluchte Riku als Suvi umfiel.
„Was zum-", rief Osmo der gerade zu den beiden kam, um ihnen mitzuteilen, dass Suvi etwas essen sollte.
„Ab, Osmo lauf! Hol Dr. Paakkanen! Oder sonst irgendeinen Doktor!", wies Samu ihn und und Osmo machte auf dem Absatz kehrt und rannte los.
Samu hob Suvi wieder hoch und sagte zu Riku: „Und wohin jetzt?"
Riku überlegte kurz. „Am besten, wir gehen nirgendwo hin. Osmo holt den Arzt bestimmt hier hin."
 Samu stimmte ihm mit einem Nicken zu und atmete tief durch.
„Was für ein schlechter Vater bin ich eigentlich?", fragte er plötzlich und Riku sah ihn ernst an.
„Warum?"
„Ich kann nicht mal dafür sorgen, dass meine Tochter auf einem Konzert singen kann, ohne direkt im Anschluss weg zu kippen!", fluchte er und wollte am liebsten gegen eine Wand rennen.
„Nun hör aber mal auf!", sagte Riku und starrte ihn böse an. „Du bist seid über vierundzwanzig Stunden wach, hast zwischen drinnen ein Konzert gespielt und ihr das Leben gerettet! Wir wissen beide nicht, warum sie umgekippt ist. Aber höchstwahrscheinlich, können wir da nicht einmal etwas für!", sagte er und Samu beruhigte sich wieder etwas.
„Danke Riku. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.", sagte er, und klopfte seinem besten Freund mit der freien Hand auf die Schulter.
„Auf jeden Fall nicht in einem Krankenhaus sitzen und vor fünf Minuten noch ein spontanes Konzert gegeben haben.", grinste Riku.
„Ach herrjemine! Ich hatte ihr doch gesagt, sie soll trinken! Sonst hätte ich die Infusion doch nicht abmachen können!", fluchte Dr. Paakkanen, als er neben Samu zum stehen kam. „Wir müssen sie wieder an die Infusion schließen!", entschied er und bedeutete Samu ihm zu folgen. Dieser tat es natürlich und trug seine Tochter hinter dem Arzt zurück auf ihr Zimmer.  

SEINE Tochter (Samu Haber)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt