Kapitel 29

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Suvi wurde am nächsten Morgen wieder von ihrem Wecker geweckt. Normalerweise stand sie nie sofort auf. Doch dieser Morgen war anders... Suvi wachte auf und hatte sofort gute Laune. Sie rollte sich aus dem Bett und landete unsanft auf dem Boden, rappelte sich aber schnell wieder auf und machte erst einmal ein bisschen Morgensport.
Als sie nach fünf Minuten wieder aufhörte, weil für Sport eigentlich keine Zeit war, hatte sie ganz hervorragende Laune und sie hüpfte gut gelaunt in die Küche. Dort frühstückte sie und ging ebenso gut gelaunt wieder nach oben um sich um zu ziehen.
Ich bin schon ein seltsamer Mensch... Ich hatte noch nie – wirklich NIE – so gute Laune wenn ich aufgestanden bin... Ich muss mir irgendwo Fieber gefangen haben..., überlegte sie. Aus ihrem Schrank holte sie einen schicken Pulli von Sunrise Avenue und fragte sich, warum sie so viel Sunrise Avenue Merch hatte. Diese Frage lies sie einfach einmal unbeantwortet im Raum stehen und griff nach ihrem Rucksack und ihrem Handy.
In dem stillen Haus zerriss ein Husten die Stille. Suvi sah von ihrem Handy auf und lauschte. Schon wieder. Etwas besorgt verließ sie ihr Zimmer und ging nach unten. Sie öffnete leise die Türe des Schlafzimmers.
„Papa?", fragte sie doch erhielt keine Antwort. Sie spähte hinein und sah ihren Vater in seine Decke gerollt auf dem Bett liegen. Selbst aus einer Entfernung von gut vier Metern konnte Suvi erkennen, wie er zitterte.
„Oh nein...", murmelte sie und betrat das Zimmer. Erst jetzt fiel ihr auf, dass das Fenster auf kipp war. Sie schüttelte den Kopf und machte es zu. „Ach Papa, jetzt hast du dich doch erkältet. Und es klingt echt nicht gut.", sagte sie leise als ihr Vater wieder hustete. Sie beschloss ihm eine Thermoskanne mit Tee ans Bett zu stellen, da sie nicht wusste wann er aufwachte.
Wenig später hatte sie ihm Tee gekocht und in einer Thermoskanne auf seinen Nachtisch gestellt. Noch dazu hatte sie einen Zettel geschrieben auf dem stand, dass er im Bett bleiben sollte und sich ausruhen. Suvi war sich nicht sicher, ob er es machen würde, aber sie wollte ihn auf jeden Fall darauf hinweisen.

In der Schule war die erste Stunde Musik und Suvi sah aus dem Fenster. Da in ihrer Parallelklasse der Musiklehrer krank geworden war, nahm die Klasse von Viivi heute an ihrem Unterricht teil.
Suvi konnte sich allerdings nicht auf den Unterricht konzentrieren. Die ganze Zeit musste sie an ihren Vater denken. Sie hoffte inständig, Samu würde einfach im Bett bleiben und schlafen. Aber wie sie ihn kannte, stand er jetzt im Vorgarten und schippte den Schnee von der Einfahrt.
„Suvi!", fuhr ihr Musiklehrer sie an.
„Entschuldigung...", murmelte Suvi.
„Kommst du jetzt bitte an die Tafel und schreibst die restlichen Terzen und Quinten auf?", forderte er Suvi auf und diese stand auf. Sie wollte sich auf keinen Fall von ihrem Musiklehrer den Tag versauen lassen. Sie schritt selbstbewusst zur Tafel und sah sich die Noten an.
Glaubt der etwa, mich blamieren zu können? Also echt! Noten lesen gehört zu den wenigen Dingen, die ich tatsächlich sehr gut beherrsche!, dachte sie kopfschüttelnd und nahm die Kreide in die Hand. Hinter ihr hörte sie Viivi tuscheln, doch sie ignorierte es einfach.
Sie sah sich den ersten Ton an und schrieb problemlos die Terz und Quinte davon auf. So machte sie es vier Töne lang, bis sie zu einem Dreiklang gelangte und kurz nachdenken musste.
„Hast wohl doch nicht so gut aufgepasst?", kicherte Viivi gehässig. Doch Suvi ließ sich nicht aus der Fassung bringen.
„Bitte Viivi, wenn du es so viel besser kannst: Du kannst es von mir aus gerne übernehmen. Aber wenn du mich noch kurz meinen Gedanken zu Ende denken lässt...", sagte sie, ohne den Blick von der Tafel ab zu wenden. Sie schrieb auch hier Terz und Quinte auf, doch anstatt sich einfach wieder hin zu setzen, schrieb sie für alle Dreiklänge noch die Septimen hin und war sehr zufrieden mit sich. Sie legte die Kreide bei Seite und ging, ohne Viivi eines Blickes zu würdigen, wieder auf ihren Platz und setzte sich.
„Gut, dank Suvi braucht kein anderer die Septimen auf zu schreiben. Und ob man es nun glauben kann oder nicht, es ist alles richtig.", sagte Herr Paumo und Suvi grinste selbstgefällig. Sollte er doch versuchen sie zu blamieren. Aber wenn es etwas gab, was nicht Kampfkunst war, was sie sehr gut konnte, dann war es Musik.

Samu lag derzeit tatsächlich nicht mehr im Bett sondern arbeitete im Haushalt. Nachdem er vor gut einer Stunde aufgewacht war hatte er bereits den Tee getrunken und die Wäsche gemacht. Er merkte zwar, wie anstrengend das für ihn war und er merkte auch, dass er etwas kränkelte, aber er wollte es sich nicht eingestehen.
Suvi hat recht, du solltest dich hinlegen. Dir geht es nicht gut. Das spürst du doch wohl selber!, meldete sich eine Stimme in seinem Kopf zu Wort. Doch Samu dachte nicht daran. Er hatte noch so viel zu tun und vom krank im Bett liegen würde das Haus nicht sauber werden.
Als Suvi nach der Schule nach Hause kam, hatte er das Wohnzimmer geputzt und im ganzen Haus staub gesaugt. Erschöpft saß er nun auf dem Sofa und hustete.
„Hallo Pa- Och Mensch Papa! Du solltest doch im Bett bleiben!", rief sie als sie den Staubsauger im Flur stehen sah. Sie kam ins Wohnzimmer und sah Samu auf dem Sofa sitzen. „Du bist manchmal so stur!", sagte sie und stellte sich, die Hände in die Seiten gestemmt, vor ihn.
„Aber ich... musste doch arbeiten.", sagte Samu heiser und unter einem Hustanfall.
„Nein, musst du nicht!", rief Suvi, stellte ihren Rucksack in die Ecke und nahm aus dem Regal ein Kissen und eine Decke. Sie warf das Kissen auf die Armlehne des Sofas und deutete darauf. „Hinlegen!", rief sie und Samu gehorchte. Er merkte, dass es keinen Zweck haben würde ihr zu widersprechen. Außerdem ging es ihm auch nicht gut genug. Als er sich hingelegt hatte, deckte Suvi ihn zu und nickte.
„Ich koche dir jetzt einen Tee. Und du ruhst dich aus. Wie ich sehe hast du das Wohnzimmer geputzt und Staub gesaugt. Schön. Den Rest mache ich.", sagte sie und verschwand in der Küche. Samu lächelte etwas.
Was würde er nur ohne Suvi machen?


SEINE Tochter (Samu Haber)Kde žijí příběhy. Začni objevovat