Kapitel 61

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Während Sunrise Avenue das Konzert in der Halle so richtig rockte, und Samu es das erste Mal seit langem wieder genoss, war Moonset unten im Proberaum und redeten.
„Glaubt ihr, wir würden es schaffen eine Karriere aufzubauen?", warf Phil plötzlich in den Raum.
„Schwierig...", sagte Markku.
„Vielleicht...", Nick zuckte mit den Schultern.
„Wenn man sich anstrengt... vielleicht.", sagte auch Aare. Nur Suvi sah das Ganze etwas optimistischer.
„Also echt, wenn wir uns anstrengen, aufnehmen und ein Album produzieren, dann schaffen wir es auch ohne die Werbung von Sunrise Avenue. Aber wir müssen es wirklich wollen.", sagte sie und die Jungs sahen sie zweifelnd an. „Jetzt guckt nicht so!", lachte Suvi. „Lasst uns lieber noch einmal unsere Songs perfektionieren."
Phil stand auf und fing an zu spielen. Jedes einzelne Instrument und jede Stimme wurde verbessert und Song für Song arbeiteten sie sich durch.

Das Konzert verging schneller als Suvi es gedacht hatte, und schon bald standen die Jungs frisch geduscht bei ihnen im Proberaum.
„Wir müssen langsam...", sagte Samu und Suvi nickte.
„Dann mal los.", Markku klatschte in die Hände.
„Kommt ihr etwa mit?", fragte Suvi erstaunt.
„Glaubst du, wir fahren einmal quer durch Finnland, um einmal zu Proben und dann direkt wieder weg zu fahren?", lachte Nick und Suvi zuckte mit den Schultern.
„Verrückt genug seid ihr...", grinste sie.
„Das nehmen wir jetzt einfach einmal ganz gekonnt als Kompliment.", grinste Aare und legte seinen Arm um Suvi. „Wir kommen den Rest der Tour mit.", verriet er und Suvi sprang in die Luft.
„Wirklich?!", sie sah zu ihrem Vater. Samus Augen leuchteten als er sah, wie sehr seine Tochter sich freute.
„Ja. Wir haben Moonset extra einen Bus besorgt...", grinste er und Suvi riss die Augen auf.
„Habt ihr nicht gemacht?", rief sie erstaunt doch Riku grinste.
„Doch, haben wir.", bestätigte der Gitarrist.
„Uiiii!", rief Suvi glücklich und umarmte jeden der ihr in die Quere kam.
Sie verließen die Halle und sofort wurden Samu und die Jungs von Fans belagert und mussten Autogramme geben. Suvi grinste und ging gemeinsam mit ihren Jungs zu ihrem Tourbus.
„Unser erster, eigener Tourbus", murmelte sie verträumt. Von innen war er genauso eingerichtet wie der von Sunrise Avenue und Suvi wollte nicht wissen, wie viel Geld dafür geflossen war. Schnell einigte sich die Band wer wo schlief und Suvi bezog das Bett über Nick. Zu dem Gitarristen ihrer Band hatte Suvi von vorne rein eine besondere Beziehung gehabt und sie war gespannt, was sich in den nächsten Jahren entwickeln würde.
„Phil, gib mir mal bitte den Bettbezug!", rief Markku. Im Tourbus von Moonset ging es drunter und drüber.
„Halt Stopp!", rief Suvi und jeder hielt mitten in seiner Bewegung inne.
„So, jeder geht jetzt raus und ich beziehe euch die Betten. Das kann doch so nichts werden. Phil, wenn du versuchst deine Bettdecke in den falschen Bezug zu stecken, wird das nichts!", rief sie und bugsierte sie nach draußen. Sie schloss die Türe und machte sich daran, die Betten zu beziehen. Erst als sie damit fertig war, durften die Jungs wieder herein kommen.
„Falls wir irgendwann mal auf Tour gehen sollten, dann muss ich euch dringend zeigen, wie man Betten bezieht.", lachte sie.
„Ich hätte es auch alleine geschafft!", rief Aare und Suvi nickte.
„Wahrscheinlich.", sie grinste ihn an und kletterte auf ihr Bett als es klopfte. Suvi zuckte zusammen. Seit dem Vorfall mit Charlott/Sophie hatte sie noch immer Angst, die Bustür zu öffnen, wenn sie nicht wusste wer dort stand.
„Nick, machst du die Tür auf?", fragte sie und der Gitarrist nickte.
„Ah, hallo Samu.", begrüßte er ihn und Samu betrat den Bus. Er sah zwischen den Jugendlichen umher.
„Okay, jetzt seit bitte ehrlich, ihr habt die Betten nicht alleine bezogen, oder? Weil wenn ja, dann muss ich mir Sorgen darüber machen, ob ich mit fünfzehn, sechzehn einfach ein sehr inkompetenter Mensch war.", sagte er todernst.
„Nein, keine Sorge Papa, ich habe die Betten bezogen.", grinste Suvi und kletterte wieder von ihrem Bett herunter.
„Na, jetzt bin ich beruhigt.", Sagte Samu und grinste.
„Was gibt es denn?", fragte sie ihn und er sah sie fragend an. „Du bist bestimmt nicht her gekommen, um dich zu vergewissern ob es normal ist, wenn man mit fünfzehn sein Bett noch nicht beziehen kann.", erklärte Suvi grinsend und Nick kicherte.
„Stimmt, ich wollte fragen ob alles zur Abfahrt bereit ist.", nickte Samu.
„Also, aus meiner Sicht schon.", Markku hob den Daumen.
„Aus meiner Sicht auch.", stimmten Aare und Phil zu.
„Gut, dann kann ich euch jetzt euren Busfahrer vorstellen. Filipp, komm herein.", Samu winkte einen jungen Mann und dieser betrat den Bus.
„Hallo.", sagte Filipp und schüttelte jedem die Hand.
„Perfekt. Ich gehe und überlasse Nick die Verantwortung.", sagte Samu und deutete zu Nick und dieser hob wissentlich den Daumen. „Schön, wenn das alles geklärt ist, dann fahren wir jetzt zu Mecces und sehen uns dort wieder.", verabschiedete Samu sich und verließ den Bus. Suvi winkte ihm hinterher und dann setzte sie sich gemeinsam mit ihren Jungs an den kleinen Tisch und spielte Karten.
Nach einer Weile kamen sie an und stiegen wieder aus.
„Hallo Riku, lang nicht mehr gesehen.", grinste Suvi als der Gitarrist aus dem Bus ausstieg.
„Mecces!", rief dieser begeistert und Samu hinter ihm bekam einen Lachkrampf. „Was, ich war seit bestimmt fünf Jahren nicht mehr bei Mecces!", verteidigte Riku sich und alle zusammen betraten das Restaurant.

Nach dem Essen gingen alle schon einmal in den Bus und Samu verabschiedete sich von seiner Tochter mit gemischten Gefühlen. Einerseits wusste er, dass die Jungs der Band ordentliche Kerle waren aber andererseits machte er sich auch Sorgen Suvi mit ihnen alleine zu lassen.
„Papa?", Suvi riss ihn aus seinen Gedanken.
„Ja?", fragte er und sah ihr in die blauen Augen.
„Ich habe gesagt, dass ich mich auf morgen freue.", lächelte Suvi und drückte ihren Vater.
„Ich mich auch.", sagte Samu und drückte sie ebenfalls. Er hoffte, dass sie nicht merkte, wie unwohl es ihm bei dem Gedanken war, sie alleine zu lassen.
„Gut, dann sehen wir uns Morgen wieder.", verabschiedete Samu sich und machte sich auf dem Weg zu seinem Bus. Suvi blickte ihm hinterher und hatte ein seltsames Gefühl.
„Warte kurz.", sagte sie zu Filipp, der in der Bustür stand, und rannte ihren Vater hinterher. „Papa!", rief sie und Samu blieb stehen. Er drehte sich zu ihr um und Suvi sprang an ihm hoch. „Bis Morgen. Hab dich lieb.", sagte sie und drückte ihren Vater.
„Ich dich auch.", sagte Samu und ließ Suvi wieder herunter. Sofort lief sie zurück und stieg in den Bus. Samu schüttelte verwundert den Kopf und setzte seinen Weg zurück zu seinem Bus fort.
 „Und Hapa, alles gut?", fragte Riku nachdem Samu sich einen Kaffee gekocht hatte, auf dem Sofa saß und auf den Boden starrte.
„Ja. Warum?", gab Samu zurück, ohne aufzusehen.
„Äh, seit wir los gefahren sind, sitzt du da und trinkst Kaffee.", erklärte Riku und Samu zuckte mit den Schultern.
„Mach dir keine Sorgen, Nick und die anderen Jungs von Moonset sind anständige Kerle und passen auf Suvi auf.", sagte nun auch Raul von seinem Bett aus.
„Ihr habt ja recht. Und ich mache mir mal wieder zu viele Sorgen.", sagte er und stand auf. Auch wenn er gerade erst Kaffee getrunken hatte, wollte er jetzt nur noch schlafen. „Bis Morgen." sagte er und legte sich, angezogen wie er war, ins Bett und zog den Vorhang zu.
Im Bus von Suvi sah es ein wenig anders aus. Sie und ihre Jungs lachten und redeten noch sehr lange bis auch sie sich irgendwann entschieden, ins Bett zu gehen.
„Ich gehe ins Bad.", Sagte Markku und stand auf. Doch Nick zog ihn wieder auf das Sofa.
„Vergiss es! Du gehst nicht als erster ins Bad. Sonst warten wir anderen bis Morgen.", sagte er und alle lachten.
„Pff.", Machte Markku und Suvi stand auf.
„Ich gehe als erstes ins Bad.", bestimmte sie und ging ohne Widerrede zu ihrem Koffer um ihren Schlafanzug heraus zu holen. Dann ging sie ins Bad und machte sich schnell fertig.
Als sie in ihrem Bett lag zog sie noch einmal den Vorhang auf und sagte: „Gute Nacht, Phil. Gute Nacht, Aare. Gute Nacht, Markku. Und Gute Nacht, Nick."
Sofort kam ein einstimmiges: „Gute Nacht, Suvi.", zurück und Suvi zog den Vorhang wieder zu. Sie drehte sich zur Wand und starrte sie an. Aus irgendeinem Grund fühlte sie sich unwohl. Sie versuchte das Gefühl zu unterdrücken, aber es klappte nicht.
Sie nahm ihr Handy und öffnete WhatsApp. Sie öffnete den Chat mit ihrem Vater und schrieb:
>Ich kann nicht schlafen...<
Ziemlich sofort kam eine Antwort zurück:
>Was ist denn los?< 
Suvi zuckte mit den Schultern und tippte:
>Ich weiß auch nicht... mir geht es irgendwie nicht gut. Nicht körperlich, sondern psychisch nicht gut...< 
Samu in seinem Bett bekam ein wenig Panik, fasste sich dann allerdings wieder schnell.
>Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was man dann macht. Aber vielleicht hörst du noch ein bisschen Musik... Ich habe dich lieb und morgen erzählst du mir, was dich bedrückt. Schlaf gut.< 
Suvi las die Nachricht und ließ eine einzelne Träne über ihre Wange laufen. Auch wenn er nur wenige hundert Meter hinter ihr in einem Bett lag, vermisste sie ihren Vater.
Und zwar tierisch.

SEINE Tochter (Samu Haber)Where stories live. Discover now