Kapitel 47

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Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhr Mann die sechs zu dem Konzertgelände. Im Auto herrschte schweigen. Jeder hing seinen Gedanken nach und Suvi überlegte, von wo aus sie das Konzert sehen wollte.
„Papa, darf ich aus Zuschauer-Sicht gucken?", fragte sie und Samu, der ihr gegenüber saß, zuckte mit den Schultern.
„Tom?", fragte er nach vorne wo der Manager auf dem Beifahrersitz saß.
„Was denn?", fragte Tom zurück.
„Kann Suvi im Publikum sitzen?"
Tom zuckte mit den Schultern. „Wenn noch ein Platz frei ist... klar.", gab er zurück und Samu, der mit dem Rücken zu ihm saß, äffte ihn nach.
„Danke Tom.", sagte Suvi und trat Samu unauffällig gegen das Schienenbein.
„Au!", beschwerte er sich. Suvi sah ihn warnend an und Samu nickte.
Am Konzertgelände angekommen stiegen die Sechs aus und sofort fühlte Suvi sich wieder beobachtet. Unsicher sah sie sich um, konnte aber nur Fans sehen die schon vor dem Eingang standen.
„Lasst uns schnell rein gehen, ehe die uns alle sehen!", sagte Tom und schnell eilten alle ins innere der Konzerthalle. Dort fanden gerade die letzten Vorbereitungen für das Konzert statt und alle wuselten hin und her. Suvi half ihrem Vater beim verkabeln und ging dann zum Soundcheck. Dort saß Sami auf seinem Platz hinter dem Schlagzeug und haute sinnlos auf den Trommeln herum. Suvi durchblickte das mit dem Soundcheck noch nicht, und ging lieber zu Riku der sich einspielte.
„Und jetzt, ein Gitarrensolo!", rief sie und sofort spiele Riku sein Lieblings-Gitarrensolo. Suvi applaudierte begeistert und sagte: „Irgendwann musst du mir mal zeigen, wie du das hinbekommst!"
Dann ließ sie den Gitarristen wieder alleine und ging weiter zu Osmo. Dieser war allerdings vollkommen in sein Spielen vertieft und Suvi wollte ihn nicht stören. Irgendwie kam sie sich etwas fehl am Platz vor. Alle hatten eine Aufgabe, nur sie nicht. Kurzentschlossen griff sie nach einem Besen und fegte die Bühne.
„Was machst du denn da?", rief Samu auf einmal. Suvi sah von ihrer Tätigkeit auf und grinste ihren Vater an.
„Ich fege die Bühne, siehst du doch.", gab sie zurück und machte weiter.
„Aber warum?", Samu hatte sie erreicht und hielt den Besen fest.
„Damit ich mir nicht ganz so fehl am Platz vorkomme.", sagte sie und wollte den Besen wieder nehmen, doch Samu entriss ihn ihr und warf ihn von der Bühne.
„Ey!", beschwerte sie sich doch Samu grinste.
„Du bist doch nicht fehl am Platz. Du brauchst nur eine Aufgabe.", sagte er und Suvi verdrehte die Augen.
„Hatte ich, bis ein gewisser Herr Haber den Besen weggeworfen hat."
Samu lachte und führte sie in den backstage Bereich.
„Kann mir mal eben jemand helfen?", rief plötzlich einer der Tontechnicker. Samu nickte bestimmt und Suvi lief auf ihn zu. Die Zeit vor dem Konzert verbrachte Suvi damit, dem Tontechnicker, Jakob, zu helfen. Als dann die Türe der Halle geöffnet wurden, verabschiedete sie sich und suchte nach einer Ecke wo bisher noch keiner stand und wartete.
Plötzlich vibrierte ihr Handy. Sie zog es aus der Tasche und sah drauf.

Suvi komm nach dem Konzert einfach nach hinten. Hier kennen dich ja eigentlich alle und wenn dich jemand nicht rein lassen will, rufst du mich an!
Hab dich lieb und viel Spaß.

Schrieb ihr Vater und Suvi lächelte.

Hab dich auch lieb und danke. Dir auch ganz viel Spaß und Glück. Haut auch nicht die Köpfe ein.

Antwortete sie und steckte das Handy wieder weg. Ihr Vater war vor einem Konzert immer ziemlich schnell reizbar und stritt sich schonmal gerne mit den anderen.
Die Halle füllte sich nach und nach und jeder nahm seine Plätze ein. Suvi wollte recht weit hinten stehen, um besser sehen zu können, wenn etwas am Eingang nicht stimmte. Sie hatte vorher mit Karl, dem Sicherheitschef, gesprochen und er hatte es für eine gute Idee gehalten. Suvi hatte auch ein Funkgerät bekommen damit sie schnell Kontakt aufnehmen könnte, wenn etwas passiert.
Als alle ihre Plätze eingenommen hatten, war es in der Halle doch recht laut, bin das Licht auf der Bühne ausging. Augenblicklich herrschte Totenstille. Auf einmal hörte man Riku Gitarre spielen und Samu trat ans Mikrofon.
Und schon begann das erste Lied: Prisoner in Paradise

Das Ganze Konzert verlief reibungslos und Suvi feierte wie alle anderen Fans mit. Als sich das Konzerte dem Ende zuneigte, kam in Suvi wieder das Gefühl auf, beobachtet zu werden. Sie unterdrückte es so gut es ging und genoss die letzten Minuten.
Nach der Zugabe strömten die Fans nach draußen, weil es dort noch Autogramme geben sollte. Geduldig wartete Suvi bis die größte Masse draußen verschwunden war und meldete Karl durch das Funkgerät:
„Karl, ich bin weg. Ich gehe zu Papa. Es sind so gut wie alle draußen und den Rest kriegen Thomas und Benni alleine hin."
Als Karl ihr sein Okay gegeben hatte, nahm sie das Funkgerät aus dem Ohr und stopfte es in ihre Tasche. Dann machte sie sich auf den Weg zur Bühne. Ohne auf die verblüfften Blicke der anderen Fans zu achten, sprang sie über den Zaun der als Absperrung diente und betrat den backstage Bereich.
„Ey, darfst du das?", rief jemand auf Finnisch. Suvi drehte sich genervt um und ging zu dem Mann, der gerufen hatte.
„Sieht es so aus, als wollte mich jemand aufhalten?", fragte sie und der Mann schüttelte den Kopf. „Gut, und wenn mich keiner aufhält, dann werde ich es wohl dürfen.", sagte sie und drehte sich um. Bevor sie allerdings verschwand, drehte sie sich noch einmal zu dem Mann. Dieser versuchte gerade ebenfalls über den Zaun zu klettern.
„Aber dir würde ich empfehlen, da zu bleiben. Ich kann nachweisen, dass ich Samu Habers Tochter bin. Du leider nicht.", sagte sie. So lies sie den verblüfft guckenden Mann stehen und verschwand zu ihren Freunden.
Riku, Osmo, Sami und Raul saßen auf den Sofas in der Umkleide und schlürften literweise Wasser.
„Hi Jungs. Gut gespielt. War ein sehr gutes Konzert.", lobte Suvi als sie den Raum betrat.
„Danke.", kam es von Riku.
„Wisst ihr, wo Paps ist?", fragte sie als sie ihren Vater nicht sah.
„Der wollte dich suchen.", erklärte Osmo.
„Himmel noch mal! Ich gehe ihn auch suchen. Wenn er her kommt sagt ihm, dass er hierbleiben soll. Ich bin spätestens in einer halben Stunde wieder da. Wenn nicht, dann könnt ihr Karl Bescheid sagen. Dann wurde ich entweder gekidnappt oder habe mich verlaufen.", grinste sie und verließ die Umkleide wieder.
Erst suchte sie bei den Toiletten, dann bei der Bühne und schließlich auch in der Küche. Nirgends war Samu zu finden und sie machte sich allmählich Sorgen. Ihre letzte Hoffnung war draußen. Sie verließ das Gebäude und stand in der Sonne. Sie kniff die Augen zusammen, um etwas erkennen zu können. Dann suchte sie weiter, fand aber immer noch nichts!
Sie wollte die Halle gerade wieder betreten, um zur Umkleide zu gehen, denn die angekündigte halbe Stunde war fast rum, da vernahm sie ein dumpfes Gemurmel. Sofort klingelte es in ihren Kopf und die wildesten Vermutungen bildeten sich in ihr. Schnell schob sie alle beiseite und lauschte. Dann folgte sie dem Gemurmel.
Sie bog um die Hausecke und sah, wie eine Frau vor einem Mann stand und ihn küsste. Sofort erkannte Suvi ihren Vater. Sie erkannte allerdings auch, dass es ihm ganz offenbar nicht gefiel. Als die Frau kurz von ihm abließ rief er:
„Sag mal, spinnst du?! Lass mich sofort lo-"
Sie drückte ihre Lippen wieder auf seine und brachte ihn so zum Schweigen. Das reichte Suvi.
Sie nahm Anlauf und sprang. 

SEINE Tochter (Samu Haber)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora