Kapitel 23

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Zuhause angekommen, ließen Suvi und Samu sich erst einmal auf das Sofa fallen.
„Anstrengende Tage.", murmelte Samu und Suvi fing an zu kichern.
„Ich mache mir einen Tee. Soll ich dir auch einen Tee oder einen Kaffee machen?", fragte sie und stand auf.
„Wenn du mir einen Kaffee machen könntest, wäre das sehr nett.", gab Samu zurück und legte sie auf dem Sofa hin. Suvi nickte und ging in die Küche, um Tee und Kaffee zu machen. Doch als sie die Schublade mit dem Tee öffnete, lag ein Brief darin. Sie hob ihn hoch und las die Überschrift: Für Samu und Suvi
Suvi erstarrte.
„Papa...?", fragte sie, konnte den Blick allerdings nicht von dem Brief abwenden. Samu rappelte sich mühsam auf und ging zu ihr.
„Was denn?", fragte er und wuschelte sich einmal durch die Haare.
„Warum liegt beim Tee ein Brief für uns?", fragte Suvi und sah auf.
„Ein Brief?", fragte Samu verwundert und Suvi reichte ihm den Umschlag.
„Die Schrift sieht aus wie die deiner Mutter.", murmelte Samu und Suvi nickte. „Am besten, wir lesen es einfach.", entschied Samu und die beiden gingen zurück ins Wohnzimmer, wo sie sich eng aneinander gekuschelt auf das Sofa setzten. Samu legte seinen Arm um Suvi und diese kuschelte sich an ihn.
Mit etwas zitterigen Fingern öffnete Samu den Brief und klappte ihn auseinander. Dann atmete er ein und begann vorzulesen:
„Liebe Suvi, Liebster Samu."
Samu hielt kurz inne, sah Suvi an und schüttelte verwundert den Kopf.
„Also noch einmal:
Liebe Suvi, Liebster Samu.

Es tut mir leid. Es tut mir so furchtbar leid, dass ich gegangen bin. Aber ich habe keinen anderen Ausweg gesehen. Ihr wart so fern von einander und ich war das Problem. Das könnt ihr jetzt abstreiten, oder es sein lassen. Aber ich weiß, dass ich das Problem war. Jetzt, wo ich weg bin, seid ihr euch hoffentlich näher gekommen. Denn sonst wäre mein Tod ziemlich umsonst gewesen.
Falls ihr euch das jetzt fragt: Nein, es war kein Unfall. Es war Absicht. In dem Moment wo ich das hier schreibe, lebe ich zwar noch, aber ich weiß das ich bald auf der Autobahn sterbe. Ich habe es geplant und bin mir zu hundert Prozent sicher, dass es das Richtige ist.
Wehe euch, ihr macht euch jetzt die ganze Zeit Vorwürfe. Oder sagt, wenn ihr euch mehr umeinander gekümmert hättet, würde ich noch leben. Nein, so ist es nicht. Es war meine freie Entscheidung. Klar, war es mit ein Grund, aber es gab nichts mehr für mich, für das ich hätte leben können. Suvi, du hast dich immer mehr von mir entfernt und ich mich immer mehr von dir. Und Samu, natürlich habe ich gemerkt, dass du keine oder wenig Gefühle für mich hast. Fühl dich deswegen aber bitte nicht schlecht. Es ist in Ordnung. Vielleicht sogar besser... das weiß ich nicht.
Aber was ich weiß ist, ich werde im Himmel sein und auf euch beide warten. Untersteht euch, zu schnell nach zu kommen, aber ich werde hier oben auf euch warten. Wenn ihr euch alleine fühlt, werde ich versuchen euch nah zu sein. Und ich will euch ein Schutzengel sein. Fragt am besten nicht, wann ich so poetisch geworden bin, aber wenn man seinen Tod plant, wird man ganz seltsam im Kopf.
Suvi bitte, versuch die Chancen zu nutzen, die sich dir auftun. Ich möchte, dass du mit deinem Leben etwas anfängst. Und du Samu, kümmere dich um sie und um deine Band. Aber vergiss nicht, dich auch mal um dich selber zu kümmern. Du versuchst immer allen zu helfen, aber vergisst dich darüber selbst.
Ich habe euch beide sehr lieb. Und was ich früher auch immer gesagt habe: Wenn jemand stirbt, kann man ihm Briefe schreiben und verbrennen. Ich glaube fest daran, dass wenn ihr mir auch Briefe schreiben solltet, ich sie auch erhalten werde.
So, nun aber genug der langen Reden. Ich werde jetzt gehen und den Brief ins Teefach legen. Verliert ein oder zwei Tränen um mich, aber trauert nicht zu lange. Es war meine eigene Entscheidung, vergesst das nie. Ihr seid die wunderbarsten Menschen in meinem Leben und ich werde euch immer lieben.
Bis wir uns wiedersehen, ich liebe euch. Beide.
Aliisa."
Samu faltete den Brief wieder zu. Was er da eben vorgelesen hatte, berührte ihn. Suvi in seinem Arm weinte leise und auch in ihm überschlugen sich die Gefühle. Was sollte er denn jetzt sagen? Er hatte das Gefühl, Suvi irgendwie trösten zu müssen, wusste aber nicht wie.
„Papa, warum hat sie das gemacht?", weinte Suvi und drückte ihr Gesicht in seine Seite.
„Ich weiß es nicht...", murmelte Samu, legte den Brief zur Seit und nahm Suvi richtig in den Arm. „Ich weiß auch noch nicht, was dieser Brief uns jetzt genau sagen will. Aber ich weiß, dass was auch immer es ist, wir werden es durchstehen. Und zwar gemeinsam.", sagte er und legte seinen auf Suvis Kopf. 

SEINE Tochter (Samu Haber)Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang