Kapitel 48

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Suvi traf die fremde Frau mit einem gezielten Tritt an der Schulter und trat sie so von Samu weg. Dieser schnappte nach Luft und sah seine Tochter mit einer Mischung aus Angst, Überraschung und Zufriedenheit an.
„Keiner, ich wiederhole, KEINER macht so etwas mit meinem Vater!", brüllte Suvi und trat der auf dem Boden liegenden Frau gegen den Rücken. Auf einmal näherte sich von hinten ein großer Mann mit breiten Schultern und ging auf Suvi zu.
„Pass auf!", rief Samu und Suvi reagierte schnell. Gerade als der Mann ausholte, um sie zu schlagen, sprang sie mit einem Satz zur Seite. Das Blöde war nur, dass der Schlag jetzt in Samus Magengrube landete und er zusammenklappte.
„Papa!!", rief Suvi ängstlich doch ihre Angst wandelte sich schnell in blanke Wut um. Mit einem Schrei sprang sie auf. Sie rannte auf die Wand zu, sprang an ihr hinauf und machte eine Rolle rückwärts durch die Luft. In der Drehung holte sie aus und trat dem Mann mit voller Wucht gegen den Kopf. Er gab ein letztes Stöhnen von sich und klappte dann bewusstlos zusammen. Suvi landete etwas abseits auf ihren Füßen und betrachtete wutschnaubend das Spektakel.
„Das passiert mit Leuten, die meinem Vater etwas Böses wollen!", sagte sie klar und deutlich und hechtete dann auf ihren Vater zu.
Samu lag gefesselt auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerz. Der Schlag hatte es echt in sich gehabt und da er an seinen Händen gefesselt war, hatte er sich auch nicht wehren können.
„Papa!", rief Suvi als sie sich neben ihn kniete. „Papa, was ist passiert?", fragte sie verzweifelt und löste seine Fesseln, die aus Schnürsenkeln bestanden.
„Erkläre... ich dir... gleich.", gab er leise zurück. Suvi war so auf ihren Vater fokussiert, dass sie nicht mitbekam, wie die Frau aufstand und davon humpelte.
Der Schmerz in Samus Bauch ließ langsam nach und er konnte aufstehen.
„Ich helfe dir.", sagte Suvi sofort und reichte ihm ihre Hand. Dankbar nahm Samu sie an und stützte sich ab. Langsam gingen sie wieder in Richtung Halle und Suvi holte aus ihrer Tasche das Funkgerät.
„Karl, bitte komm sofort mit zwei Männern zum Hintereingang 3F! Hier gibt es ein dringendes Problem.", sagte sie und sofort kam die Antwort:
„Suvi, was ist los? Wir sind auf dem Weg!"
„Hier war eine Frau die Papa belästigt hat und als ich sie von ihm weg gezogen habe, kam ein Mann. Er wollte mich schlagen hat aber Papa getroffen, in den Bauch. Papa kann wieder laufen, aber ich glaube er hat noch starke Schmerzen. Den Mann habe ich bewusstlos getreten, aber ich weiß nicht wie lange das hält...", erklärte Suvi.
„Wo ist die Frau?", fragte Karl zurück und Suvi antwortete kurz angebunden:
„Weg."
„Okay. Wir sind da.", erklang die Stimme von Karl vor ihnen.
„Super Karl, hinter der Hausecke!", Suvi deutete auf die Hausecke und Karl und die beiden Männer rannten los. „Und wir beide, rufen Krankenwagen und Polizei.", sagte Suvi und ehe Samu widersprechen konnte, hatte sie auch schon ihr Handy gezückt und die Nummer des Notdienstes gewählt.
„Ach, ich kann doch gar kein spanisch!", fluchte sie und trotz seiner Schmerzen grinste Samu etwas. „Nicht witzig, Papa.", sagte Suvi und schaltete schnell auf Englisch als eine Frau an der anderen Seite der Leitung abhob.
„Hola policía de Madrid, ¿qué puedo hacer por ti? (Guten Tag Polizei Madrid, was kann ich für sie tun?)", fragte die Frau und Suvi schluckte.
„Sorry, I don't speak Spanish. But you need to help us. My name is Suvi Haber and my father, Samu Haber, has just been sexually assaulted by a woman and beaten by a man. We need an ambulance and a police car, because my dad is injured and the man who hit him, is passed out. (Entschuldigung, ich kann leider kein spanisch. Aber Sie müssen uns helfen. Mein Name ist Suvi Haber und mein Vater, Samu Haber, wurde gerade von einer Frau belästigt und von einem Mann geschlagen. Wir brauchen einen Krankenwagen und einen Polizeiwagen, weil Papa verletzt ist und der Mann der ihn geschlagen hat, ist bewusstlos.)", erklärte Suvi etwas panisch, doch die Frau an der Leitung schien sie verstanden zu haben.
„Please keep calm. I'll send someone over, immediately. Can you tell me why the man is passed out? (Bitte bleiben sie ruhig. Ich schicke sofort jemanden zu ihnen. Können sie mir sagen, warum der Mann bewusstlos ist?)", fragte die Frau und Suvi versuchte sich zu entspannen.
„After the concert, I looked for Dad because he wasn't in the locker room. I found him outside and saw a woman kiss him. Then I heard him say that she should leave him alone, but she didn't. Then I kicked her away from him. You have to know I do martial arts since I can remember. But then this man came and wanted to hit me. I dodged him, but he hit dad. I got very angry and kicked the man in the head. Not life threatening, just to knock him out.(Nach dem Konzert habe ich nach Papa gesucht, weil er nicht in der Umkleide war. Ich habe ihn draußen gefunden und gesehen, wie eine Frau ihn geküsst hat. Dann habe ich gehört wie er gesagt hat: dass sie ihn in Ruhe lassen soll, aber sie es nicht getan hat. Dann habe ich sie mit einem Tritt von ihm weg befördert. Sie müssen wissen, ich mache Kampfsport seit ich denken kann. dann kam allerdings dieser Mann und wollte mich schlagen. Ich konnte ihm ausgewichen, aber er hat Papa getroffen. Ich bin daraufhin sehr sauer geworden und habe dem Mann gegen den Kopf getreten. Nicht lebensgefährlich, nur damit er bewusstlos wird.)", erklärte sie.
„Okay. My colleagues should arrive in a few minutes. Until then, please keep calm. (Meine Kollegen sollten in ein paar Minuten ankommen. Bis dahin, bitte bewahren sie ruhe.)", sagte die Polizistin.
„Okay, thanks." Gab Suvi zurück und legte auf.
„Was ist denn mit euch passiert?", rief Riku geschockt als Suvi und Samu die Umkleide betraten.
„Osmo, runter vom Sofa!", wies Suvi den Keyboarder an. Sofort sprang dieser auf und Suvi half Samu dabei, sich hinzulegen. „Erkläre ich euch alles gleich. Papa, brauchst du etwas?", fragte sie, doch Samu schüttelte den Kopf. Suvi nickte und wandte sich zu den anderen, die alle besorgt aussahen. Im schnelldurchlauf erklärte sie was passiert war und sofort fing Riku an sich aufzuregen.
„Muss so etwas denn sein? Als wäre ein Konzert nicht schon anstrengend genug, dann noch so eine Scheiße! Echt, dass ist so... arrgh!", rief er und lief durch den Raum.
„Komm runter, Riku! Es ist nicht das erste Mal, dass ein aufdringlicher Fan mich belästigt hat. Das wahre Problem ist der Mann. Er wollte Suvi verletzen und mich hat er verletzt!", versuchte Samu seinen besten Kumpel zu beruhigen, doch dieser hörte gar nicht zu.
„Wenn ich das Weib zwischen die Finger bekomme... dann... dann...", hob er wieder an.
„Dann wird sie sich wünschen, nie geboren worden zu sein.", beendete Suvi seinen Satz.
„Genau!" stimmte der Gitarrist zu. Und auf einmal ging alles drunter und drüber. Alle redeten durcheinander, die Lautstärke stieg, Samu lag auf dem Sofa hörte sich alles an und Suvi kniete neben ihm und bekam einen innerlichen Nervenzusammenbruch.
„Hört ihr jetzt wohl mal auf!", schrie sie und sofort herrschte Stille. „Hört auf zu schreien!", rief Suvi wieder. Sie seufzte und lies sich auf den Boden sinken. Die ersten Stress-Tränen kullerten über ihre Wangen und die Jungs sahen alle Schuldbewusst auf den Boden. Endlich kamen die Polizisten und die Sanitäter.
„Who needs help? (Wer braucht Hilfe?)", fragte einer der Sanitäter auf Englisch und Suvi deutete auf ihren Vater. Sie stand auf und ging zur Seite.
„So, you are Suvi Haber? (So, du bist Suvi Haber?)", fragte einer der Polizisten und Suvi nickte. Schnell wischte sie sich eine Träne aus dem Gesicht und atmete ein.
„Yes, I am. (Ja, bin ich.)", Gab sie zur Antwort und lächelte traurig.
„Can you tell us everything that happend? (Kannst du uns alles erzählen, dass passiert ist?)", fragte der andere Polizist und Suvi erzählte noch einmal jedes noch so kleinste Detail.
„Okay, thank you very much!", sagte der Polizist als Suvi mit ihrer Erzählung fertig war. Suvi nickte und ging zu ihrem Vater. Dieser lag mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Sofa. Sein Shirt hatte er für die Untersuchung ausziehen müssen, und legte so einen großen, unschönen Bluterguss frei.
„Oh Papa...", murmelte Suvi. Samu öffnete seine Augen etwas und lächelte gequält.
„Das... wird schon wieder...", presste er hervor. Suvi nickte und unterdrückte die Tränen. Schnell wandte sie sich ab. Samu sollte nicht sehen, wie sie weinte. Er gab plötzlich ein schmerzerfülltes Stöhnen von sich, welcher alle Dämme brechen ließ.
Suvi fing an zu weinen und als jemand versuchte sie zu trösten, rannte sie so schnell sie konnte weg. Sie wollte jetzt alleine sein.      

SEINE Tochter (Samu Haber)Where stories live. Discover now